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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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der Macht sitzt letztlich immer sie, und sie allein.«
    Cayal hörte ihr mit wachsendem Unbehagen zu. Es war irgendwie beunruhigend, dass sie selbst nach einem so langen Leben noch dermaßen verbittert war. »Syrolee scheint ganz zufrieden, dass Tryan in Caelum mit auf dem Thron gelandet ist.«
    »Doch nur, weil ihr keine andere Wahl blieb, an den Thron zu kommen, als Tryan mit Prinzessin Nyah zu verheiraten. Beziehungsweise mit Nyahs Mutter, nachdem das Kind verschwand.«
    »Und warum bist du dann noch bei ihnen?«
    »Ich hab dir bereits gesagt, warum.«
    Er verdrehte die Augen. »Ach ja … am Ende enttäuschen dich immer alle. Wie hast du es so schön gesagt? ›Sind sie sterblich, sterben sie. Sind sie unsterblich, lassen sie mich im Regen stehen.‹« Er schüttelte den Kopf. »Elyssa, ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass selbst die schönste Frau der Welt äußerst unattraktiv wird, wenn sie in Selbstmitleid versinkt?«
    Sie sprang von den Stufen auf. Mit in die Hüften gestemmten Händen funkelte sie ihn an. »Selbstmitleid? Du wirfst mir Selbstmitleid vor? Du, der Feigling, der sich das Leben nehmen will, weil er die Langeweile nicht ertragen kann? Gezeiten, du hast vielleicht Nerven!«
    »Immerhin bin ich mir sicher, das Richtige zu tun.«
    »Aber nur weil du dich weigerst, der Zukunft ins Auge zu sehen«, entgegnete sie scharf. »Du bist ein verdammter Drückeberger, Cayal.«
    »Bin ich vielleicht. Aber ich hab die Zukunft gesehen, Elyssa«, sagte er. »In ihr ist kein Platz für mich.«
    Sie ließ sich nicht beeindrucken. »Oho, jetzt bist du also ein Wahrsager? Wann fiel dir denn dieses Talent zu?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Vermutlich zu der Zeit, als mir klar wurde, dass wir echte Unsterbliche sind«, sagte er. Er wünschte sich plötzlich sehnsüchtig, mit jemandem sprechen zu können, der oder die ihn wenigstens andeutungsweise verstand. »Ist dir das denn nicht klar, Lyssa? Wir sind nicht wie die Figuren aus den Kindermärchen, die so lange unsterblich sind, bis sie keine Lust mehr haben. Oder bis sie im Zweikampf getötet werden – einem Kampf, den der edle Held gewinnen darf, weil er ein reines Herz hat und der ganze Quatsch. Die Kraft, die es braucht, einen von uns zu vernichten, vernichtet Welten. Bleibt höchstens, sich mal kurz den Kopf abschlagen zu lassen und ein Einfaltspinsel zu werden wie Pellys. Einen anderen Ausweg sehe ich nicht.«
    »Was ist mit dieser neuen Welt, zu der sich Lukys aufmachen will? Macht die dich denn nicht neugierig?«
    »Ursprünglich schon. Aber wir kriegen nur alle paar Tausend Jahre eine kosmische Flut. Egal, wie faszinierend Lukys' neue Welt auch sein mag, ich glaube nicht, dass ich riskieren möchte, festzustellen, dass ich mit dieser neuen Welt nicht klarkomme. Schon gar nicht, wenn es zu spät ist, daran etwas zu ändern.«
    Elyssa fiel sichtlich nichts, überhaupt nichts, dazu ein. Also verfluchte sie ihn auf ausgesprochen undamenhafte Art und stürmte davon, um den unsterblichen Prinzen samt seiner entmutigenden, einen in den Wahnsinn treibenden Logik zurückzulassen. Womit sie genau das tat, was Cayal gehofft hatte.
     
    * * *
     
    Zwar war es Cayal gelungen, sie zu vertreiben, aber unterm Strich hatte ihn die Diskussion mit Elyssa nur noch verzweifelter gemacht. Er spürte das Ansteigen der Flut, und mit ihr stieg sein Unbehagen. Und dieses Unbehagen störte ihn. Er hatte immer angenommen, je näher er dem Ende seines endlosen Daseins käme, desto heiterer und gelassener würde er werden. Einverstanden mit seinem gewählten Weg. Friedvoll. Aber so war es nicht. Noch nie hatte er sich in seiner Haut so unwohl gefühlt, nicht mal als er im Kerker von Lebec auf den Scharfrichter gewartet hatte. Er kam nicht dahinter, wieso. Trotz der Aussicht auf ewige Ruhe war er nicht ruhig, sondern nervös und beunruhigt.
    Elyssa war unter Deck verschwunden, ohne Zweifel um sich bei Kentravyon zu beschweren. Vielleicht stimmte der Wahnsinnige ja mit ihr überein. Unheilbar besessen von seiner eigenen Göttlichkeit, war Kentravyon jetzt vermutlich der bessere Gesprächspartner. Und die eisige Nacht mit ihren kalt leuchtenden Sternenbändern war auch nicht sonderlich gemütlich.
    »Wird wieder mächtig frisch.«
    Cayal sah von seinem Platz auf den Stufen hoch zu dem Seemann, der Dienst am Ruder tat. Breitbeinig stand er hinter dem Steuerrad und schwankte fast unmerklich im Einklang mit jeder Bewegung des Decks, als wäre er mitsamt dem Rad an den Planken

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