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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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– ein Unsterblicher – würde dann selbstverständlich auf den Thron steigen, denn letzten Endes konnte ich ja alle meine Geschwister töten und keiner mich.«
    »Nur einer bleibt übrig«, sagte Declan, während sie die Straße überquerten. »Das hat doch einen gewissen Grad an größenwahnsinniger Vernunft. Kein Wunder, dass du sie anziehend fandest.« Sie mussten nicht stehen bleiben, um auf den Verkehr zu achten, denn es gab praktisch keinen. Selbst in diesem relativ wohlhabenden Teil von Paris warteten die Autos, die die Straßen säumten, schon lange nicht mehr auf ihre vornehmen Inhaber, die darin ihren vornehmen Heimen entflohen, um einen vornehmen Ausflug aufs Land zu machen. Die meisten Autos hier dienten nur noch als Heimstatt der Flüchtlingsfamilien, die es geschafft hatten, als Diener oder Hilfsarbeiter Anstellung in den Häusern der reichen Minderheit zu finden. Und die verfuhr weiter im alten Trott, als ob die Probleme der Welt sich irgendwie von selbst lösen würden, wenn man nur unverdrossen die Nase hoch trug.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt mit dir rede, Ratz.«
    »Entschuldige. Und, hast du den Rest deiner Familie um die Ecke gebracht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte nie die Absicht, irgendwen von ihnen umzubringen. Ganz im Gegenteil. Erinnere dich, ich sollte doch für die Verbreitung des Gezeitenglaubens in Kordana sorgen – und vor allem die Anbetung Syrolees und ihrer Familie als Götter und Göttinnen propagieren –, um mein Exil zu beenden. So etwas vollbringt man mit Wundertaten, Ratz. Nicht indem man die amtierende Königin abmurkst und ihren Thron besteigt.«
    »Also, was ist passiert?«
    »Als wir nach Lakesh kamen und Sirella checkte, dass ich vorhatte, meine Schwester mit meinen schönen neuen magischen Fähigkeiten zu heilen, statt sie umzubringen und mir ihren Thron zu krallen, wie sie sich das vorgestellt hatte, da war sie schon ziemlich angepisst. Ein paar Tage später erwischte sie mich dabei, dass ich Gabriella anflehte, die Hochzeit mit meinem Bruder abzusagen und mich stattdessen zu heiraten, weil ich sie immer noch liebte. Und da ist sie endgültig ausgerastet.«
    Declan schmunzelte. Nicht über die Vorstellung, wie Sirella ausrastete, sondern darüber, wie anders diese Geschichte jetzt klang im Vergleich zu der Version, die Cayal auf Amyrantha erzählt hätte. Es war eine notwendige Kunst für Unsterbliche – die Fähigkeit, sich in die umgebende Kulisse einzufügen, die Sprache, die Redewendungen, den Dialekt der lokalen Einwohner zu adaptieren. Es war etwas, worüber Declan selten länger nachgedacht hatte, so selbstverständlich, wie es sich entwickelte. Aber es klang jetzt doch befremdlich, diese uralte Geschichte – die wahrscheinlich bis zu diesem Augenblick nur in Sprachen erzählt worden war, die auf dieser Welt gar nicht bekannt waren – in ziemlich authentischem Nordlondoner Dialekt zu hören.
    Declans eigenes Englisch hatte einen entschieden amerikanischen Klang, hauptsächlich weil die Erfahrung ihn gelehrt hatte, dass es leichter war, mit Computern in einem Akzent zu sprechen, den sie verstanden, als Zeit damit zu verschwenden, sie auf einen Neuen zu programmieren.
    »Was hat Sirella also getan?«
    »Sie ging zu Tryan und log ihm vor, ich hätte die Absicht, meine Schwester umzubringen und mit Gabriella als meiner Königin auf den Thron zu steigen, um dann jede Erwähnung der Gezeiten sowie alle Götter außer mir selbst zu verbieten.« Cayals Stimme blieb ruhig, was Declan nicht überraschend fand. Diese Ereignisse lagen eine lange, lange Zeit zurück.
    »Tryan nahm diese Neuigkeiten wohl nicht gut auf?«
    »Er folterte und tötete Gabriella als Warnung an mich, ja nicht aus der Reihe zu tanzen.«
    »Ah«, sagte Declan.
    Er brauchte keine weiteren Erläuterungen. Er wusste, dass Kordanas Zerstörung Ergebnis eines Zusammenstoßes zwischen Tryan und Cayal gewesen war, aber bisher hatte er die Einzelheiten nicht gekannt. Declan war immer davon ausgegangen, dass Cayal sein Heimatland nicht aus einer bloßen Laune heraus in Schutt und Asche gelegt hatte. Aber ein Koller der Zerstörungswut als Reaktion auf die Folterung und Ermordung der einzigen Frau, die er je geliebt hatte? Das war schon eher etwas, das man verstehen konnte.
    Wenigstens glaubte Declan, dass Gabriella die einzige Frau war, die der unsterbliche Prinz je geliebt hatte. Einer stillschweigenden Übereinkunft folgend hatten sie nie über andere Möglichkeiten gesprochen,

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