Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
auf. Gerade als Stellan das Risiko auf sich nehmen wollte, zu der Kluft hinunterzugehen und selbst nachzusehen, was da unten geschehen war, erzitterte die Erde aufs Neue.
    Im nächsten Augenblick schoss eine gewaltige Feuersäule aus der Kluft empor. Sie war so heiß, dass Stellan spürte, wie ihm die Hitze selbst aus dieser Entfernung das Gesicht versengte. Er betrachtete sie staunend und erwartete, dass sie wieder in sich zusammenfiel, aber sie schien eher noch zu wachsen als zu schrumpfen.
    Beeindruckt starrte Stellan die Feuersäule an, dann wurde ihm klar, was sie bedeutete. Er murmelte einen wilden Fluch, drehte sich um und rannte los. Er rannte, so schnell er es auf dem rasant schmelzenden Eis vermochte, wusste schon, dass es vergeblich war, und musste doch weiterrennen, zu sterblich, zu sehr von Angst vor dem Tod erfüllt, um etwas anderes zu tun.
    Die Risse vervielfältigten sich bei jedem Schritt, während er sich mühte, vor dem Unausweichlichen davonzulaufen. Etliche Sprünge taten sich klaffend vor ihm auf.
    Stellan hielt länger durch, als er gedacht hätte. Er schaffte noch ein beachtliches Stück Strecke, ehe die Flammen ihn einholten. Sein letzter Gedanke galt Arkady. Ob sie es wohl geschafft hatte, nicht von der Apokalypse verschlungen zu werden, die die Unsterblichen und ihr machthungriger Spalt ausgelöst hatten? Vielleicht hatte sie auf der anderen Seite Sicherheit gefunden.

TEIL IV
     
     
     
    Ich fällt sie, doch sie starben nie.
    Ja! Tag und Nacht musst ich sie sehn,
    Fand ich nicht Schlaf noch Ruh durch sie
    Noch könnt ich ihnen je entgehn.
    Da wars Verzweiflung, die mich trieb
    Ich taucht die Hände in ihr Blut.
    Vergeblich – schneller als ich hieb
    Erstanden sie mit noch mehr Wut.
    »Die Unsterblichen« – Isaac Rosenberg (1890-1918)

62
     
    Der Fluss funkelte im Morgenlicht. Der klare Himmel war ein gemischter Segen, denn der Sonnenschein beleuchtete sowohl die fröhliche Zuversicht der Pärchen, die am Südufer spazieren gingen, als auch das schmuddelige Elend der Flüchtlingslager, die sich am Nordufer drängten.
    Declan entdeckte den Mann, mit dem er eine Verabredung hatte, auf einer Bank, wo er den Fluss betrachtete. Er trug einen Anzug – ausgerechnet! – und saß bequem zurückgelehnt auf der schmiedeeisernen Bank, die Beine ausgestreckt. Er sah nicht auf, als Declan erschien, und zeigte keine sichtbare Reaktion, als er sich neben ihn setzte.
    »Du hast die Nachricht also bekommen?«, fragte er.
    »Du offensichtlich auch«, antwortete der Mann. »Eine Ahnung, worum es geht?«
    »Die Flut steigt«, bemerkte Declan überflüssigerweise.
    »Sie kommt und geht seit fünfundsechzig Millionen Jahren, Ratz, vielleicht ein bisschen mehr oder weniger. Es scheint ein bisschen schräg, uns bloß deswegen zusammenzurufen.«
    »Na, wir werden es ja erfahren, wenn wir da sind, nehme ich an.«
    »Ist es schon Zeit?«
    Declan sah auf seine antike Rolex. »In der Nachricht war die Rede von elf. Wir haben noch Zeit totzuschlagen.«
    Cayal hob den Kopf und sah ihn an. Überrascht stellte Declan fest, dass der unsterbliche Prinz ein bisschen älter aussah, als er ihn in Erinnerung hatte.
    Aber vielleicht bildete er sich das nur ein. Vielleicht wirkte Cayal nur älter, weil ihm langsam etwas von der Weltmüdigkeit anhaftete, die einen befiel, wenn man nicht erst ein paar Jahrtausende lebte, sondern Jahrmillionen.
    »Also, wie wollen wir die Zeit totschlagen, Ratz? Soll ich dir erzählen, was ich angestellt habe, seit ich dich das letzte Mal gesehen hab?«
    »Wenn du das dringende Bedürfnis hast.«
    Cayal grinste. »Eigentlich würde ich lieber hören, was du getrieben hast. Wen hast du abgezogen für diese Uhr und den Anzug?«
    »Die Uhr ist eine Fälschung«, sagte Declan mit einem Achselzucken. Es war leichter, Cayal in diesem Glauben zu lassen, als zu erklären, warum er sich das Original leisten konnte. Dann baute er die Lüge aus, indem er hinzufügte: »Der Anzug war zwar ein Schnäppchen im Ramschverkauf, aber immerhin hab ich ihn neu gekauft. Und du, kleidest du dich immer bei der Heilsarmee ein oder nur für besondere Anlässe wie diesen?«
    »Ich muss feststellen, dass dein Fundus an einfallsreichen Beleidigungen seit unserem letzten Treffen nicht gewachsen ist.«
    »Keine Sorge, Cayal, ich arbeite weiter dran.«
    »Da bin ich sicher, Ratz. Schön zu wissen, dass du endlos Zeit dafür hast. Ich hab das Gefühl, die wirst du auch brauchen.«
    Der unsterbliche Prinz schien an diesem Tag

Weitere Kostenlose Bücher