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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Worte.«
    Cayal nickte und wandte sich an Kentravyon. »Wenn wir ihnen helfen, dürfte ihre Dankbarkeit durchaus … Gefälligkeiten nach sich ziehen.«
    »Gefälligkeiten?«, fragte Declan. Er starrte Cayal kurz an. Als er begriff, was der unsterbliche Prinz im Sinn hatte, schüttelte er angewidert den Kopf. »Du willst ihnen Hilfe als Gegenleistung für sexuelle Dienste anbieten?«
    »Du bist es doch, der glaubt, dass sie an Geld kein Interesse haben.«
    Declan wünschte, er hätte eine Antwort parat, die nicht allzu scheinheilig klang. Cayals Logik war im Grunde folgerichtig: Sie hatten hier Halt gemacht, weil die Gezeiten sie auszehrten und sie unbedingt ihren Überdruck loswerden mussten. Dass eine Flutwelle das Dorf vor ihrer Ankunft zerstört hatte – und dass sie womöglich selbst der Auslöser dieses Schlamassels waren –, änderte schließlich nichts an ihrer drängenden Not.
    Es fühlte sich nur so schrecklich grundfalsch an.
    Kentravyon verstand offensichtlich genau, was Declan verstörte, aber ebenso offensichtlich war es ihm völlig gleichgültig. Er blieb stehen, zuckte die Achseln und richtete den Blick auf die Anhöhen im Hinterland.
    »Macht doch, was ihr wollt. Ich gehe den Tempel besuchen.«
    »Die haben hier einen Tempel?«, fragte Cayal.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass sie einen bauen sollen, als ich das letzte Mal hier war. Er müsste hoch genug am Hang stehen, um den Wellen entgangen zu sein.«
    Declan sah Cayal sorgenvoll an, bevor er Kentravyon antwortete. Der Irre machte sich wohl gar nicht klar, dass sein letzter Besuch einige tausend Jahre zurücklag. »Seitdem hat es ein paar Weltenenden gegeben, weißt du? Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass sie sich noch an dich erinnern.«
    Kentravyon funkelte ihn an. »Ich bin Gott. Selbstverständlich erinnern sie sich an mich.«
    »Mach, was du willst, alter Freund.« Cayal packte Declan am Arm und zog ihn von Kentravyon weg in Richtung der Klippe und wem auch immer, der ihnen von da oben Zeichen gab. »Der Ratz und ich werden ein paar gute Werke tun, um den Tag zu retten und hoffentlich auch uns selbst. Wir sehen uns morgen. Und vergiss nicht, Götter sind wesentlich leichter zu verehren, wenn sie die Pein ihrer Anbeter lindern, statt sie zu verschlimmern.«
    »Warte mal –«, setzte Declan an, dem nicht ganz wohl beim Gedanken war, Kentravyon sich selbst zu überlassen, doch Cayal gab ihm keine Gelegenheit mehr, Einwände zu erheben. Er schob sich zwischen Declan und Kentravyon und schubste ihn nicht gerade sanft vor sich her den Strand entlang.
    Declan befreite sich aus seinem Griff und blickte ihm ins Gesicht. »Gezeiten, Cayal, willst du ihn nicht aufhalten?«
    »Warum sollte ich?«
    »Wir haben doch hier schon genug Schaden angerichtet. Wenn er da raufgeht, und sie haben ihm keinen Tempel errichtet …«
    »… dann wird er angepisst sein. Das macht ihn noch nicht zum Mörder. Er wird ihnen wahrscheinlich eine Gardinenpredigt halten, die sich gewaschen hat, was garantiert kein Vergnügen ist, aber auch kein echtes Problem. Lass ihn doch.«
    »Lukys hat gesagt, wir sollen ihn davon abhalten, Blödsinn zu machen.«
    »Und wenn er anfängt, Blödsinn zu machen, werden wir Schlimmeres verhindern. Bis dahin lassen wir den Dingen ihren Lauf. Du musst mal loslassen, Declan – Kentravyon, die Gezeiten … alles.«
    Declan starrte über Cayals Schulter zurück und hatte das üble Gefühl, dass es nichts Gutes verhieß, Kentravyon aus den Augen zu lassen. Er verspürte heftiges Unbehagen, aber er konnte selbst nicht einschätzen, ob seine bösen Vorahnungen realistisch waren oder nur eine Folge des übermäßig langen Aufenthalts in den Gezeiten.
    Hilflos beobachtete er Kentravyons entschwindende Gestalt und fragte sich, wie ein Mann so viel Macht haben und sich gleichzeitig so ohnmächtig fühlen konnte.
    Dann sah er Cayal an. »Ich brauch jetzt was zu trinken.« »Weißt du was, Ratz«, sagte Cayal, schulterte seinen Seesack und wandte sich zum Gehen, »das ist wohl das erste Mal in der Weltgeschichte, dass wir beide einer Meinung sind.«

14
     
    Die Überlebenden hatten sich oben auf der Klippe zusammengefunden, ein bunt gemischter Haufen aus etwa zweihundert Männern, Frauen und Kindern, die in Grüppchen herumsaßen. Sie alle hatten den leicht glasigen Blick von Menschen, die noch zu überwältigt waren, um wirklich zu begreifen, was ihnen widerfahren war. Die Ankunft der Fremden löste unterschiedliche Reaktionen aus. Als Declan und

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