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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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vor ihm auf die Knie und senkte den Blick. »Bitte, Herr. Ich flehe Euch an. Bitte rettet meinen Vater.«
    Er lächelte. »Gezeiten, habe ich da nicht eben ein klitzekleines Zögern wahrgenommen?«
    Zum Glück musste sie darauf nicht antworten. Offenbar war auch Jaxyn klar geworden, wie wenig Zeit nur noch blieb, ehe selbst die Intervention eines Gezeitenfürsten für Bary Morel zu spät kommen würde. Ohne weitere Verzögerungs- oder Triumphmaßnahmen kniete er sich neben ihren Vater und legte ihm eine Hand auf den übel gequetschten Hals.
    Obwohl er ohne Bewusstsein war, verkrampfte sich Barys Körper. Gleich darauf krümmte er sich heftig vor Schmerz, aber Arkady sah mit Erleichterung, wie seine Gesichtsfarbe sich schon im nächsten Augenblick deutlich verbesserte. Dann holte er plötzlich tief und zitternd Luft, und seine Haltung entspannte sich ein wenig, als er wieder normal zu atmen begann.
     
    Arkady gab sich Mühe, nicht zu offensichtlich besorgt oder gar erleichtert dreinzublicken. Ihr war nur allzu deutlich bewusst, dass ihr Vater soeben nur um Haaresbreite davongekommen war.
    »Ich danke Euch.« Sie blieb auf den Knien, als Jaxyn sich erhob.
    »Das werdet Ihr anders sehen, wenn Ihr erst darüber nachgedacht habt, Arkady,« erwiderte er. »Ich meine, der alte Narr wollte sich umbringen, und Ihr habt es ihm vermasselt.«
    »Ich weiß, Ihr hättet ihn nicht unbedingt retten müssen.«
    Der Gezeitenfürst lächelte. »Doch, das musste ich. Und wisst Ihr was, jetzt müsst Ihr es ihm erklären. Wie es kommt, dass er noch am Leben ist. Wie es kommt, dass ich ihn jetzt erst recht benutzen kann, um Euch das Leben zur Hölle zu machen. Ihr dürft ihm all die Arten aufzählen, wie ich Euch quälen kann, indem ich ihn leiden lasse. Und wie er leiden wird, Arkady. Qualen wird er leiden, nur weil Ihr mich angefleht habt, sein Leben zu retten, als er schon an der Schwelle des Todes stand.« Jaxyn warf noch einen kurzen Blick auf ihren Vater, der zu Füßen des Gezeitenfürsten lag und jetzt leise zu stöhnen begann, dann wandte er sich ab und ging aus dem Raum.
    Immer noch auf Knien kroch Arkady über den Teppich dicht an ihren Vater heran und zog seinen Kopf in ihren Schoß. Ihr Zorn war restlos verraucht. Leicht benommen fragte sie sich, ob er und Jaxyn am Ende recht hatten. Vielleicht hätte sie ihn wirklich sterben lassen sollen.
    Aber Arkady hatte ihren Vater schon einmal verloren. Sie konnte es einfach nicht ertragen, ihn so schnell aufs Neue zu verlieren. Mit tränenüberströmtem Gesicht hielt sie ihr einziges Elternteil an sich gedrückt, erfüllt von einem solchen Gefühl der Hilflosigkeit, dass es sie schier zerbrach.

13
     
    »Was ist denn hier passiert?«
    Als die Gezeitenfürsten bei Sonnenuntergang Schwarzborn erreichten, bot sich ihnen ein Bild heilloser Zerstörung. Die Landschaft war übersät mit gefallenen Bäumen. Alles war überschwemmt worden, Pfützen füllten jede kleinste Niederung. Es war schwer zu sagen, wie weit sich der Schaden ins Landesinnere erstreckte, aber wo sie auch hinsahen, lag überall das Treibgut einer fürchterlichen Flutwelle verstreut -jedenfalls so weit sie in der rasch hereinbrechenden Dunkelheit noch sehen konnten.
    Sie waren knapp südlich der Stelle gelandet, wo die Siedlung sein sollte. Nach Declans Schätzung hatten sie in kaum mehr als drei Tagen nahezu zweitausend Seemeilen zurückgelegt. Sein Schädel dröhnte, und ihm war, als kröchen Heerscharen von Feuerameisen über seine Haut. Ein paar Stunden zuvor hatte Kentravyon das Ruder übernommen. Er hatte sie mit Meisterhand an Land gebracht, den Teppich mit kaum einem Ruck auf dem verwüsteten Strand aufgesetzt und sachte den Zugriff auf die Gezeiten gelöst.
    »Wir sind passiert«, sagte Cayal, als er vom Teppich herunter auf den Strand trat.
    Es war schon fast dunkel, doch der Vollmond ging gerade auf. Sie waren knapp außer Sichtweite des Fischerdorfs, das sich ein Stückchen weiter nördlich an diesem Strand befinden sollte. Angesichts des Zustands der Küste hatte Declan allerdings wenig Hoffnung, dass sie dort überhaupt noch irgendetwas vorfinden würden – oder irgend jemanden.
    »Was meinst du damit – wir sind passiert?«
    »Die Flut steigt«, sagte Kentravyon, wandte sich ab und spähte in die Dunkelheit. Eine hohe, steile Klippe ragte über der Bucht in die totenstille Nacht. Unter normalen Umständen hätten sie jetzt das Zirpen von Millionen Zikaden und anderem Zwielichtsgetier gehört. Doch da war

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