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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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ihre Abmachung für ihn gar keinen Sinn. Folglich nahm Bary Morel an, dass es dabei um weit Handgreiflicheres ging. Er glaubte, dass sie sich Jaxyn an den Hals warf, um ihn zu retten, so wie sie es erst mit Fillion Rybank und dann mit Stellan Desean getan hatte, und was immer Arkady auch sagte, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, stieß bei ihm auf taube Ohren.
    »Papa?«, raunte sie erneut. Es wunderte sie nicht, dass er um diese Zeit schon schlummerte. Zum ersten Mal seit Jahren lag ihr Vater in einem richtigen Bett mit richtigen leinenen Laken und warmen Decken, die nicht von Flöhen wimmelten. Behutsam beugte sie sich vor und zog den Vorhang am Kopfende etwas zurück, um zu sehen, ob er wirklich schlief. In der dunklen Höhle der fast geschlossenen Vorhänge war absolut nichts zu erkennen, also ließ sie den Stoff wieder zurückfallen und richtete sich auf. Ganz offensichtlich schlief er, und nichts war so wichtig, dass es nicht bis zum Morgen warten konnte. Sie ergriff den Leuchter und wollte sich zur Tür wenden, da stieß sie gegen den Fuß ihres Vaters, der irgendwie seitlich aus dem Bett ragte. In der Annahme, dass er sich im Schlaf quergelegt hatte, stellte sie den Leuchter wieder auf dem Nachttisch ab und öffnete die Vorhänge erneut, diesmal in der Mitte. Sie erwartete, einen tief schlafenden Mann vorzufinden, der sich in den ungewohnten Decken und Laken verheddert hatte.
    Stattdessen starrte sie direkt gegen ihres Vaters Bauch.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Arkady erfasste, was sie da sah und warum. Dann schrie sie auf und rief laut nach den Wachen. Mit beiden Armen packte sie ihren Vater um die Beine, um das Gewicht seines reglosen Körpers anzuheben. Unter verzweifelten Schluchzern versuchte sie ihn vor lauter Panik gleichzeitig herunterzuziehen und hochzuheben.
    Die Feliden draußen auf dem Gang reagierten blitzschnell. Ihr Vater stieß ein gequältes Keuchen aus, als sie ihn von dem frisch gestärkten Laken befreiten, auf dem er eigentlich hätte schlafen sollen; stattdessen hatte er es in Streifen gerissen, zu einer Schlinge gedreht und sich daran aufgehängt.
    Mit tränenüberströmtem Gesicht ließ Arkady los und trat zurück, damit die Feliden ihn ablegen konnten. Sein Gesicht war aufgedunsen, sein Hals gequetscht, und seine Hände und Füße färbten sich vom gestauten Blut bereits lila.
    Sprachlos und zitternd von dem Schock sah Arkady zu, wie die beiden Feliden ihren Vater behutsam zu Boden gleiten ließen. Dann rannte die eine zur Tür und rief nach Hilfe.
    Zu ihrer Überraschung musste Arkady als Nächstes feststellen, dass sie nach dem ersten Schreck weniger gramerfüllt war als vielmehr fuchsteufelswild – einfach unsagbar wütend über die ungeheuerliche, selbstsüchtige Arroganz ihres Vaters.
    Bary Morels brillante Lösung für die Aufgabe, seine Tochter zu retten, bestand einfach darin, dass er sich selbst aus der Gleichung strich.
    Nach der etwas verdrehten Logik ihres Vaters ergab das vermutlich sogar Sinn. Aber die scheinbar großmütige Geste darin war so nutzlos, verfehlt und untauglich, dass Arkady ihren Vater dafür am liebsten eigenhändig umbringen wollte – schon allein für die Idee, und erst recht für seinen Selbstmordversuch.
    »Was ist das hier für ein Tumult?«, fragte Jaxyn von der Tür her. Das Hilfegeschrei der Wächter hatte ihn und einige weitere Feliden herbeigerufen. Der Gezeitenfürst schlenderte durch die Kammer zu Morel, der auf dem Boden lag, und musterte ihn prüfend. »Gezeiten. Der alte Narr hat versucht sich umzubringen.«
    »Scharf beobachtet wie immer«, bemerkte Arkady bissig. Ihr Vater hatte kaum noch Puls.
    »Warum hat er das getan?«
    »Um mich vor Euch zu retten.«
    Jaxyn sah sie seltsam an. »Und was sollte das bringen? Wenn er Euch vor mir retten wollte, hätte er besser Euch umgebracht.«
    »Wenn Ihr vorhabt, ihm diese Perle der Weisheit mitzuteilen«, sagte Arkady und starrte auf die leblose Gestalt ihres Vaters hinunter, »könntet Ihr Euch vielleicht die Zeit nehmen, ihn zuerst zu heilen?«
    Jaxyn zögerte und betrachtete einen Augenblick den bewusstlosen Körper ihres Vaters, dann lächelte er plötzlich.
    »Bettelt darum.«
    »In Ordnung, ich bettele darum«, erwiderte sie tonlos. Am liebsten hätte sie ihn angebrüllt. Ihrem Vater blieb keine Zeit mehr für Jaxyns alberne Spielchen.
    »Nein, ich möchte, dass Ihr mich buchstäblich anfleht. Auf Knien.«
    Einen Augenblick starrte Arkady ihn an, dann tat sie wie geheißen. Sie fiel

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