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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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nichts. Hier war alles tot oder vor der Flut geflohen.
    »Das ist der typische Schrott, der nach einer Flutwelle übrig bleibt«, sagte Declan, während er sich hinhockte und etwas auflas, das wie das abgebrochene Bein einer hölzernen Spielzeugpuppe aussah. Es gab kein Anzeichen der Gegenwart von Menschen, keine Leichen – gar nichts. Waren sie alle von der See verschlungen worden? Wie viele Leute mochten hier gelebt haben? »Das hier hat doch keine Gezeitenmagie angerichtet.«
    »Nicht direkt«, räumte Kentravyon ein. »Aber die kosmische Flut ist auf ihre Art ein Element wie andere auch. Pfuschst du mit ihr herum und beeinträchtigst das Gleichgewicht, berührt das auch die anderen Elemente.«
    »Du meinst, unsere Reise mit Gezeitenkraft hat das hier verursacht?«
    »Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber wenn man bedenkt, dass es in den letzten Tagen sonst keinerlei Seebeben gab, ist es stark anzunehmen«, rief Cayal, der langsam den weitläufigen Strand hochging bis zu einer Baumreihe, die jetzt nur noch aus abgebrochenen Stümpfen bestand.
    Das durch die Wolkendecke gedämpfte Mondlicht ließ den großen, dunklen Strand noch düsterer erscheinen. Als wäre das alles noch nicht genug, schmerzte Declans Haut, als ob er allergisch gegen die Luft wäre, und er brachte es kaum fertig stillzustehen. »Hast du nicht gesagt, dass so etwas nicht passieren würde? Du meintest doch, dass wir den Teppich nehmen, weil das Reisen auf einer Welle zu gefährlich wäre.«
    »Niemand hat behauptet, dass es nicht passieren kann. Wir haben nur gesagt, dass es keine gute Idee wäre, eine Flutwelle in Richtung einer bevölkerten Gegend zu lenken.« Kentravyon sah sich neugierig um. »Wahrscheinlich warst du es, Declan. Du planschst so ausgelassen in der kosmischen Flut herum wie ein Kind im Flachwasser und mit etwa genauso viel Feingefühl. Tja, ich schätze, wir müssen alle unsere Lektionen lernen.«
    Kentravyon stapfte davon in die Dunkelheit, wobei er vor sich hin knurrte und mit den Händen wedelte, als wollte er irgendwelche Stacheln oder Nadeln abschütteln. Declan blieb allein mit seinen jäh aufwallenden Schuldgefühlen – und schlotterte wie ein Säufer, der sich kaum noch an seinen letzten Schluck erinnern kann. Er versuchte das Zittern nicht zu beachten. Gezeiten, wie viele Leute sind hier gestorben, weil ich es so eilig hatte, nach Glaeba zu kommen?
    Cayal, der wesentlich ruhiger wirkte, als Declan sich fühlte, wandte sich landeinwärts und studierte das verwüstete Gelände. »Schau mal«, sagte er nach einer Weile, »da oben.«
    Declan drehte sich um und sah in die Richtung, in die Cayal deutete. Oberhalb der steilen Klippe schimmerte schwach ein Licht. Es schien wie ein Signalfeuer hin- und herzuschwenken.
    »Die Überlebenden haben wohl auf der Anhöhe Zuflucht gesucht.«
    »Sie geben uns Zeichen.«
    Cayal nickte und ging los, auf die Klippe zu. »Falls jemand fragt, wir sind mit einem Boot gekommen, das in der Bucht ankert.«
    »Als ob das jemanden interessieren würde«, gab Declan zurück und versuchte mit Cayal Schritt zu halten.
    »Das hier ist – oder war – ein kleines Dorf«, sagte Kentravyon, der plötzlich neben ihnen auftauchte, während sie sich über Trümmer und Geröll ihren Weg den Strand hoch bahnten. »An solchen Orten sind die Leute meist misstrauisch gegenüber Fremden.«
    Das klang durchaus vernünftig, aber es gab doch Dringenderes und Naheliegenderes zu klären, ehe sie sich über ihr Alibi verständigen sollten. »Helfen wir ihnen?«
    »Ich habe etwas Geld.«
    »Diese Leute haben ihre Heimstätten und ihren Lebensraum verloren«, sagte Declan scharf. »Sie brauchen zu essen und ein Dach über dem Kopf und wahrscheinlich frisches Wasser. Geld bringt gar nichts.«
    »Und was sollen wir deiner Ansicht nach tun?«, fragte Cayal ungeduldig. »Da raufgehen und verkünden, wir sind die Gezeitenfürsten aus den alten Legenden, die in der Stunde der Not zu ihnen kommen, um sie zu erretten?«
    »Weißt du was, Declan, das könnte genau das Richtige sein«, sagte Kentravyon und sah sich zu ihm um – er wirkte verdächtig angetan von dieser Möglichkeit.
    Declan sah Cayal an und fragte sich, was in ihm vorging. Schwer zu sagen. Etwas in Cayals Blick ließ ahnen, dass er unter den Folgen des langen Aufenthalts in den Gezeiten ebenso litt wie Declan. Kentravyon wirkte wesentlich unbeteiligter, aber auch das war keine echte Beruhigung.
    »Spricht du Stevanisch?«
    »Kaum. Höchstens ein paar

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