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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Brunnen in Ordnung, und wenn das nicht zu lange dauert, werde ich mal sehen, ob ich was zu essen auftreiben kann.«
    Declan war nicht sicher, ob er Cayals scheinbarer Hilfsbereitschaft Vertrauen schenken sollte, aber im Augenblick konnte er hier nichts weiter ausrichten. Wenn er jetzt anfing, Cayals Beweggründe in Zweifel zu ziehen, überlegte es sich der Unsterbliche vielleicht aus reiner Verstocktheit noch anders und verweigerte seine Mitarbeit. Also wandte er sich an Gasandra und deutete landeinwärts. Das Mädchen nickte und schickte sich an, vorauszugehen. Declan folgte ihr mit dem unbehaglichen Gefühl, dass dies alles irgendwie zu leicht ging. Cayals und Kentravyons Hilfsbereitschaft gegenüber den Überlebenden einer Flutkatastrophe, die sie selbst verursacht hatten, entsprach so gar nicht ihrem Charakter, und das galt für beide Gezeitenfürsten gleichermaßen.
    15
    Die nächsten paar Stunden vergingen für Cayal wie im Rausch. Sie hatten eigentlich hier in Schwarzborn Halt gemacht, um sich vom unablässigen Sog der Gezeiten zu erholen. Doch dann bestand der Ratz darauf, den Überlebenden der Flutkatastrophe zu helfen, die sie mit ziemlicher Sicherheit selber ausgelöst hatten. Selbst seine unsterbliche Regenerationsfähigkeit war den Strapazen, die er sich abverlangte, kaum gewachsen. Cayal erinnerte sich an eine Zeit, als er sich selber so aufgeführt hatte wie Hawkes jetzt. Damals war sein notorisch schlechtes Gewissen so ziemlich die einzige Gefühlsregung gewesen, die er wirklich verstand, und kaum etwas trieb ihn so an wie der Drang, sein Schuldbewusstsein zu lindern.
    Der Ratz hatte noch nicht annähernd begriffen, wer er war oder was er vermochte. Also klammerte er sich an das, was er kannte, und versuchte sich selbst und alle anderen zu überzeugen, dass er sich seine Menschlichkeit bewahrt hatte.
    Viel Glück dabei, dachte Cayal.
    Anderen helfen, um sich selbst zu helfen. Dem armen Schwein war noch gar nicht wirklich klar, dass er sich gerade in das verwandelte, was er am meisten verabscheute. Schon half er anderen, nur um sich selbst besser zu fühlen. Das war der Egoismus aller Unsterblichen.
    Bei Tagesanbruch hatte Cayal die beiden Brunnen entsalzt, die das Dorf vor seiner Zerstörung mit sprudelndem Wasser versorgt hatten. Das war im Grunde keine große Sache. Gezeitenmagie war elementar, und ein Element, zum Beispiel Salz, von einem anderen zu trennen, zum Beispiel Wasser, war ein relativ unkomplizierter Vorgang.
    Ihm blieb kaum Zeit, sich an seiner guten Tat zu erfreuen. Der Himmel begann bereits heller zu werden, und die Luft klirrte vom Frost der sich zurückziehenden Nacht. Er machte sich auf in Richtung des Tempels und fragte sich, wie es Kentravyon wohl ergangen war. Cayal hatte seit Stunden nicht nach ihm gesehen. Gehört hatte er auch nichts. Die Verwundeten waren dort untergebracht, das hatten die Dorfbewohner ihm gesagt, die hier auf der hohen Klippe Schutz gesucht hatten. Vielleicht …
    Ein wütender Aufschrei riss Cayal aus seinen Gedanken, gefolgt von einem Krachen, so mächtig, dass der Boden bebte. Er wechselte einen überraschten Blick mit dem Burschen, der ihm in den Trümmern der kleinen Stadt den Standort der Brunnen gezeigt hatte. Cayal schaute sich nach allen Seiten um und sah gerade noch, wie hoch über ihnen ein riesiger Granitblock über den Rand der Klippe stürzte. Das schwere Trümmerteil schlug unten auf und sprang weiter abwärts in die Ruinen, die von dem verwüsteten Dorf übrig geblieben waren.
    »Vorsicht!«
    Cayal sah auf. Ein zweiter gewaltiger Mauerblock raste direkt auf sie zu. Reflexartig fing er ihn mit Gezeitenkraft ab und zwang ihn in eine scharfe Linkskurve. Er kollerte weiter bergab und landete in der Nähe des einzigen Anlegestegs dieser Ortschaft im Wasser, ohne Schaden anzurichten.
    Cayal fluchte wild und ausgiebig, dann jagte er los, rannte zur Böschung und kraxelte den steilen Hang zum Tempel hinauf. Oben angekommen präsentierte sich ihm ein völlig unerwartetes Szenario. Kentravyon stand ruhig inmitten der Verletzten – etwa vierzig bis fünfzig Leute, ordentlich in Reih und Glied auf dem Boden aufgereiht –, ihm gegenüber ein extrem aufgebrachter Declan Hawkes, der vor Wut schier zu platzen drohte. Cayal war überrascht. Er hatte fest damit gerechnet, dass die herabstürzenden Trümmerblöcke Kentravyons Werk waren. Aber wie es aussah, war der Ratz dafür verantwortlich.
    »Gezeiten, du hirnloser Schwachkopf hast mich um ein Haar

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