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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Schließlich sprach Declan die Frage aus, die sie sich alle stellten.
    »Wer bist du … wer bist du wirklich, Kentravyon?«
    »Und wer, bei allen Gezeiten«, setzte Kinta hinzu, »ist Coryna?«

19
     
    Mein Name war nicht immer Kentravyon. Um ehrlich zu sein, ich kann mich an meinen ursprünglichen Namen gar nicht mehr erinnern. Ich wurde als Jugendlicher unsterblich. Gegenwärtig mag ich wie ein reifer Mann aussehen, nun, das sollte euch eine Ahnung davon geben, wie lange ich schon lebe. Ihr, die in acht Millennien kaum eine Falte und kein einziges graues Haar bekommen habt, könnt euch gar nicht vorstellen, was das Altern für einen Unsterblichen bedeutet. Lukys ist noch weit älter als ich, und er war erst ein Jüngling, als er der Ewigen Flamme begegnete. Coryna und Maralyce – nun, sie sind die Ältesten von uns allen.
    Ich weiß, was du sagen willst, Declan. Die Ewige Flamme ist eine Lüge. Um dich unsterblich zu machen, bedurfte es nur eines herabstürzenden Balkens in einem brennenden Gebäude. Aber es ist eine alte Gewohnheit, das so zu bezeichnen. Feuer – und nur Feuer – macht uns zu dem, was wir sind. Erst wenn wir von Flammen verzehrt werden, erlangen wir wirklich Unsterblichkeit.
    Immer vorausgesetzt natürlich, dass man die rechten Vorfahren hat. So viel haben wir herausgefunden.
    Und das macht die Sache schwierig, versteht ihr? Denn es ist fast unmöglich, so etwas wirklich im Auge zu behalten. Sterbliche vergehen rings um uns wie von einem Feuer weggestobene Funken in der Nacht. Man versucht achtzugeben, den Überblick zu behalten. Man weiß, dass der eigene Samen eine Lebenskraft birgt, mit der sich kein Sterblicher messen kann. Doch man kann nicht allzu lange an einem Ort bleiben, sonst werden die Leute argwöhnisch und kriegen was mit. Also zieht man weiter und weiß nie genau, wie viele Kinder man hinterlässt …
    Bis zu dem jungen Declan hier – und es war reines Glück und nicht geplant, dass er die Wahrheit über seine Herkunft erfuhr. Glück hin oder her, es kommt selten vor, dass einer von uns so weit vordringt. Es ist nicht leicht, unsterblich zu sein. Und diejenigen von uns, die das verstehen, würden niemandem mutwillig die Göttlichkeit auferlegen, so es nicht einen triftigen Grund dafür gibt. Lukys hat mir gesagt, dass er dich unwissend leben und in Frieden sterben lassen wollte. Doch du hast ohne unsere Hilfe ein Feuer durchlaufen und so unser Geheimnis entdeckt.
    Nur dass es gar kein Geheimnis ist, wer wir sind. Wir sind, was aus dir werden wird.
    Mit ›wir‹ meine ich jene von uns, die nicht aus dieser Welt stammen. Nur fünf von uns kamen bei der letzten Königsflut durch den Spalt. Ich, Maralyce, Pellys, Lukys – und Coryna. Früher gab es noch mehr von uns, aber nur sechs bewohnten die letzte Welt, die wir Heimat nannten. Tameca blieb zurück, als wir aufbrachen. Wie du, Cayal, hatte sie genug. Sie fand, ihre Zeit zu sterben sei gekommen. So hielt sie den Spalt für uns auf, und der Letzte überlebt fast nie. Du siehst also, in diesem Punkt belügt dich Lukys nicht. So du den Spalt geöffnet hältst, wirst du es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überleben, wenn er sich schließt.
    Die übrigen Unsterblichen in dem albernen Tarot, das die Sterblichen Amyranthas erfunden haben, stammen von dieser Welt. Das ist nun eigentlich etwas, das wir gewöhnlich zu vermeiden suchen. Dabei sind wir noch gar nicht lange hier. Obwohl, nach euren Maßstäben wohl schon … Wie auch immer, eine gewisse Vermischung der Erblinien ist unvermeidlich. Aber es ist nicht gut, dass es hier so viele Unsterbliche gibt. Das ist einer der Gründe, warum es Zeit ist weiterzuziehen.
    Also, wir sind nicht das, was ihr glaubt. Wir kamen her, lange bevor es Menschen gab, bevor es überhaupt viel von irgendwas gab. Gezeiten, was wurde uns übel bei der schaurigen Stümperei, mit der ihr blutigen Laien die Crasii zusammengepfuscht habt! Ihr habt ja allesamt nicht den leisesten Schimmer, wie man die Essenz des Lebens richtig lenkt. Und ihr habt auch nicht die Geduld, stillzuhalten und dem Geschehen die Zeit zu lassen, die es braucht. Dieses Spiel verlangt nämlich unendliche Geduld. Um wirklich etwas zu verändern, um etwas in Bewegung zu bringen, muss man hier sachte zupfen und dort behutsam stupsen und immer das große Ganze im Auge behalten, bis man schließlich eine ganzheitliche Welt hat, so ausgetüftelt und vielschichtig, dass alles, was darin lebendig ist, mit jedem anderen Lebewesen in

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