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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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was?«
    »Ich atme nur, um Euch zu dienen, Mylady«, erwiderte Warlock, einem Unsterblichen gegenüber immer die sicherste Antwort.
    »Um wie viel besser die Welt doch wäre, wenn alle so denken würden wie du, Cecil.« Sie klemmte sich die zusammengerollte Karte unter den Arm, hob ihre Röcke aus dem Schnee und ging zum Lager zurück, wo die Arbeiter sich nach den Mühen des Tages ausruhten. Damit war jetzt Schluss. Heute würde es für die Crasii an den Pechgruben im Süden von Cycrane keine Nachtruhe geben. Ein Krieg stand bevor, und wie es aussah, würde er schon morgen beginnen. Ihnen blieb nur noch eine Nacht, um an ihrer Verteidigung zu arbeiten.
    Warlock hoffte, dass die Zeit ausreichte. Er wusste nicht, wo Boots war, aber dafür wusste er umso besser, was geschehen würde, wenn Glaeba den Krieg gewann. Was siegreiche Eroberer normalerweise als Erstes taten, wenn sie feindliches Gebiet einnahmen, war, jeden feindlichen Crasii aufzuspüren, den sie nur finden konnten, und alle zu töten, sogar die Welpen. Vielleicht würde es ja nicht so weit kommen, jetzt, wo die Gezeitenfürsten das Sagen hatten – immerhin unterlag ein echter Crasii immer dem magischen Zwang, jedem Unsterblichen zu gehorchen, den er traf. Aber Warlock war nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Er musste seine Familie finden und beschützen – komme, was da wolle.
    Zur Morgendämmerung waren die Lichtpunkte auf dem See erloschen und die über fünfzig Caniden, die die Gräben von den Pechgruben bis zum See aushoben, tief erschöpft. Das ölige schwarze Erdpech, das hier aus dem Boden sickerte – und nicht nur hier, auf dieser Seeseite gab es mehrere solche Stellen –, rann langsam und zähflüssig auf die Kanäle zu, die Elyssas Arbeiter im Laufe der letzten Woche ins Eis gehauen hatten. In den letzten paar Tagen hatten sie drei flache Rinnen von der Breite einer Spitzhacke ausgehoben, die etwa zehn Schritte weit auseinanderlagen und sich nach Norden über die ganze Eisfläche hin erstreckten, an der Stadt Cycrane vorbei. Dort hatten ähnliche Crasii-Brigaden mühselig Verbindungskanäle gegraben, damit das Erdpech vollends über die gesamte Eisfläche fließen konnte.
    Das Ganze war Stellan Deseans Idee gewesen, womit der glaebische Fürst sich wieder einmal als brillanter Stratege erwiesen hatte. Die Caelaner hatten keine Chance, es mit der Übermacht der Glaebaner aufzunehmen, schon gar nicht, was die Zahl ihrer Kampfkatzen anging. Aber wenn Feliden eine Schwäche hatten, dann war es ihre krankhafte Angst vor dem Feuer. Eine Kampfkatze aus dieser Gegend würde wahrscheinlich allein schon vor dem Gestank der Pechkanäle zurückschrecken. Aber die Feliden aus Glaeba hatten vermutlich noch nie eine Pechgrube gesehen. Sie kannten die zähe und hochentzündliche schwarze Flüssigkeit nicht, die versteckt im Vorgebirge von Caelum in kleinen, blubbernden Pfützen aus der Erde sickerte und jedem unvorsichtigen Tier oder Waldarbeiter zum Verhängnis werden konnte, der dort vorbeikam. Die Chancen standen gut, dass sie, selbst wenn sie das Pech bemerkten, einfach über die flachen Kanäle steigen und weitermarschieren würden.
    Warlock war nicht sicher, ob die Glaebaner auf dem Eis übernachtet hatten oder weiter vorgerückt waren, aber so wie es aussah, waren sie noch nicht so nah, wie sie nach einer durchmarschierten Nacht hätten kommen müssen. Im Tageslicht waren es Tausende und Abertausende von Feliden in einer langen Reihe, die sich bis weit in die Ferne erstreckte, und dahinter kamen so viele nach, dass es unmöglich war, ihre Anzahl zu schätzen.
    Elyssa stand am Seeufer, wo der Kanal, den sie von der Pechgrube bis zum Eis gegraben hatten, in die drei schmaleren Rinnen mündete. Fluchend betrachtete sie das Schneckentempo der zähen Flüssigkeit, die deutlich langsamer wurde, sobald sie die Eisfläche erreichte.
    »Werden die Kanäle sich rechtzeitig füllen, Mylady?«, fragte Warlock, der den Grund für ihre gerunzelte Stirn kannte.
    »Das müssen sie, Cecil«, sagte sie. »Sonst kannst du dich morgen Abend vor Lord Jaxyn verbeugen. Gezeiten, könnte ich es doch nur riskieren, das Pech ein wenig zu erhitzen. Das würde es in Fluss bringen.«
    Warlock vermutete, dass sie keine Gezeitenmagie einsetzen wollte, weil Jaxyn schon in der Nähe war. Von ihrem Beobachtungsposten aus sah man weiter draußen auf dem Eis ein riesiges Podest mit roten Schabracken. Es schien auf einem Schlitten zu stehen und wurde von einer Phalanx Caniden vor den

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