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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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»Das sollte die Rechnung wohl begleichen.«
    Der Besitzer der Taverne blickte auf die blanke Münze und nickte. »Das begleicht sie sehr hübsch, Euer Gnaden. Es gibt wohl nicht viel auf dieser Welt, das nicht mit einer passenden Menge Silberstückchen in Ordnung gebracht werden kann, sag ich immer.«
    Stellan lächelte ob der simplen Philosophie des Wirts, dann wandte er sich ab und folgte seinem Leibwächter zurück zur Taverne, wo die anderen Männer mit den Pferden warteten. Er wünschte, der Wirt hätte recht damit, dass man sich aus jeder Lage herauskaufen konnte. Es würde leider mehr brauchen als ein paar Silbermünzen, um die glaebische Invasion aufzuhalten.

22
     
    »Sie kommen, Mylady.«
    Elyssa sah von der Karte aus Reispapier auf, die sie im Licht einer Laterne studierte. Es war eine Pauskopie der Karte, die Stellan Desean auf den Rückseiten eines Tarot der heiligen Überlieferung entdeckt hatte. Ausgrabungen am Fuß der Totenklippe hatten das alte Tarotdeck nahezu unversehrt in einer Höhle zutage gefördert. Und im Laufe der letzten paar Wochen hatte die Unsterbliche ihre ursprüngliche Meinung revidiert: Inzwischen war sie sicher, dass die Orientierungspunkte auf der Karte – die paar, die es gab – nicht im Süden lagen, wie sie zuerst vermutet hatte, sondern sich viel näher bei Lebec befanden.
    Warlock hatte keine Ahnung, wie sie diese Karte je entziffern wollte. Schließlich war das Ding Tausende von Jahren alt. Die Landschaft musste sich ziemlich drastisch verändert haben, seit die geheime Bruderschaft des Tarot damals den Kristall des Chaos versteckt hatte, damit die Unsterblichen ihn nicht in die Finger bekamen. Zudem war diese Karte noch vor der Entstehung der Großen Seen gezeichnet worden.
    »Verdammt.« Elyssa rollte die Karte zusammen und stand auf. Dann kam sie ans Seeufer und stellte sich neben Warlock, der sich gegen die bittere Kälte die Arme um den Leib geschlungen hatte. In der Dunkelheit erstreckte sich, so weit das Auge reichte, der Schein von mehreren Tausend Fackeln in einer Linie über das Eis. Ihnen blieb nur noch ein knapper Tag, bevor die glaebische Armee hier war, schätzte Warlock. Kaum lange genug, um ihre Aufgabe zu beenden.
    »Er verschwendet also keine Zeit mehr.«
    »Er, Mylady?«
    »Jaxyn.« Elyssa war so an Warlocks Anwesenheit und seine Crasii-Unterwürfigkeit gewöhnt, dass sie kaum noch hinterfragte, was er tat oder sagte, und ihm oft so ehrliche und direkte Antworten gab, dass er als Ark insgeheim schockiert war. Warlock achtete darauf, seine Fragen so banal und unterwürfig wie möglich zu halten, um sie nicht argwöhnisch zu machen. Trotzdem fand er es manchmal selbst fast unglaublich, dass er sie so vollständig getäuscht haben sollte und sie nie auf den Gedanken kam, an ihm zu zweifeln.
    Unsicher, wie er jetzt antworten sollte, griff Warlock auf die Floskeln zurück, die ein echter Crasii von sich geben würde. »Ihr werdet die Macht der Gezeiten benutzen, um die Eindringlinge zu besiegen, Mylady, und wir alle werden in Sicherheit sein.«
    Elyssa warf Warlock einen Seitenblick zu und lächelte. »Wenn es nur so einfach wäre, Cecil.«
    »Aber die kosmische Flut steigt doch, Mylady, oder nicht? Und Ihr seid eine Gezeitenfürstin und somit allmächtig?«
    »Ja – und nein. Das Problem dabei ist die Frage von Aktion und Reaktion, Cecil. Wenn wir Jaxyn mit der Kraft der Gezeiten bekämpfen, wird er auch mit der Kraft der Gezeiten zurückschlagen. Und es macht keinen Spaß, über ein Königreich zu herrschen, in dem niemand mehr übrig ist, wenn der Staub sich gelegt hat.«
    Warlock war über ihre Antwort ehrlich überrascht. Selbstbeherrschung hätte er von einer Unsterblichen nie erwartet, und schon gar nicht von einer aus Syrolees Klan. »Aber seid Ihr und Lord Tryan zusammen nicht stärker als Lord Jaxyn, Mylady?«
    »Wenn wir kooperieren. Aber das tue ich nicht gern, und ganz besonders nicht mit meinen Brüdern.«
    Warlock verstummte, denn es gab nichts, was ein loyaler Crasii dazu sagen konnte. Der innere Konflikt, sich mit einem Gezeitenfürsten gegen einen anderen zu verschwören, reichte aus, um einen normalen Crasii in den Wahnsinn zu treiben. Das schien Elyssa bewusst zu sein; sie legte ihre Hand auf Warlocks Arm und drückte ihn tröstend. »Mach dir keine Sorgen, Cecil, du wirst nicht zwischen uns wählen müssen. Aber wir haben noch Arbeit vor uns. Jetzt wollen wir mal sehen, was wir tun können, um diese verdammten Glaebaner zu besiegen,

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