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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Pechgrube. Der Vorarbeiter starrte Warlock wütend an, er missgönnte dem riesenhaften Crasii die Günstlingsposition bei Elyssa.
    »Mylady will, dass der Kanal hier noch verbreitert wird«, sagte Warlock zu ihm. »Das Pech fließt so nicht schnell genug.«
    Der Crasii nickte mit gerunzelter Stirn, es passte ihm gar nicht, dass ihm seine Befehle von einer dritten Partei überbracht wurden. Aber er drehte sich zu seinen Arbeitern um und packte seine Breithacke. »Ihr habt’s gehört, Jungs. Sieht so aus, als müssten wir hier doch nicht länger rumstehen und uns die Rute abfrieren. Tun wir, was Mylady will, und machen wir diesen Kanal breiter. Na los, an die Arbeit.«
    Die Caniden verteilten sich schnell entlang des Grabens, und schon bald übertönte das dumpfe Hämmern der Hacken auf dem gefrorenen Boden alle anderen Geräusche aus dem umgebenden Wald.
    Nervös sah Warlock ihnen zu. Er wollte das Pech am liebsten mit bloßer Willenskraft zwingen, schneller zu fließen. Nach einer Weile schien die Arbeit der Caniden tatsächlich Erfolge zu zeigen. Als das Fassungsvermögen des Grabens deutlich verbessert war, eilte Warlock zu Elyssa zurück, die immer noch am Ufer stand und die Verhandlungen beobachtete, die jedem Krieg vorangingen.
    »Der Parlamentär ist schon wieder auf dem Rückweg«, bemerkte sie, als Warlock neben ihr stehen blieb. Ihr von dem verbesserten Pechfluss zu berichten war nicht nötig, das konnte Elyssa selbst sehen. Draußen auf dem Eis glitt der kleinere Schlitten, den Jaxyn zur caelischen Truppenführung entsandt hatte, wieder auf das mobile Podium zu, wo er vom glaebischen König und seinem Gefolge erwartet wurde. »Die Formalitäten sind erledigt, die Aufforderung zur Kapitulation wurde abgelehnt.«
    Jemand beugte sich über die Brüstung des Podiums, um die Meldung des Parlamentärs entgegenzunehmen. Die beiden schienen sich noch einen Augenblick zu unterhalten, dann richtete der Mann auf dem Podium sich auf, drehte sich um und sagte etwas zu den anderen, die bei ihm standen. Jetzt gab er den Herolden ein Zeichen.
    Wieder schmetterte ein Trompetensignal durch den Morgen, dieses Mal ein anderes, schärfer, drängender als zuvor.
    »Tja, Cecil«, sagte Elyssa mit einem schweren Seufzer, als sich nacheinander Reihe um Reihe die Kampfkatzen auf die Füße erhoben und zum Vorrücken bereit machten. »Die Gezeiten haben noch nicht mal den Höchststand erreicht, und schon befinden wir uns wieder mitten im Krieg.«

23
     
    Arkady zog ihren Pelzmantel etwas fester um sich, als die Fanfaren den Befehl zum Vorrücken gaben. Sie stand am hinteren Ende des Podiums neben ihrem Vater, hinter den Unsterblichen, bewacht von Jaxyns treuer Crasii-Leibwächterin Chikita, die sie an der Flucht hindern sollte. Der einzige andere Sterbliche auf dem Kriegspodest, das Jaxyn eigens für die Invasion hatte anfertigen lassen, war Mathu Debree, der junge König von Glaeba. Arkady fand, dass er verkniffen und unsicher wirkte, und kalt war ihm offenbar auch. Sie sah ihm an, dass er eine tapfere Miene aufgesetzt hatte, um seine Gemahlin zu beeindrucken.
    Arkady empfand keinerlei Mitgefühl mit dem jungen König. Wenn er nicht hier sein wollte, konnte er dem allem sofort ein Ende bereiten. Schließlich war er der König von Glaeba, und wenn er einen Rückzug befahl, würde Jaxyn gehorchen müssen, wenn er seine Tarnung nicht auffliegen lassen und enthüllen wollte, wer er wirklich war.
    Aber Mathu besaß weder das Rückgrat, seiner Gemahlin zu trotzen, noch den Verstand, zu merken, dass er schamlos manipuliert wurde. Und genau deshalb standen sie nun hier, aus den fadenscheinigsten Gründen im Krieg mit ihren unmittelbaren Nachbarn und engsten Verbündeten, und ihr Gemahl führte deren Truppen gegen seine eigenen Landsleute – und das alles nur zur Unterhaltung einer Handvoll machtgieriger Unsterblicher.
    »Gezeiten, ich hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Tag erleben muss.«
    Arkady musste ihrem Vater beipflichten, aber sie antwortete nicht auf seine gemurmelte Bemerkung. Sie wusste nicht recht, was sie überhaupt noch zu ihm sagen sollte. Seit sie Jaxyn gebeten hatte, ihn zu heilen, und ihn so vor dem sicheren Tod gerettet hatte, war zwischen ihnen nichts mehr wie zuvor. Und nach ihrem letzten fehlgeschlagenen Fluchtversuch, der zum Tod von Clyden Bell geführt hatte, hatte er sich endgültig von ihr zurückgezogen. Arkady war nicht einmal sicher, warum – weil Clyden tot war, weil sie ihren Vater zum Weiterleben

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