Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
herausholen und in einen anderen tun?
Die Unsterbliche Jungfrau dachte offenbar dasselbe. Sie blickte an Cayal vorbei und fragte Kentravyon: »Meint er das ernst?«
Kentravyon nickte. »Lukys ist gerade dabei, die Methode zu vervollkommnen. Natürlich ist dazu eine Menge Gezeitenkraft nötig, und wir müssen es tun, wenn die Flut auf dem Höchststand ist. Ach ja, und Cayal hofft, dass er dabei stirbt. Darum braucht er dich auf einmal so dringend. Aber ja doch, bis jetzt sieht alles recht vielversprechend aus.«
Unvermittelt leuchteten Elyssas Augen auf. »Ich könnte mir einen neuen Körper aussuchen? Jeden, den ich will?«
»Natürlich«, sagte Cayal. Declan Hawkes wollte schon den Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch Kentravyon stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. Hawkes schwieg und schüttelte leicht den Kopf.
Elyssa schien von dieser Aussicht völlig entzückt und bemerkte den Austausch zwischen den anderen Unsterblichen nicht. Doch dann runzelte sie plötzlich die Stirn, trat einen Schritt von Cayal weg und schüttelte seine Hand ab. »Gezeiten, ihr wollt den Tumultstein.«
»Der wäre hilfreich, meine Liebe«, stimmte Kentravyon fröhlich zu. »Hast du ihn?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich weiß, wo er ist.«
»Dann haben wir eine Abmachung!« Der ältere Mann trat vor und rieb sich fröhlich die Hände. »Führ uns hin, Elyssa. Wo hast du ihn versteckt?«
Elyssa wich einen weiteren Schritt zurück. »Nicht so schnell, Kentravyon. Noch habe ich nicht zugestimmt. Und wenn du denkst, ich trete die größte Machtquelle des Universums an euch drei ab, nur weil ein Lügner, ein Irrer und ein …«, sie sah kurz Hawkes an und zuckte dann die Achseln, »… ein gelernter Mörder mir vage Versprechungen machen, dann kannst du lange warten.«
»Er ist nicht die größte Machtquelle des Universums.« Kentravyon schnaubte verächtlich. »Er ist ein polierter Kristallklumpen, etwa so groß wie mein Kopf, und alles, was er kann, ist die Macht der Gezeiten zu bündeln. Gezeiten, Mädel, wenn er die größte Machtquelle des Universums wäre, hätte kein Sterblicher es überlebt, ihn auch nur anzufassen, geschweige denn ihn uns zu stehlen.«
»Aber ihr braucht ihn doch, nicht wahr?«
»Sag uns deinen Preis, Elyssa«, sagte Cayal ein wenig zu ungeduldig.
»Ich weiß nicht recht«, sagte sie. Offenbar war ihr gerade aufgegangen, dass sie in dieser Verhandlung am längeren Hebel saß. »Darüber muss ich erst noch nachdenken. Und ihr werdet mich schon überzeugen müssen, dass es wirklich möglich ist, den Körper zu wechseln, wie ihr behauptet, bevor ich auch nur einen Finger krumm mache, um euch zu helfen. Aber in der Zwischenzeit könntet ihr durchaus etwas gegen Jaxyn unternehmen. Als kleine Vertrauensgeste.«
»Ihr habt gesagt, Ihr braucht unsere Hilfe nicht«, erinnerte Hawkes.
»Ich habe meine Meinung geändert.«
»Willst du, dass wir das Eis schmelzen?«, fragte Cayal.
Sie schüttelte den Kopf. »Daran haben wir auch schon gedacht. Es würde zu lange dauern.«
»Ihr könntet das Eis doch aufbrechen, oder nicht?«, schlug Hawkes vor. Dann fügte er mit gerunzelter Stirn hinzu: »Dabei würden allerdings alle da draußen, ob Mensch oder Crasii, ins Wasser fallen und binnen kürzester Zeit sterben, wenn sie es nicht ans Ufer schaffen, bevor die Unterkühlung einsetzt.«
Cayal sah Kentravyon an, der unbekümmert die Achseln zuckte.
Die potenziellen Verluste beeindruckten ihn offenbar nicht. »Jaxyn wird merken, was wir vorhaben, sobald wir die Gezeiten berühren.«
»Nicht, wenn wir es schnell genug tun«, sagte Cayal. »Wir vier zusammen. Alle auf einmal.«
»Ich werde euch nicht helfen, als Vertrauensgeste ein paar Tausend unschuldige Seelen umzubringen«, erklärte Declan Hawkes.
»Wieso nicht?«, fragte Cayal. »Sie sind doch da draußen eh schon dabei, einander die Schädel einzuschlagen.« Er drehte sich zu Elyssa um und lächelte ihr beruhigend zu. »Achte nicht auf ihn. Er lebt immer noch in dem Wahn, wie ein Sterblicher denken zu müssen.«
Sie runzelte die Stirn. »Er hat aber recht. Wenn wir das Eis ohne Vorwarnung aufbrechen, wird es eine Unmenge Tote geben.«
Cayal sah sie eindringlich an. »Lyssie. Du willst mir doch nicht weismachen, dass du dich von so was abhalten lässt?«
Elyssa zögerte kaum. »Nein.«
Ihre Antwort überraschte Warlock nicht, aber sie bestärkte ihn in seinem Entschluss.
Er war fertig mit alledem. Fertig mit diesen Unsterblichen und den
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