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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Reservetruppen einzusetzen.
    Stellan verstand überhaupt nicht, warum der Unsterbliche das nicht längst getan hatte. Aus ebendiesem Grund befand er sich auch auf dem Weg zum Kommandoposten.
    Der Canide verbeugte sich und hetzte wieder zurück in Richtung Krydence. Stellan drängte sich mühsam durch menschliche Truppen und verwundete Feliden hindurch bis zu dem Haus, das Tryan sich als Kommandozentrale erwählt hatte, und fühlte sich schrecklich ohnmächtig. Er konnte nicht begreifen, wie diese Schlacht schon so lange andauern konnte, ohne dass sie bislang ihre Reserven mobilisiert hätten. Ihre Truppen hätten auch längst viel schwerer dezimiert sein müssen.
    Er nahm immer zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinaufhetzte, und traf zu seiner Überraschung Tryan allein auf dem Balkon des Hafenbordells an, das er zu seinem Hauptquartier erkoren hatte.
    »Ach, Desean. Na, wollt Ihr die hübsche Aussicht genießen?«
    »Das ist ein Massaker da draußen, Mylord. Könnt Ihr da nichts tun?«
    Der Gezeitenfürst zuckte die Achseln. »Und was genau?«
    Stellan runzelte die Stirn. Er griff nach dem Geländer und spürte, wie die Kälte durch seine Lederhandschuhe drang. Von hier aus war alles noch viel schlimmer. Er roch das Blut und den Qualm und hörte die Schreie der Sterbenden. Er konnte sogar Jaxyns Beobachtungsplattform erkennen, aber sie war zu weit weg, um einzelne Personen auszumachen, daher wusste er nicht, ob Arkady oder ihr Vater noch am Leben waren. Dann schaute er nach unten und sah mehrere verletzte Feliden, die er schon auf dem Weg hierher bemerkt hatte, wieder zurück aufs Eis torkeln. »Ich weiß nicht … irgendwas.«
    Tryan sah Stellan sehr seltsam an, dann schüttelte er plötzlich verblüfft den Kopf. »Gezeiten, Ihr wisst es!«
    »Wie bitte?«
    »Ihr hinterhältiger kleiner Schleicher«, sagte der Unsterbliche und machte die Augen schmal. »Ihr wisst genau, wer wir sind, stimmt s? Danach habt Ihr doch gerade gefragt. Ihr wollt nicht wissen, ob ich noch eine brillante militärische Taktik in der Hinterhand habe, sondern ob ich nicht mithilfe der Gezeiten etwas tun kann.«
    Stellan rang kurz mit sich, ob er leugnen oder sich weiterhin dumm stellen sollte. Dann wurde ihm klar, wie aussichtslos das war. Er sah Tryan in die Augen und fragte ruhig: »Und, könnt Ihr?«
    »Wir tun bereits etwas mit den Gezeiten, Desean. Was glaubt Ihr, wie es kommt, dass wir immer noch eine Armee da draußen haben, nachdem dieses Gemetzel schon fast einen ganzen Tag währt?«
    »Ihr helft ihnen mit Gezeitenmagie?«, fragte Stellan.
    Der Prinzgemahl schüttelte den Kopf. »Mit der Gezeitenmagie machen wir sie wieder lebendig. Das klappt allerdings nur bei Feliden, und auch bei denen nicht beliebig oft. Aber ich schätze, daher kommt das Sprichwort, dass Katzen viele Leben haben.«
    Stellan starrte ihn in nacktem Entsetzen an. »Ihr meint, Ihr lasst sie auferstehen, damit sie weiterkämpfen?«
    Tryan nickte beiläufig, als sei das nicht weiter bemerkenswert. »Das Problem ist natürlich, dass Jaxyn mit seinen Feliden dasselbe tut. Das kann also tagelang so weitergehen, bis einer von uns die Lust verliert.«
    Stellan war sprachlos. Gezeiten, die armen Wesen.
    »Ach, kommt schon, seht mich nicht so an«, sagte Tryan. »Es sind nur Tiere, Desean. Ihr wollt doch sicher nicht, dass ich lieber die braven Bürger von Caelum opfere, oder?«
    Stellan wusste nicht, was er sagen sollte. Auf so etwas war er wirklich nicht vorbereitet gewesen. »Könnt Ihr nicht etwas anderes tun – etwas weniger Grausames?«
    »Natürlich kann ich das, aber Jaxyn würde es einfach mit gleicher Münze heimzahlen, und dann sitzen wir genauso da wie jetzt. Wie lange wisst Ihr schon, wer wir wirklich sind?«
    »Das wusste ich schon, bevor ich Glaeba verließ.«
    »Und Ihr habt nie einen Ton gesagt. Ich habe Euch unterschätzt, Desean.«
    »Das tun viele«, antwortete Stellan mit einem hilflosen Schulterzucken. »Warum könnt Ihr nicht etwas tun, um diese Schlächterei endlich zu beenden? Ein halbes Dutzend von euch ist hier, und nur zwei oder drei Unsterbliche auf Jaxyns Seite. Ihr könnt sie doch sicher überwältigen?«
    Tryan sah Stellan einen Augenblick nachdenklich an, ehe er antwortete. Als er sprach, war er viel entgegenkommender, als Stellan erwartet hatte. »Von unserem halben Dutzend hier, Desean, könnten nur meine Schwester und ich überhaupt so viel Gezeitenmacht aufbringen, wie man brauchte, um diesem Krieg ein plötzliches Ende zu

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