Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Gutes steckte.«
»Aber dass sie auch ihre Auseinandersetzungen gehabt hätten«, fuhr Gerdin fort. »Was, glauben Sie, hat Wiklund damit gemeint?«
»Keine Ahnung. Ich habe nichts von einem Streit zwischen ihnen gehört. Svempa fand, dass Lennart ein prima Typ sei, mit dem man etwas anfangen konnte.«
Gerdin ließ nicht locker.
»Aber irgendetwas muss er doch gemeint haben. Könnte es mit dem Pokern zu tun haben? Oder mit dem Fußball?«
Die Kinder wussten dazu nichts zu sagen und schauten gespannt auf ihre Stiefmutter, die in ihrem Gedächtnis kramte.
»Das Einzige, was mir einfällt, war Svempas Entscheidung, dass Lennart nicht mehr die Mannschaft seiner Tochter Alexandra trainieren sollte, sondern die von William, seinem Sohn. Aber das war keine große Sache.«
»Hat Svempa das gesagt?«
Adrianti nickte. Gerdins Augen wurden hellwach.
»Aber vielleicht war es für Lennart Wiklund eine große Sache. Warum wurde er versetzt?«
»Weil ein paar der Mädchen gesagt hatten, dass er sie angeguckt habe. Oder angemacht, könnte man vielleicht sagen.«
»Aber Svempa hat das zurückgewiesen?«
»Nein, er hat sich darum gekümmert. So, dass alle zufrieden waren.«
»Außer Wiklund anscheinend.«
Sjöberg betrachtete Gerdin mit einer gewissen Faszination. Er stellte sich die arme Adrianti Erlandsson als eine Zitrone in ihren Händen vor. Die zusammengepresst wurde, bis auch der letzte Tropfen draußen war.
»Er hat doch einen guten Deal bekommen. Die Mädchen und ihre Eltern waren zufrieden, und Lennart durfte stattdessen eine andere Mannschaft trainieren. Svempa war diplomatisch.«
»Man könnte auch sagen, dass die Sache totgeschwiegen wurde?«
»Es gab nichts totzuschweigen. Svempa sagte, dass die Mädchen Lennart nur ein bisschen auf die Palme bringen wollten. Dass gar nichts dahintersteckte. Er hat die Mannschaft selbst übernommen und dafür gesorgt, dass es kein dummes Gerede gab.«
»Aha, diese Mannschaft ist das also. In der auch Josefin Siem spielt. War sie möglicherweise eine von denen, die sich beschwert hatten?«
Adrianti schaute verschämt auf ihre Hände hinunter und drückte den Daumen hart in die andere Handfläche.
»Ja, das war sie«, antwortete sie leise. »Aber Svempa wollte nicht, dass es herauskam. Wegen Lennart. Und Alexandra.«
»Was für ein Schlamassel«, stellte Gerdin mit einem Lächeln fest, das gleichzeitig bitter und triumphierend wirkte.
»Darf ich etwas sagen?«, meldete sich Ida. »Ich habe vorher noch nie von dieser Sache gehört, aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass Papa recht hatte. Dass Lennart unschuldig war. Ich kenne zwar Josefin Siem nicht besonders gut, aber viele Mädchen finden Lennart ziemlich attraktiv. Zum Beispiel ihre größeren Schwestern, die ständig sabbernd hinter ihm herliefen und sich vor ihm zum Affen machten. Vermutlich hatte er diesen Mädchen nicht das Interesse entgegengebracht, das sie haben wollten, und dann haben sie einfach diese Geschichte zusammengelogen. So stelle ich mir das jedenfalls vor.«
Sjöberg fand es an der Zeit, das Thema zu wechseln.
»Und dann haben wir noch Staffan Jenner. Soweit ich verstanden habe, kennen Sie alle ihn gut.«
Die Kinder schauten unbeteiligt. Adrianti holte tief Luft. Vielleicht spürte sie, was auf sie zukam.
»Ein naher Freund der Familie, oder?«
Die Kinder nickten. Adrianti schluckte.
»Irgendwelche spontanen Kommentare?«
»Ich glaube …«, begann Adrianti.
Sie sah bleich und hohläugig aus, vielleicht gingen sie zu weit, wenn sie ihr zu allem anderen auch zumuteten, sich mit diesem Unglück auseinanderzusetzen. Aber das Thema musste zur Sprache gebracht werden, und es hatte keinen Sinn, es noch weiter aufzuschieben.
»Ich glaube, ich kann jetzt keine weiteren Fragen mehr beantworten. Können wir es auf später verschieben?«
Rasmus und Anna sahen einander an, Ida schaute verbissen.
»Tut mir leid«, sagte Sjöberg sanft, »aber wir müssen diese Fragen stellen, damit wir weiterkommen. Je früher, desto besser.«
Wieder einmal war es Ida, die über das sprechen wollte, vor dem alle anderen Familienmitglieder zurückscheuten.
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, sagte sie bitter. »Lara – oder? Sie war ein Jahr jünger als ich. Wir haben immer zusammen gespielt. Ich kannte sie besser als jeder andere. Aus der Sicht eines Kindes natürlich. Sie liebte die Familie Jenner. Sie liebte Staffan. Und sie liebten Lara. Staffan ist ein durch und durch guter Mensch. Nett, sanft,
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