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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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eng wird, wie an der Taille einer Sanduhr.«
    »Kommen Sie hinter mich, lehnen Sie sich an den Sitz und halten Sie sich fest«, schlug Finch vor. »Vier Augen sehen mehr als zwei. Und machen Sie das Licht aus!«
    Im Cockpit wurde es ganz dunkel. Nur das hellgrüne Licht der Instrumentenbeleuchtung glühte noch.
    Vor der Albatross tauchte eine Insel auf, wie ein riesiges, helles Croissant im schwarzen Wasser. »Das ist die erste Insel, links bleiben«, sagte Fiona und beugte sich vor, um besser sehen zu können. Kam es ihr nur vor, oder wurde der Schein des Mondes schwächer?
    Sie blickte zum Himmel und sah, dass sich eine dünne, ganz hohe Wolkenschicht vor die helle Scheibe geschoben hatte.
    Finch folgte dem linken Flussarm und legte die Albatross in eine Rechtskurve.
    »Nicht zu stark«, meinte Fiona, »am Ende der Insel kommen die beiden Landzungen von links, die müssen wir überqueren. Der Abstand zwischen den beiden ist etwa ein Kilometer. Also Land, Wasser, Land – und dann ist die Engstelle da.«
    Während die Albatross in Schräglage um die Insel herumdonnerte, suchten vier Augen die Dunkelheit nach den Landzungen ab.
    »Da!«, rief Fiona aus und wies mit dem ausgestreckten Arm nach vorn. »Sehen Sie die Häuser? Das muss die erste sein!«
    Auf dem leicht ansteigenden Ufer standen flache, weiße Häuser. In einigen Fenstern brannte noch Licht.
    Die Albatross raste genau darauf zu.
    »Höher!« Fionas Stimme überschlug sich.
    Finch schüttelte nur den Kopf.
    »Bitte!«
    »Nein!«
    Sie schloss die Augen und verfluchte die Sturheit des Abenteurers, der die Maschine flog.
    »Lassen Sie meine Schulter los, wir sind schon drüber hinweg«, bedeutete ihr Finch einen Augenblick später. Fiona zog überrascht die Hand weg, mit der sie in ihrer Anspannung die Schulter des Piloten festgehalten hatte.
    Schmale Straßen sausten unter ihnen vorbei, ein Spielplatz, gefolgt von einem kleinen Hafen mit einem schlanken Pier. Dann waren sie wieder über dem schwarzem Wasser des Rio Negro.
    »Sie sind ein harter Knochen.« Fiona atmete auf.
    »Jahrzehntelanges Training«, grinste Finch. »Freuen Sie sich nicht zu früh. Gleich kommt der zweite Teil.«
    Kaum hatte er ausgesprochen, tauchte auch bereits die östliche Siedlung des kleinen Ortes auf.
    »Höher?« Die Stimme des Piloten hatte einen spöttischen Unterton.
    »Der Teufel soll Sie holen«, flüsterte Fiona, die ihren Blick nicht von den näher rasenden Häusern abwenden konnte.
    Dann donnerte die Albatross auch schon über die Dächer, und Fiona hätte schwören können, dass der Luftstrom einige Dachziegel hochwirbelte. Sekunden später warf Finch das Flugzeug in eine steile Linkskurve, um die Engstelle nicht zu verfehlen. Aus dem Dunkel tauchte ein schmaler Streifen Wasser auf, der wenig mehr als die Breite einer sechsspurigen Straße hatte.
    Kaum hatte Finch die Albatross so ausgerichtet, dass sie mittig über dem Fluss blieb, schallte ein neuer Alarmruf durch das Cockpit: »Schiff!«, schrie Fiona entsetzt auf. Sie hatte aus den Augenwinkeln rote und grüne Positionslichter mitten im Rio Negro erkannt.
    Der Pilot biss die Zähne zusammen und zog die Albatross in Schräglage einige Meter höher. Ein Frachtkahn raste unter ihnen hindurch. Die linke Tragflächenspitze verfehlte die hölzerne Brücke nur um wenige Zentimeter.
    Fluchend drückte Finch das Flugzeug wieder tiefer auf die Wasseroberfläche. »Verdammter Gegenverkehr!«, brummte er, dann waren sie durch die Engstelle, und der Fluss wurde wieder breiter.
    »Nächster Knick nach rechts, und dann haben wir kaum noch heikle Stellen bis nach São Gabriel«, meinte Fiona erschöpft, »abgesehen von ein paar Schiffen, sieben Inseln und den flachen Stellen knapp vor unserem Ziel. Da verzweigt sich der Rio Negro in unzählige Nebenarme.«
    »Gut, dass Sie die erwähnen«, gab Finch zurück. »Habe ich Ihnen bereits erzählt, dass es nur eine Stelle im Fluss vor São Gabriel gibt, an der wir gefahrlos landen können?«
    Als John Finch die Albatross eine knappe Stunde später in einer kleinen, geschützten Bucht nördlich von São Gabriel mit fast auf Standgas gedrosselten Motoren ans Ufer treiben ließ, warteten bereits zwei schwarze Hummer-Geländefahrzeuge auf der staubigen Straße.
    Zwei Männer in schwarzen Kampfanzügen fingen die Leinen auf und befestigten sie an eigens dafür eingeschlagenen dicken Stahlhaken. Schließlich kappte Finch die Spritzufuhr, und der Motorlärm erstarb.
    »Nehmen Sie unsere

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