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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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dem Arm, drehten sich wie auf ein unhörbares Kommando um und starrten den beiden Neuankömmlingen entgegen.

Hotel Beau Rivage Palace,
Lausanne/Schweiz
    Die junge Bedienung hatte keine fünf Minuten gebraucht, bevor sie mit einem kleinen Notizzettel in der Hand freudestrahlend wieder vor John Finch und Georg Gruber stand. »Ich glaube, ich habe den richtigen für Sie gefunden, Monsieur. In einem Altersheim nicht weit von hier, in der Avenue Collonges, lebt Aristide Leblanc. Er hat während des Krieges als junger Bellboy hier im Haus zu arbeiten begonnen und war Concierge, bevor er in Pension ging. Mein Kollege, der ihn hin und wieder besucht, meinte, er sei allerdings nun bereits neunzig und ein wenig schwerhörig, aber noch immer hell im Kopf. Sicher kann er sich noch an ein paar Dinge aus jener Zeit erinnern.« Sie legte den Zettel vor den beiden Männern auf den Tisch. »Ich habe Ihnen hier die Adresse des Altersheims notiert. Mit dem Taxi sind Sie in wenigen Minuten da.«
    »Dankeschön, Mademoiselle, Sie haben uns sehr geholfen!«, lächelte Finch und drückte dem Mädchen fünfzig Franken in die Hand. »Stimmt so.« Dann nickte er Georg zu und stand auf. »Gehen wir ins Altersheim!«
    Das Taxi ließ Georg und Finch direkt vor einer weißen, dreistöckigen Villa mit grünen Fensterläden aussteigen, die einen blitzsauberen Eindruck machte. Der kleine Park vor dem Haus war gepflegt und einladend. Auf kleinen Sitzgruppen unter blauweiß gestreiften Schirmen saßen Senioren in Gruppen beisammen, und einige von ihnen blickten den Neuankömmlingen interessiert entgegen.
    »Es gibt schlimmere Plätze, um seinen Lebensabend zu verbringen«, stellte Georg Gruber beeindruckt fest. »Schauen wir, woran sich der alte Aristide noch erinnert. Möglicherweise wäre es einfacher gewesen, in der Direktion nachzufragen …«
    »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, erkundigte sich eine etwas rundliche Dame im dunkelblauen Kostüm, die sich von einem der Tische erhoben hatte und die beiden Männer neugierig musterte.
    »Das wäre schön. Mein Name ist John Finch und das ist mein Freund Georg Gruber. Wir suchen Aristide Leblanc, das Beau Rivage hat uns Ihre Adresse gegeben. Wir interessieren uns nämlich für jene Zeit, in der Monsieur Leblanc im Hotel arbeitete.«
    »Ahhh, ja, das Beau Rivage Palace«, lächelte die Frau und streckte ihre Hand aus. »Ich bin die Hausfrau hier, und wenn Sie ein wenig da hinten an dem freien Tisch Platz nehmen möchten, dann hole ich Aristide. Er ist ein wahrer Schatz, Sie werden sehen. So freundlich und hilfsbereit.« Sie zwinkerte Finch zu. »Sie werden allerdings ein wenig lauter sprechen müssen. Er hört zwar schon schlecht, ist aber zu eitel, um ein Hörgerät zu verwenden.«
    Aristide Leblanc sah aus wie sein Name. Er schien aus einer anderen Zeit übrig geblieben zu sein, mit dunkelroter Strickweste und perfekt geschnittenen grauschwarzen Haaren, die mit Brillantine in Form gezwungen worden waren. Sein schmales Gesicht mit den hohen Augenbrauen und dem Menjou-Bärtchen schien etwas erstaunt in die Welt zu blicken. Der dünne alte Mann hielt sich kerzengerade, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Finch sah plötzlich seinen ehemaligen Oberschullehrer vor sich, wiederauferstanden in einem Schweizer Altersheim, und musste lächeln.
    »Monsieur Leblanc?«, fragte er und stand auf.
    Der Händedruck des alten Mannes war fest, während die kleinen, wachen Augen in Finchs Gesicht nach Wiedererkennen suchten. »Sind wir uns bereits begegnet, Monsieur …?«, fragte Leblanc und nickte dann Georg zu.
    »Leider noch nicht«, antwortete Finch und stellte sich vor. »Ein Mitarbeiter des Beau Rivage war so freundlich und hat uns Ihre Adresse verraten. Ich hoffe, Sie entschuldigen die Störung.«
    »Ich bin in einem Alter, in dem ich mich über jeden Besuch freue«, meinte Leblanc und ließ sich vorsichtig in einen der Stühle sinken. »Wer weiß, wie lange ich noch hier bin. Meine Zeit läuft langsam ab. Es zwickt hier, und es geht da nicht mehr so richtig … na ja, Sie werden das merken, wenn Sie älter werden. Man ist schon froh, wenn das Gehirn noch halbwegs funktioniert, ja, dass es funktioniert.«
    »Genau deshalb sind wir zu Ihnen gekommen«, gestand Finch und überlegte, wie er am besten beginnen sollte. »Sie haben lange im Beau Rivage gearbeitet, hat man uns erzählt. Vor allem in einer Zeit, die hochinteressant war, in den letzten Kriegsjahren und den fünfziger Jahren, die eine goldene Zeit

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