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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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den Faden zu haben.
    »Sie müssen wissen, die einzigen Stuckarbeiten in den beiden Gebäuden sind im Gästebereich«, erklärte Leblanc gedankenabwesend. »Die Keller sind funktional, selbst der Weinkeller ist keine Attraktion. Nein, eine Rose hätte da gar keinen Platz, nein, hätte sie nicht.«
    Der alte Mann schwieg, und Finch zerbrach sich den Kopf darüber, was er übersehen hatte. Bezogen sich die unsichtbaren Zeilen doch nicht auf das Grandhotel in Lausanne? Gab es noch eine dritte Möglichkeit? Die Zeit lief ihnen davon, und sie saßen beim Kaffee in einem Altersheim …
    Egon Zwingli passierte den großen dunkelgrünen Torbogen mit der Aufschrift »Beau Rivage Palace – One of the Leading Hotels of the World «, hielt kurz an der Schranke und stellte nach einem kurzen Gespräch mit dem Wagenmeister seinen SUV auf dem Gästeparkplatz ab. Mit großen Schritten eilte er durch die Drehtür und betrat die Lobby, blickte sich suchend um und trat dann an die Rezeption. » Bonjour , ich wollte mich erkundigen, ob die Gäste Finch, Klausner und Gruber bereits eingetroffen sind.«
    Die dunkelhaarige Dame mit dem freundlichen Lächeln und den beiden gekreuzten Schlüsseln am Revers schüttelte nach einem kurzen Blick auf ihren Flatscreen den Kopf. »Tut mir leid, wir haben keine Reservierungen auf diese Namen. Kann ich Ihnen sonst irgendwie weiterhelfen?«
    Mit einem gemurmelten »Nein, danke« wandte sich Zwingli verärgert ab. War die Gruppe noch nicht angekommen? Hatte sie sich verspätet? Oder waren sie ganz woanders hingefahren, und der Rezeptionist in Genf hatte ihn in die Irre geschickt? Der Schweizer fluchte leise vor sich hin. Bei diesem Auftrag ging nichts, aber auch gar nichts glatt.
    In diesem Moment kamen drei Männer in dunklem Anzug durch die Drehtür und nahmen die Sonnenbrillen ab. Wenigstens etwas, dachte Zwingli erleichtert, als er seine Mitarbeiter sah, und gab ihnen ein Zeichen. Zu viert würden sie die Gruppe ganz sicher nicht mehr verlieren.
    Wenn sie die fünf nicht bereits verpasst hatten.
    Llewellyn war das Glück hold gewesen und er hatte einen Parkplatz schräg neben dem Torbogen gefunden. So stellte er seinen Mercedes in der Rue du Beau Rivage ab und überlegte, was er nun tun sollte. Zwingli war seine einzige Möglichkeit, die Südamerikaner nicht aus den Augen zu verlieren. Zugleich gab es keine andere Ausfahrt aus dem Hotelparkplatz. Hier, in seiner Sichtweite, mussten alle durch. So beschloss er, ein wenig zu warten. Was bezweckte Zwingli? Würde er versuchen, die Gruppe einzuschüchtern, oder wollte auch er erfahren, was das Geheimnis der alten Männer war? Oder wusste er es bereits?
    Noch hatte der Schweizer Llewellyn nicht gesehen, hatte keine Ahnung, dass er ihm auf den Fersen war. Diesen Vorteil beschloss Llewellyn so lange wir nur irgend möglich auf seiner Seite zu behalten.
    Aristide Leblanc schien eingeschlafen zu sein. Sein Kopf war nach vorn gesunken, die Hände lagen ganz ruhig in seinem Schoß.
    John Finch seufzte und sah Georg an. Der zuckte mit den Schultern und deutete auf seine Armbanduhr.
    »Glauben Sie jetzt nicht, der alte Mann ist einfach eingenickt«, ertönte da überraschend klar die Stimme von Leblanc. »Ich versuche nur, mich an etwas zu erinnern … In vielen alten Hotels dieser Zeit – vor allem wenn sie an einem Hang lagen wie das Beau Rivage – grub man einen Bierkeller in den Berg. Die Temperaturen waren gleichmäßig niedrig, ideal für die Lagerung, ohne die Notwendigkeit einer zusätzlichen Kühlung. Wie ich Ihnen bereits erzählt habe, wurde das Palace vierzig Jahre nach dem Beau Rivage gebaut. Man errichtete damals auch einen unterirdischen Verbindungsgang zwischen den beiden Gebäuden, so konnte man selbst im tiefen Winter alle Transporte unter der Erde abwickeln. Lebensmittel, Getränke, Wäsche, was auch immer.« Leblanc lehnte sich vor. »Von diesem Gang zweigte ein weiterer gemauerter Tunnel in Richtung Berg zum Bierkeller ab, mit zwei Schienen in der Mitte. Das erleichterte das Rollen der Fässer. Ja, das waren schwere Fässer …«
    Finch begriff zwar nicht, worauf Leblanc hinauswollte, aber er hütete sich davor, ihn zu unterbrechen.
    »Als ich im Hotel begann, war dieser Keller noch in Funktion, und ich, neugierig wie ich als junger Mensch nun einmal war …« Er unterbrach sich. »Rose und Pfeiler, sagten Sie?«
    Georg Gruber und Finch nickten nur und ließen Leblanc nicht aus den Augen.
    »Das könnte passen …«, murmelte der

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