Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
dem französischen Geschlecht der Bourbonen. Nun, in Pianore steht eine Villa, genauer gesagt das Geburtshaus der österreichischen Kaiserin Zita. Sie ist eine geborene von Bourbon-Parma.«
    »Großartig«, flüsterte Llewellyn, »du bist ein Genie!«
    »Weiß ich«, kam die trockene Antwort. »Kommen wir zur Zeit, den Herrschaften und dem Schlüssel.«
    »Den Schlüssel haben wir«, warf der Major ein.
    »Dann würde ich nach einer Uhr suchen, die es im ersten Stock, in der herrschaftlichen Etage, geben muss. Das ist euer Ziel.«
    »Zwei Abendessen«, murmelte Llewellyn anerkennend.
    »Drei, und pass auf dich auf, du geiziger alter Legionär«, antwortete der Mann in London und legte auf.
    »Wo haben Sie dieses Original ausgegraben?«, erkundigte sich Finch erstaunt. »Ich dachte, heute arbeiten alle nur mehr mit Riesen-Computer und lassen rechnen.«
    »Sagt Ihnen Bletchley-Park etwas?«, fragte ihn Llewellyn und legte das Handy weg. »Die Jungs dort waren Ausnahmetalente. Sie haben die Codes der berüchtigten Enigma-Maschinen geknackt, ohne Computer, ohne Rechner, nur mit ihren grauen Zellen. So ein Typ ist Rodney, der übrigens seit langem in Pension ist. Er sitzt im Rollstuhl und hat seine Wohnung in den letzten zehn Jahren nicht mehr verlassen.«
    »Aber das Abendessen …«, meldete sich Georg von der Rückbank.
    »Ein running gag«, gab Llewellyn zurück, »es wird leider nie passieren, das wissen wir beide.«
    Finch begann, den Major zu mögen.
    »Wir haben unser Ziel, die Villa bestätigt die Lösung«, meinte er und sah auf die Uhr. »Wenn wir uns beeilen, dann können wir auf dem Flughafen Lausanne einen Hubschrauber mieten und erreichen noch vor der Dunkelheit Norditalien. Haben Sie eine Karte von Europa?«
    »Sogar von Italien.« Llewellyn zog aus der Seitentasche einige Faltpläne und reichte den richtigen an Finch weiter. »Ortsverzeichnis auf der Rückseite. Wollen Sie selbst fliegen?«
    Finch schüttelte den Kopf. »Wir nehmen einen Heli mit Piloten. Jemanden, der die Alpen kennt und die schnellste Route. Im Ernstfall kann ich immer noch Gas geben.«
    Der Major schmunzelte, aber er schätzte die Professionalität des Piloten. »Was für ein Landsmann sind Sie eigentlich, Mr. Finch? Ich kann keinen Dialekt heraushören.«
    »Zu lange unterwegs, viele Jahre in Nordafrika, dann Südamerika. Das verwässert«, lächelte Finch. »Aber ursprünglich aus Crawley, auf dem halben Weg zwischen London und Brighton.«
    »Sie sind Engländer?« Llewellyn kniff überrascht die Augen zusammen. »Sind Sie vielleicht mit Peter Finch, dem Fliegerass aus dem Zweiten Weltkrieg, verwandt?«
    Der Pilot nickte langsam. »Er war mein Vater, von ihm habe ich die Leidenschaft geerbt.«
    »Wenn Sie das Können auch von ihm haben, dann glaube ich unerschütterlich an Gott und an den Mann, der neben mir sitzt, wenn es ums Fliegen geht«, stellte Llewellyn ernst fest. »Ihr Vater war eine Legende. Die Luftschlacht über dem Kanal wäre anders ausgegangen, hätte er nicht mitgekämpft.«
    »Er flog bis zuletzt und ist schnell gestorben, so wie er es sich immer gewünscht hatte«, meinte John Finch und wandte sich an Llewellyn. »Und wahrscheinlich hätte er angesichts von Zwingli auch nie klein beigegeben. Also bin ich hier, an seiner Stelle. Und ich bin sicher, er sitzt da oben und sieht uns zu.«
    Llewellyn schlenderte wie ein etwas ratloser Gast in die Lobby des Beau Rivage, die Hände tief in den Taschen vergraben. Er blickte sich suchend um, wanderte zu einer der Sitzgruppen, ging weiter zu den Toiletten und verschwand dann hinter der Tür mit dem kleinen Männchen.
    Egon Zwingli, der seinen Beobachtungsposten hinter einer der Säulen bezogen hatte, traute seinen Augen kaum. Der englische Major war hier! Spazierte seelenruhig durch die Hotelhalle!
    Zwingli konnte es nicht fassen. Wie war er hierhergekommen? Und weshalb? Was wusste dieser britische Reserve-James Bond? Er zog das Handy aus der Tasche und gab seinen Leuten den Befehl, sich bei der Ausfahrt des Parkplatzes zu postieren und Llewellyn nicht aus den Augen zu verlieren. War er mit den Südamerikanern hier? Oder suchte er sie ebenfalls?
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Herrentoilette erneut, und der Major kam heraus, richtete sich die Hose und schlenderte wieder zum Ausgang. Auf dem Weg blieb er bei einem Prospekt-Ständer stehen, zog eine Broschüre heraus und blätterte darin. Er schien überhaupt keine Eile zu haben, stellte Zwingli verärgert

Weitere Kostenlose Bücher