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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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zurückgeschickten‹?«, erkundigte sich Gruber überrascht.
    Die Händlerin nickte. »Sie müssen wissen, dass alle Ringe wieder an Himmler zurückgegeben werden mussten, sollte der Besitzer getötet werden oder die SS verlassen. Es war geplant, sie auf der Wewelsburg als eine Art mystische Erinnerung in einem Schrein aufzubewahren.«
    »Und das geschah tatsächlich?«, fragte Gruber misstrauisch.
    Señora Valeria nickte energisch. «So weit es mir bekannt ist, ja. Wenn ein Ringbesitzer im Kampf fiel, dann waren seine SS -Kameraden angehalten, jede nur erdenkliche Anstrengung zu unternehmen, um den Ring nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Und das taten sie auch. Bis zum Januar 1945 waren immerhin mehr als sechzig Prozent der offiziell angefertigten vierzehntausendfünfhundert Ringe wieder an Himmler zurückgeschickt worden. Andere endeten in Gräbern, gemeinsam mit ihren Besitzern, denn in den letzten Tagen der Kriegswirren wurden die Ringe häufig mit dem Träger einfach verscharrt. Heute rechnet man damit, dass noch rund dreitausendfünfhundert echte Ringe existieren.«
    Die Antiquitätenhändlerin drehte den Ring so, dass Georg dem Totenkopf in die Augen blickte. »Ihr Ring hat eine Besonderheit, die ich noch nie gesehen habe und die ihn einzigartig macht. Jemand hat zwei Diamanten in die Augen des Totenschädels eingefasst, und zwar zwei schwarze Brillanten. Die waren damals äußerst selten und außerhalb von Gemmologen-Kreisen so gut wie unbekannt. Vielleicht gibt Ihnen das einen Hinweis …?«
    Gruber zuckte die Schultern, ratlos und verunsichert. »Ich weiß nicht«, murmelte er, »ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung …« Er unterbrach sich und dachte kurz nach. »Existieren vielleicht spezielle Listen über die Verleihung der Totenkopfringe? Etwa mit den Namen der Ausgezeichneten?«
    Señora Valeria dachte kurz nach. »So viel mir bekannt ist, gibt es so etwas. Die Ringe wurden, wie auch die Ehrendegen der SS , in den sogenannten Dienstalterlisten eingetragen. Die letzte kam 1944 heraus und wurde noch einmal Anfang des Jahres 1945 ergänzt. Aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen, diese Listen wurden nur unvollständig geführt, und nicht einmal ein Drittel der tatsächlich Ausgezeichneten wurde da auch wirklich eingetragen. Das wird Ihnen also kaum weiterhelfen.«
    »H. Claessen bleibt also ein Mann ohne Gesicht und Geschichte«, stellte Gruber enttäuscht fest.
    »Nicht unbedingt«, beruhigte ihn Señora Valeria. »In unserem Kundenkreis befinden sich zahlreiche Sammler, die einen unwahrscheinlich großen Fundus an Dokumenten, Akten, Verzeichnissen und Fotos angehäuft haben. Ich kenne Privatleute, die wesentlich mehr Raritäten zu Hause horten als manches Museum in seinem Depot. Wenn Sie möchten, lassen Sie mir Ihre Telefonnummer da, und ich höre mich um.«
    »Das wäre sehr freundlich von Ihnen.« Gruber reichte der Händlerin seine Visitenkarte.
    »Ich nehme an, Sie möchten den Ring nicht verkaufen«, lächelte Señora Valeria und kramte unter der Verkaufstheke nach einer kleinen Schachtel. »Passen Sie gut darauf auf, er ist in einem bemerkenswerten Zustand.« Sie wickelte den Ring in ein Stück Seidenpapier und legte ihn dann vorsichtig in die kleine Box. »Wann immer Sie sich entschließen sollten, sich doch von ihm zu trennen, dann freue ich mich auf Ihren Besuch. Ich kann Ihnen sicher ein gutes Angebot machen.«
    Als Georg Gruber zu seinem alten Pick-up zurückging, sah ihm Señora Valeria durch die staubigen Scheiben ihres kleinen Geschäfts nachdenklich hinterher. Dann drehte sie sich um, griff zum Telefon und wählte eine lange Nummer am anderen Ende der Welt.

Armenviertel La Cruz,
Medellín/Kolumbien
    Misstrauisch blickte Señor Botero mit zusammengekniffenen Augen in die Runde. Vincente hatte Kaffee für alle gebrüht, ein Tablett in der Form einer alten Schatzkarte in der Küche gefunden und darauf die Tassen in den Garten gebracht. Nun saßen Finch, Fiona, Vincente und der alte Böttcher um den Tisch und schlürften das heiße, schwarze Getränk. Sparrow hatte seinen Lieblingsplatz auf dem Flachdach nicht verlassen. Er putzte sich, wenn er nicht auf die versammelte Gesellschaft herunterschaute, ausnahmsweise schweigsam.
    »Sie sollen mich also mitnehmen«, meinte der alte Mann, und betrachtete Fiona, die konzentriert auf dem Touchscreen ihres Handy herumtippte. »Und wer genau schickt Sie?«
    »Wilhelm Klausner hat mich beauftragt, Sie zu ihm zu bringen, und ich bin froh,

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