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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mehr. Die sechsundzwanzigste hatte widerstanden,
vermutlich hatte sie gerade gelüftet, als das Gas einströmte. Die
zwei Kameraden, die das Kabel zerstören sollten, hatte man
niedergeblitzt.
Eine Stunde, nachdem die letzte Bombendetonation verröchelt
war, wir uns dem ersten zerstörten Objekt zu einer Inspektion
näherten, erreichte uns die Nachricht, dass sich die Kuppel um
die Raumflotte der Fremden milchig eingetrübt und man keine
Sicht mehr auf die Schiffe habe.
Dieses blieb zunächst die einzige wahrnehmbare Reaktion der
verbliebenen Gegner auf unseren vernichtenden Schlag.
Ja doch, vernichtend war er. Die Bombardements erfolgten
derart konzentriert, dass der Eindruck entstand, man hätte die
Fläche mit Riesenwerkzeugen umgeschaufelt. Es gab kaum
Wracks von Geräten und Fahrzeugen, nur bizarr verbogene
Bleche und Formteile. Ein kleines Stück einer grünen Schale
entdeckte ich…
Die Menschheit hatte gründlich Vergeltung geübt. Aber selbst
der Gedanke an Dagmar, die jetzt irgendwo befreit auf die
Deprogrammierung warten mochte, die Bilder all
des
Schrecklichen vermochten nicht, dass Genugtuung oder gar
Freude in mir aufkamen. Mich befiel maßlose Trauer über
diesen uns aufgezwungenen Kampf. Hier hatte
nichts
Vernunftbegabtes, nichts Menschliches gewirkt, ganz gleich, wo
die Ursache liegen mochte. Und wenn ich an Vernunftbegabtes
und Menschliches dachte, bezog ich die Anderen mit ein. Nur
die Entscheidung der elf Unbemäntelten gab ein wenig Trost.
Ich weiß nicht, ob Lang ebenso empfand wie ich. Jedenfalls
verzichtete er auf weitere Besichtigungen, und wir fuhren
zurück zum Quartier. Dort lag ein Fax von Suiter vor, in dem
er uns zum gelungenen Schlag beglückwünschte.
In den Lagern herrschte allgemeiner Jubel, aber Lang gestattete
keine Lockerung der Disziplin. Es blieb immerhin denkbar, dass
die Fremdlinge zu einem Gegenschlag unbekannter Dimension
ausholten.
Schon am Tag darauf kamen sie alle elf auf unsere Einladung.
Sie schwebten heran in ihren Quadern, und sie wurden begleitet
von mindestens zweihundert Kugeln. Ich muss gestehn, es wurde
mir bei ihrem Anblick mulmig.
Schweigend besichtigten sie das Trümmerfeld jenes
landwirtschaftlichen Objekts, in dem ich Kontakt zu den
Eindringlingen gesucht hatte. Wir hatten dieses gewählt, weil es
am weitesten südlich und so in unmittelbarer Nähe unserer Linie
lag.
Wir hatten uns an jenem Abend im Lastkraftwagen-Treff
geeinigt. Zugegeben, keinem von uns war damals richtig wohl
dabei. Wir hatten keinerlei Garantie, dass sie es ehrlich meinten,
wir hatten uns sogar bis zu einem gewissen Grad in ihre Hand
gegeben, indem wir den Unbemäntelten über unsere
Angriffsabsichten informierten: Wir würden die elf Kuppeln
weiterhin verschonen. Sie würden nach und nach die
gefangenen Menschen zu uns entlassen.
Deprogrammieren konnten sie nicht. Es gab in den Kuppeln
dafür keine Geräte mehr nach dem Handstreich, bei dem wir
eines erbeuteten. Sie wollten den Angriff – vor allem dessen
Ergebnis, die Reaktion der Basis abwarten, und sie wollten
unsere heimlichen Verbündeten sein, falls wir nicht zum Zuge
kämen.
Das Risiko lag also voll auf unserer Seite.
Auffallen würde diese Taktik nicht. Wir hatten ja ohnehin
sieben Kuppeln, in denen wir keine Menschen entdeckt hatten,
verschont.
Man sah ihnen auf dem Trümmerfeld, nun, da unser Angriff
vorüber war, nicht an, was sie empfanden. Sie sprachen nicht,
aber sie beeilten sich. Und alsbald setzten sie sich ab,
schwebten auf den Kraftfeldern der sie begleitenden grünen
Kugeln in unterschiedlichen Richtungen
– jeder zu seiner
Kuppel – von dannen. Und mir wurde bewusst, wie hilflos sie
eigentlich waren. Nicht nur, weil sie in der irdischen Atmosphäre
den Schutzquader nur für Minuten verlassen konnten…
Natürlich hatten sie uns ihre Wünsche wissen lassen. Sie
wollten Kugeln züchten und einen kühlen Landstrich für sich,
möglichst menschenleer und ungestört. Dafür wollten sie die
Menschen ihr zweifelsohne hohes technisches Wissen lehren.
Das deklarierten sie als ihre groben Vorstellungen von einem
späteren Nebeneinander. Details könne man besprechen, wenn
sich das Nächstliegende geklärt haben würde. Und das war die
Konfrontation mit
ihrer bisherigen Obrigkeit, mit den
Heerführern in der Basis, den eigentlichen brutalen Aggressoren,
die den Kampf bis zum Letzten führen würden.
Wir hatten die Wünsche unserer Besucher weitervermittelt,
und eine Arbeitsgruppe der UNO

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