Falsche Brüder
Wiese zu bezeichnen war. Es schien, als wäre
vor Zeiten einmal eine Bodenpflege darüber hingegangen. Die
Abstände zwischen den Buschgruppen vergrößerten sich, das
Laufen wurde leichter.
Ich erschrak, als ich auf das erste Rind traf, das friedlich hinter
einem Busch gegrast hatte und das, als ich unmittelbar an ihm
vorbeischritt, unwillig brummend den Kopf hob und mich
anglotzte. Im Weitergehen begegneten mir noch viele solcher
Tiere, die, offenbar herrenlos und sich selbst überlassen, über die
riesige Weide verteilt waren.
Weit links kam ein Brummen auf, von unserem Flugzeug
wahrscheinlich. Wir waren durch das Einschwenken in die Linie
der Schweber ein ganzes Stück vom ursprünglich vereinbarten
Kurs abgewichen.
Ich richtete mein Funkgerät, so gut ich konnte, auf die
Geräuschquelle, beachtete auch, dass ich vorhalten musste, und
gab das vereinbarte Signal. Offenbar aber wurde es nicht
aufgenommen, denn das Geräusch verschwand nordwestlich,
scholl dann jedoch fast genau vor uns wieder auf und kam näher.
Ein Glück, der Pilot hatte eine Schleife gezogen. Ich sendete
abermals, und nun klappte es offenbar. Ich bekam die
Bestätigung, und entgegen der Vereinbarung und aller Vorsicht
zum Trotz begründete ich knapp, unsere Marschänderung. Und
ebenso regelwidrig erhielt ich die Information, dass sich vor uns
das vermutete Objekt befinde, sich dort aber ein beachtliches
geschäftliches Treiben erkennen lasse, mehrere der Schweber
betätigten sich dort… Plötzlich brach die Sendung ab. Der
Motor des Sportflugzeugs heulte auf, und es schoss nach Süden
davon. Dann sah ich sie: Zwei Disken schnellten vor uns über
den Horizont und sausten zischend niedrig über mich hinweg,
unverkennbar dem Flugzeug hinterher. Ich glaube, es war wie ein
Stoßgebet, das ich meinen beiden Kameraden da oben
hinterhersandte im Wunsch, sie mögen diesen Halunken
entkommen. Gleichzeitig verstärkte sich meine Angst, wir
könnten durch diesen Zwischenfall entdeckt worden sein und
eine nächste Aktion würde uns gelten. Aber Anzeichen dafür
ließen sich in der folgenden halben Stunde nicht erkennen. Und
eigenartigerweise fühlte ich mich dann zwischen den Kühen,
deren Anzahl zunahm, sicherer. Ich bildete mir ein, hätten die
Fremdlinge Biodetektoren, sie würden uns unter den vielen
Impulsen, die von der Weide aufstiegen, nicht herausfinden
können.
Das Gelände, mit Büschen bestanden, stieg zu einer
Bodenwelle an. Als ich deren Scheitel erreichte, hielt ich
überrascht inne, verzog mich dann aber schleunigst unter einen
Busch, streckte mich hin und beobachtete.
Vor mir tat sich viel. Ich schätzte, an die drei- oder vierhundert
Menschen gruben in unmittelbarer Nähe mehrerer flacher, lang
gestreckter Gebäude, die sich unschwer als die neuerbaute
Rinderzuchtanstalt erkennen ließen, den Boden um, das heißt, sie
stachen die Grasbüschel ab und klopften deren Wurzeln
sorgfältig über Tragkästen aus, gewannen so den anhaftenden
Boden. Andere schleppten solche Kästen, und eine größere
Brigade war mit dem Bau – kein Zweifel – eines riesigen
Folienzeltes befasst, ja, so musste man das deuten. Nur bei der
Baustelle hielten sich grüne Kugeln auf, und ab und an hatte ich
den Eindruck, als würde die eine oder andere Bewegung eines
Beschäftigten nicht ganz freiwillig ausgeführt, als machte dort
einer Nachdruck. Und mir kam natürlich die Schiebefeldtechnik
der Aliens in den Sinn, die ich mehrfach an mir verspürt hatte.
In den bereits fertigen Teil des Zeltes schütteten andere aus
ihren Kästen die Erde. Deren Gesichter schienen, soweit ich das
durch das Fernglas ausmachen konnte – genau wie die der
Batzenabstecher – stumpf, wie die Gesichter solcher, die durch
die Glocke mussten. Die Zeltbauer aber glaubte ich
unbeeinflusst. Sie warfen sich verstehende Blicke, ab und an
sogar Worte zu. Und sie arbeiteten umsichtig und schnell, wie
es offenbar von ihnen verlangt wurde. In ihrer Nähe gewahrte
ich zwei schwärzliche Leichen, vielleicht hatten Gefangene
fliehen wollen…
Ich schrak zusammen, als hinter mir ein Ast brach. Als ich
herumschnellte, sah ich in Svens lachendes Gesicht. Er hatte
wohl nicht damit gerechnet, dass ich den Marsch unterbräche.
Nun bedeutete er mir, dass er sich, einige Dutzend Meter von
mir entfernt, ebenfalls niederlassen würde. Ich hatte den
Eindruck, er strotzte vor Unternehmungsdrang, als er das
Treiben vor uns betrachtete.
Eine Weile beobachtete ich noch. Einschneidend
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