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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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anderen Kugeln
erwartet, und der Tag begann, wie ich es vom
Beobachtungspunkt aus wahrgenommen hatte. Ich packte mit
zu, hatte mich bald eingefügt. Ich transportierte mit einem
Leidensgefährten die Bögen, die aus einem leichten grauen Stoff
bestanden, hielt an einem Ende fest, bis ein anderer mit einer
Art Sprengring den Bogen, der später die Folie stützen würde, an
einem in den Boden eingelassenen Sockel befestigte.
Mein Partner sah mich einmal scharf an, stellte fest: „Bist
gestern mitgekommen?“
Ich nickte. Damit schien er befriedigt. Ich empfand das aber als
zu wenig, glaubte, ein Neuling müsste sich anders erkundigen. Ich
tat es.
Er antwortete widerwillig, so als wollte er sagen: Wenn du
mehrere Tage hier bist, weißt du alles selber. Es stimmte: Es gab
eine Hauptmahlzeit am Abend, eine Mittagspause, in der
überlagertes Obst und Gemüse bereitstanden.
Anfangs habe es Konserven gegeben, die wären alle.
Mein Arbeitspartner hieß Fred, und er war ein Feigling. Denn
schon nach diesen ersten Sätzen meinte er, ich solle besser ruhig
sein, sie hätten Unterhaltungen nicht gern. Ich könne mich ja in
der Pause und abends erkundigen. Er habe keine Lust, zu der
Erdarbeitergruppe umverfügt zu werden. Vorgestern hätten sie
es mit einem gemacht, der sein Maul nicht halten konnte.
Nun gut. Ich würde noch erfahren, was es zu erfahren gab.
Zunächst hatte ich noch zu tun, meine Zuordnung zu den
Arbeitsaufgaben so zu steuern, dass ich in die Nähe
des
Sprechers der menschlichen Arbeiter geriet. Ich glaubte, über
das Mithören der Dispute müssten sich Schlüsse auf die Art
und Weise der Kommunikation ableiten lassen. Unterhielten sie
sich mit uns, oder befahlen sie nur, wie wählten sie die Worte,
und wie war – soweit in einer künstlichen Sprache möglich – der
Ton? Das schon schien mir als Ergebnis meines Auftrags
wichtig.
Vor der Mittagspause – mir tat das Kreuz von der ungewohnten
Arbeit weh – ergab sich die Gelegenheit. Wir hatten bis zu
diesem Zeitpunkt fast ohne ein Wort stur vor uns hin gearbeitet.
Natürlich versäumte ich keine Gelegenheit, Eindrücke in mich
aufzunehmen, zu spähen. Die Aufsicht ließ uns im Wesentlichen
ungeschoren. Doch nach der Absprache eines neuen
Arbeitsganges kam es schon vor, dass der eine oder ändere sacht
in die richtige Position geschoben wurde. Einige Mal widerfuhr
es auch einem, der sich nach Meinung eines der drei Aufseher
zu lange gestreckt oder nicht gebückt hatte. Uns beide ließ man
in Ruhe, unser Arbeitsgang lief gleichmäßig.
Gerade vor der Mittagspause montierten wir den letzten Träger,
und es schien, als wäre damit das Skelett dieses Gewächshaus
errichtet. Natürlich blieb noch viel zu tun: Die Erde war erst zu
einem Drittel eingetragen. Als ich das sah, durchfuhr mich ein
Schreck. Was passierte, wenn wir uns unserer Aufträge
entledigt hatten und noch immer Erde zu transportieren war?
Was geschah überhaupt mit uns, wenn das Haus komplett
stand? Im Augenblick aber wölbten sich über uns die nackten
Stützbogen.
Als ich zu unserem Vormann gehen wollte, nach weiterer
Arbeit zu fragen, sah ich, dass eine der Kugeln dies schneller
verwirklichte. Aufmerksam schienen sie zu sein.
Aus dem Blick unseres Sprechers schloss ich, dass von mir und
Fred die Rede sein musste. Ich schlenderte näher, und nichts
hinderte mich.
„… zu dritt Folie darüberbreiten. Die zwei und du.“ Das erste
Mal hörte ich diese Stimme, und ich muss sagen, sie klang nicht
übel, nicht so blechern, wie ich es von Computern und
Übersetzungsautomaten her kannte. Ich konnte mir denken,
dass sogar Satzmodulation möglich sein müsste. Und ich
frohlockte innerlich. Man hatte uns drei eingeteilt. Ich würde
mit dem Sprecher und Fred eine Gruppe bilden. Und nicht der
Schimmer einer Folie ließ sich sehen, das hieß für mich, dass
diese Arbeit gerade begann und demzufolge eine Weile dauern
würde.
Kurz musterte mich der Sprecher, als wäre er verdutzt. Er kam
einige Schritte auf mich zu, sah mir noch einmal scharf ins
Gesicht und sagte dann: „Bist neu hier, nicht?“
„Nemo mein Name.“ Er streckte mir die Hand hin.
Hatte er mich durchschaut? Anders konnte ich diese Geste
kaum deuten. Man begrüßt sich nicht in einer Arbeitsgruppe, in
der man bereits den halben Tag zusammenwirkte, mit
Handschlag.
„Igor“, antwortete ich.
Wir gingen durch die Bögen auf das andere Ende des unfertigen
Hauses zu. Mit einer Handbewegung wollte ich Fred

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