Falsche Brüder
Front eingestellt,
sie fingen auch im Hinterland keine Menschen
mehr,
entprogrammierten sie offenbar lieber, wie wir festgestellt
hatten. Es herrschte eine Art Stellungskrieg, und das, seit ich
unterwegs war. Man hatte kaum einen Schweber abgeschossen,
es gab überhaupt keinen Schusswechsel. Eine verderbliche
Strategie aus meiner Sicht, denn die Menschen würden trotz der
miserablen Waffentechnik und der Unerfahrenheit die Oberhand
behalten, wenn sie konsequent und unerbittlich gegen die
Eindringlinge vorgingen, ihnen keine Zeit zum Kennenlernen
irdischer Verhältnisse ließen. Das genaue Gegenteil tat man.
Ich meldete mich also in meiner alten Stellung zurück, nachdem
ich ohne Schwierigkeit mit Hilfe der Partisanen gemeinsam mit
Sven den Fluss erreicht hatte. Nur zweimal auf diesem Marsch,
der immerhin drei Tage dauerte, hatten wir Patrouilledisken der
Fremden gesichtet.
Sven brachte Informationen über die Partisanenbewegung, von
denen wir annehmen mussten, dass sie der Stab noch nicht besaß.
Auch darin kam der Wunsch nach einer schnellen Offensive zum
Ausdruck und die Bitte um konkrete Unterstützung und
Koordination der Aktionen.
Von Nemo wusste ich, dass er, obwohl verwundet, ebenfalls
gerettet wurde und sich in einem Lager der Partisanen befand.
Ich hätte es außerordentlich bedauert, wenn diesem Freund
etwas Schlimmeres zugestoßen wäre.
Hugh begrüßte mich herzlich, meinte aber im selben Atemzug,
dass es entsetzlich langweilig sei. Sie lägen den ganzen Tag auf
der faulen Haut und warteten, bis den Brüdern etwas einfiele,
und das sei in der letzten Zeit überhaupt nicht mehr
vorgekommen.
Ich fragte ihn und natürlich auch im Stab, ob man von Dagmar
gehört hätte. Man verneinte.
Noch an dem Tag, als ich eintraf, ließ ich mir eine Verbindung
nach Rostock zu General Suiter herstellen. Schließlich war er
es, der mich zum Kommunikationsoffizier gemacht hatte, und er
müsste daher Informationen, die auf solche Weise eingingen,
ernst nehmen.
Zwei Stunden nach meinem ersten Versuch kam unser
Gespräch zu Stande. Man hatte nunmehr videophonische
Verbindung, und mein erster Eindruck war, dass Suiter gealtert
sei.
Er forderte sofort einen knappen Bericht, den ich damit schloss,
dass ich der Meinung sei, unverzüglich die Basis mit allen
Mitteln anzugreifen und zu zerstören. Wenn es gelänge, den
Kopf, die Unbemäntelten, auszuschalten, wäre die Gefahr
gebannt.
„Du würdest angreifen, trotz der vielen Menschen, die sich in
ihrem Gewahrsam befinden und die zweifellos stark in
Mitleidenschaft gezogen würden?“, fragte er.
Ich dachte an Dagmar, zögerte. Doch dann sagte ich mit
Nachdruck: „Ja!“
Er blickte nachdenklich. „Wir werden das beraten“, sagte er.
„Die Entscheidung fällt nicht leicht.“
Ich wurde dreist. „Wenn ihr jetzt nicht entscheidet, wird es bald
nichts mehr zu entscheiden geben.“
„Ich hatte dich vorher schon verstanden“, antwortete er mit ein
wenig Ironie. „Ruh dich ein bisschen aus, wirst es nötig haben.
Könnte sein, dass du sehr bald wieder eingesetzt wirst.“ Damit
beendete er das Gespräch.
Zwei Tage später erhielt ich zwei Mitteilungen. Die eine vom
Stab der Partisanen, dass die Fremdlinge über Nacht die Basis
einschließlich der Raumflotte verlegt hätten und man im
Augenblick noch nicht wisse, wohin. Das zweite war ein Befehl:
ein Treff aller Kundschafter in Helsinki, schon für den
übernächsten Tag.
Aus einer Vielzahl der unterschiedlichsten Beobachtungen kam
nur das eine heraus: sofortiger Angriff.
Ich wunderte mich, dass sich nicht mehr unserer Gilde trafen.
An die dreißig befanden sich in dem Raum. Und an meinem
Eindruck änderte sich auch nichts, als man uns mitteilte, dass
natürlich noch eine Anzahl Kundschafter im Einsatz sei. Ich hätte
dennoch, in Anbetracht der relativen Einfachheit der Aufgabe,
Hunderte erwartet.
Mein Bericht wurde mit großem Interesse entgegengenommen.
Es war der einzige, der etwas zur Wesensart der Fremden
aussagte. Und ich hoffte, dass er die Gefährlichkeit längeren
Zögerns deutlich werden ließ.
Es wurden noch an mehreren Orten Gewächshäuser errichtet.
Sie hatten auch in den annektierten Gebieten Gärtnereien für ihre
Zwecke umfunktioniert, sodass damit zu rechnen war, dass sich
in absehbarer Zeit die Anzahl der Grünen vervielfachen würde.
Inwieweit unsere Darlegungen den Stab bewegen würden,
tatsächlich eine Offensive einzuleiten, ließ sich nicht einschätzen,
ich
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