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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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mehr kümmern können. Auch wenn wir zu einem Spezialeinsatz einberufen worden sind, müssen wir mit mehr als guten Gründen erklären können, warum wir hier sitzen, sieben Polizeibeamte verschiedener höherer Ränge, und uns mit dieser Sache beschäftigen. Heute ist Mittsommerabend. Es ist bald zwölf. Die meisten Polizisten haben jetzt frei und werden in Kürze auf unsicheren Beinen mit ihren Kindern um den Maibaum hüpfen. Aber ihr nicht. Im Gegenteil, ihr werdet wie gewöhnlich die Reichspolizeibehörde extra viel Geld kosten wegen all der vermutlich anfallenden Überstunden. Ist einer unter euch, der damit ein Problem hat?«
    »Ich würde gern wenigstens einmal draußen auf Dalarö vorbeischauen«, sagte Hjelm.
    »Meine Kinder warten um drei Uhr vor dem Skansen auf mich«, sagte Söderstedt.
    »Ich möchte gern den Abend mit meiner neugeborenen Tochter verbringen«, sagte Norlander.
    »Mein Sohn hat für meinen Enkel in Osthammar einen Maibaum aufgestellt«, sagte Nyberg.
    Chavez und Holm sagten nichts.
    »Vergesst es«, sagte Hultin brutal. »Wir stellen jetzt eine neue Einheit auf. Sie ist seit fast einem Jahr nicht existent gewesen. Keiner quatscht von Urlaub, bevor dieser Fall hier gelöst ist. Ihr habt genau jetzt die volle Freiheit, zu eurem bisherigen Dienst zurückzukehren, aber nicht mehr in drei Stunden, nicht morgen. Ihr müsst das hier wirklich wollen. Soweit ich verstanden habe, ist dies auch die Chance, die A-Gruppe dauerhaft zu etablieren. Die letzte Chance. Es hat leider den Anschein, als würden wir gebraucht. Also: Falls einer von euch genügend Geschmack am normaleren Bullendienst gefunden hat, um dies hier sausen zu lassen, kein Problem, ihr seid frei. Aber nur genau jetzt. Also?«
    Gunnar Nyberg blickte auf. In seiner Zerstreutheit nahm er einen Schluck von dem eiskalten schwarzen Kaffee. Beinah hätte er sich erbrechen müssen. Die Essbewegung war ein Reflex geworden. »Es geht mir nicht um das normalere Bullendasein, an dem ich Geschmack gefunden habe«, sagte er mitten in einem Anfall von Übelkeit. »Es ist das noch abnormere. Ich stecke mitten in mehreren laufenden Kinderschändungsermittlungen. Ich kann das nicht einfach stehen- und liegen lassen.«
    »Ich weiß«, sagte Hultin. »Ich habe eure Wege insgeheim ein bisschen verfolgt. Jorge will nichts lieber, als von der Theorie zur Praxis zurückkehren. Kerstin ist gerade aus Göteborg wiedergekommen. Zusammen mit Paul hat sie ihren Teil des Kvarnenmordes abgeschlossen. Artos und Viggos Explosion in Kumla kann allem Anschein nach problemlos in die Sicklaschlacht einbezogen werden. Für euch fünf scheint wie für mich grünes Licht zu sein. Du, Gunnar, bist das fehlende Glied. Du steckst tief in wirklich wichtiger Arbeit. Wie stellst du dich dazu?«
    Nyberg seufzte laut. »Ihr geht nicht so oft was essen«, sagte er. Keiner von ihnen begriff, dass dies das denkbar höchste Lob war. Er verdeutlichte: »Es ist definitiv verlockend, wieder einmal einen richtigen A-Gruppen-Fall in Angriff zu nehmen.
    Dieses Gefühl von freiem Fall. Aber für mich wäre es am besten, wenn ich, ja, ich weiß nicht, eine Zeitlang halbtags arbeiten könnte, während ich sehe, was ich bei den Pädophilenermittlungen tun kann. Damit nichts verzögert wird. Damit kein einziges kleines Leiden verlängert wird. Wenn ihr versteht.«
    »Ich glaube, wir verstehen«, sagte Hultin. »Und wenn du mich fragst, ist das ganz okay. Ich habe nicht vergessen, dass du recht hattest, was den Kentuckymörder anbetraf, und wir anderen alle unrecht. Noch jemand?«
    Keiner.
    Hultin nickte und fuhr fort. »Also dann. Bevor ich anfange, präzisere Aufgaben zu verteilen, sollten wir, jeder für sich, ein bisschen darüber nachdenken, was wir als nächstes tun müssen. Und worauf wir uns einstellen müssen. Wir nehmen an, dass Gang 2 jetzt den Aktenkoffer hat. Alles könnte damit aus der Welt sein. Nedic könnte im unklaren darüber sein, wer den Koffer geklaut hat. Wenn da nicht die Vukotic-Bombe wäre. Wie lange braucht er, bevor er den Namen Niklas Lindberg herauskriegt? Und was passiert dann? Großkonfrontation? Und können wir davon ausgehen, dass Lindbergs Gang sich mit dem Koffer begnügt? Oder wollen sie mehr? Könnten die Nazi-Indikationen darauf hindeuten? Sind sie auf eine ethnische Säuberung des schwedischen Drogenmarkts aus? Und warum sollte dieser Koffer einem eventuellen schwedischen Polizeibeamten ausgehändigt werden? Wenn Geld in dem Aktenkoffer war: Warum bezahlt der

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