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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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nie tun.
Herr Winkens hat mir gesagt, wo der Schlüssel liegt, und ich habe
aufgeschlossen. Das Siegel war längst entfernt. Vor uns waren sicher schon
andere Interessenten da.«
    In diesem Augenblick kam eine Frau aus der Hütte, die ebenfalls wie
eine passionierte Wanderin gekleidet war. Sie reichte erst Mareike Fichte und
dann Carsten Peters die Hand. »Wir müssten ziemlich viel umbauen, Herbert«,
sagte sie zu ihrem Mann. »Außerdem müsste ich immer an die schrecklichen Sachen
denken, die hier passiert sind.«
    »Ganz wie du meinst, Marianne.«
    »Obwohl der Kaufpreis nicht überhöht ist. Wirklich nicht! Haben Sie
von dem Mord hier gehört?«, wandte sich die Frau an Mareike.
    »Ja«, sagte Mareike. »Wir sind deswegen hier.«
    »Macht Ihnen das denn keine Angst?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Mareike.
    »Na ja. Sie sind noch jung.« Die Frau drehte sich kurz zu Peters um
und musterte ihn. »Wenn man jung ist, stört einen so etwas wahrscheinlich
weniger. Außerdem haben Sie einen gestandenen Mann an Ihrer Seite, der bestimmt
gut auf Sie aufpasst!«
    Mareike grinste. Herbert reichte seiner Marianne die Stöcke, die
beiden grüßten noch einmal und verschwanden wenig später im Hohlweg. Mareike
sah zu dem Hochsitz am Waldrand hinüber.
    »Sind da eigentlich Spuren gesichert worden?«, fragte sie.
    »Wo?«
    »Auf dem Hochsitz. Anna Lechtenberg hat zu Protokoll gegeben,
jemanden dort oben gesehen zu haben.«
    »Da hat man nichts gefunden. Nur ein paar angerostete
Patronenhülsen«, sagte Peters.
    »Vielleicht sollten wir uns das nachher trotzdem mal ansehen«, sagte
Mareike, dann betrat sie die Hütte und sah sich um.
    Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie sehr Bilder zu täuschen
vermögen. Auf den Fotos hatte der Raum viel kleiner und dunkler gewirkt.
Außerdem war sie davon überzeugt gewesen, dass es hier muffig roch. Aber dem
war nicht so. Sie sah den großen Tisch, die moderne Kochnische, den
Waffenschrank, der inzwischen geleert worden war. Mareike setzte sich kurz an
den Tisch und schaute durch das Fenster nach draußen. Sie stand wieder auf und
ging in den angrenzenden Raum, wo Grossmann tot und verstümmelt aufgefunden
worden war. Hier also war es passiert. Die blutverschmierten Wände waren bereits
getüncht worden, und es roch nach frischer Farbe. Auf dem Bett lag eine helle
Tagesdecke. Mareike ging in den Hauptraum zurück und fragte sich, was sich hier
genau zugetragen hatte. Sie strich mit dem Zeigefinger an den Wänden entlang.
Und dann bemerkte sie die helle, rechteckige Stelle neben der Eingangstür. Sie
war auf den Tatortfotos nicht zu erkennen gewesen.
    »Da hing ein Bild«, sagte sie, als sie wieder auf die Veranda trat.
Carsten Peters saß auf der Bank. Ein wenig erinnerte er Mareike an den alten
Mann, der zuvor dort gesessen hatte. Allerdings fehlten die Wanderschuhe, die
Knickerbocker und die Mütze mit der Aufschrift der amerikanischen Universität.
    »Und?«, fragte Peters. »Was Neues?«
    »Es fehlt ein Bild«, sagte Mareike noch einmal. »Es hing neben der
Eingangstür. Ich wüsste gern, wer es da weggenommen hat und warum. Außerdem
frage mich, wozu eine solche Hütte eigentlich gut sein soll, wenn man nicht auf
die Jagd geht.«
    »Um sich in Ruhe besaufen zu können«, sagte Peters. »Grossmann hat
das in den letzten Monaten jedenfalls getan. Und vögeln lässt sich hier
vielleicht auch ganz gut.«
    »Du bist geschmacklos«, sagte Mareike.
    Im selben Augenblick dudelte Peters’ Handy. Er schaute auf das
Display. Es war Max Scheler. Er sagte nicht viel, aber das, was er mitteilte,
ließ Peters die Fahrt nach Krefeld auf der Stelle vergessen.
    Zwanzig Minuten später trafen Mareike und Peters auf Gut Moelderings
ein. Am Straßenrand standen bereits drei Polizeiautos und ein Krankenwagen;
hinzu kam ein Wagen, der sich offenbar festgefahren hatte, dessen Blaulicht
aber unbeirrt rotierte. Eine Gruppe von Gaffern, etwa dreißig Personen, stand
herum. Ein junger Mann machte Aufnahmen mit seinem Handy. Mareike stiefelte
unerschrocken durch den Dreck, Peters folgte ihr fluchend. Die Beamten, die am
Tatort herumstanden, wirkten ziemlich hilflos. Mareike wandte sich an den
erstbesten der Männer.
    »Guten Abend«, sagte sie knapp. »Würden Sie bitte dafür sorgen, dass
der Wagen wieder fahrtüchtig wird? Das macht einen denkbar schlechten Eindruck!
Sieht ja geradezu so aus, als würde das ganze nordrhein-westfälische
Polizeiwesen in der Scheiße stecken.«
    »Geht in Ordnung«, sagte der

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