Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
Vom Netzwerk:
Liste der Hüttenbesucher stand, die Winkens uns gegeben
hat. Außerdem kommt er in diesem Fall nicht als Täter in Frage. Er kann
unmöglich der Mörder von Johannes Winkens sein.«
    »Und warum nicht?«
    »Herr Dr. Schelling ist verreist. Er ist nach Tokio geflogen. Der
Flug war gestern Nachmittag. Zu dem Zeitpunkt war Johannes Winkens noch am
Leben.«
    »Schelling ist verreist?«, fragte van de Loo.
    »Ja. Was irritiert Sie daran?«
    »Ich habe gestern noch mit ihm gesprochen. Es standen zwar zwei
Koffer im Flur, aber es sah nicht danach aus, dass er ein paar Stunden später
nach Japan fliegen würde.«
    »Nach allem, was wir wissen, ist Schelling ein eigentümlicher
Mensch«, sagte Mareike. »Als Lehrer hat er einen ziemlich guten Ruf. Der
Schulleiter der Gaesdonck hat betont, dass Dr. Schelling sehr beliebt bei den
Kollegen ist. Und für die Schüler scheint er eine Art Guru zu sein. Wissen Sie,
über welches Thema er promoviert hat?«
    »Ich lese keine Doktorarbeiten«, sagte van de Loo.
    »›Der Selbstmord als symbolisches Reinigungsritual in der Kultur
Japans‹. Ich habe die Arbeit bestellt. Es ging nur über die Fernleihe, wie bei
den meisten Doktorarbeiten. Es wird ein paar Tage dauern, bis ich Einblick
nehmen kann.«
    »Und was versprechen Sie sich davon?«, fragte van de Loo bissig.
»Wollen Sie sich umbringen?«
    »Ich werde neue Erkenntnisse auf dem Gebiet des Suizids gewinnen«,
entgegnete Mareike Fichte betont sachlich.
    »Und Sie?«, fragte Peters dazwischen. »Was haben Sie
herausgefunden?«
    »Ich habe mit Sonja Lechtenberg gesprochen«, sagte van de Loo. »Die
drei Toten und Schelling nannten sich das ›Kleeblatt‹. Sie kannten Sonja, und
alle vier haben mit ihr geschlafen, um ein Kind zu zeugen. Anna.«
    »Anna Lechtenbergs leiblicher Vater heißt Karl Jaspers. Das ist
eindeutig nachgewiesen«, sagte Peters.
    »Und wenn die vier Männer nichts davon wussten?«
    »Wo hält sich Frau Lechtenberg augenblicklich auf?«, fragte Peters.
    »Ich habe sie von der Straße aufgelesen und dafür gesorgt, dass sie
ein Dach über dem Kopf hat«, sagte van de Loo. »Sie wohnt vorübergehend im
›Nordbahnhof‹. Das ist eine Gaststätte in Krefeld.«
    »Warum haben Sie uns nicht gleich darüber informiert?«
    »Woher soll ich denn wissen, dass Sie Frau Lechtenberg suchen? Ich
bin doch kein Hellseher! Außerdem arbeite ich nicht für die Polizei. Oder ist
Frau Lechtenberg offiziell zur Fahndung ausgeschrieben?«
    »Trotzdem«, sagte Peters.
    Van de Loo sah den Kriminalhauptkommissar an. Er gefiel ihm nicht.
Das ganze Gespräch gefiel ihm nicht. Er hatte das Gefühl, seine Zeit zu
vergeuden. Er spürte, dass er der Lösung des Rätsels ganz nahe war. Es musste
mit dem Unfall zusammenhängen. War dieser Unfall vielleicht die Vorgeschichte,
nach der er suchte und von der Johanna gesprochen hatte? Van de Loo stand auf.
    »Mein Kaffee geht auf Ihre Rechnung«, sagte er zu Peters. »Sie sind
mir schließlich noch etwas schuldig wegen des Knöllchens!«
    Mareike und Peters sagten nichts, sahen nur mit offenem Mund zu, wie
van de Loo das Lokal verließ. Gleichzeitig kam der frischgebackene Bräutigam
herein, um die Rechnung des Vorabends zu begleichen. Er wurde von den jungen
Männern an der Theke mit lautem Gegröle und Klatschen begrüßt. Carsten Peters
und Mareike Fichte hatten das blöde Gefühl, dass die Leute van de Loo zu seinem
plötzlichen Abgang applaudierten.
    »Fahr zum ›Nordbahnhof‹«, sagte Peters, als er mit Mareike wieder im
Auto saß. »Wir müssen mit Sonja Lechtenberg sprechen. Sie ist die Einzige, die
uns im Moment weiterhelfen kann. Vielleicht saß sie ja damals mit im
Unfallauto.«
    »Aber der alte Gehlen hat vier Männer gesehen und keine Frau.«
    »Er könnte sich geirrt haben. Wenn sie am Steuer saß, hat er sie gar
nicht sehen können. Der hat dem Auto doch bestimmt nur hinterhergeguckt. Wann
war der Unfall noch mal genau?«
    »Am 3. August 1993. Ein Samstag. Es war einundzwanzig Uhr
siebenundzwanzig.«
    »Und wann wurde Anna Lechtenberg geboren?«
    »Die hat am 28. Februar das Licht der Welt erblickt. Uhrzeit ist mir
nicht bekannt.«
    »Dann war Sonja Lechtenberg schwanger, als das Unglück geschah«,
sagte Peters nachdenklich.
    »Höchstwahrscheinlich. Es sei denn, Anna war eine ziemliche
Frühgeburt. Und wenn Frau Lechtenberg schwanger war, was bedeutet das nun
wieder?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Peters. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Eine halbe Stunde später kamen Mareike

Weitere Kostenlose Bücher