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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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fängst mit fünfhundertfünfundsiebzig die Woche an. Und dann finde heraus, was die beste Krankenversicherung für dich und deine Familie ist.«
    Mardis Lächeln war so breit, dass ich beinahe ihre Zähne sehen konnte.
     
    In meinem inneren Heiligtum ging ich zu einem Kleiderschrank, der vom Büro aus am gegenüberliegenden Ende des Flures stand. Dort bewahrte ich meine diversen Verkleidungen auf. Ich entschied mich für einen grauen Arbeitskittel. Ein Mann in Arbeitskleidung muss sich nur selten ausweisen. Ich zog ein Paar 1-a-Arbeitsstiefel an und setzte eine Kappe auf, deren Schirm mit dem ConEd -Logo bestickt war. Ich nahm den roten Werkzeugkasten und stapfte zurück ins Vorzimmer.
    »Ich bin eine Weile weg, Mardi«, sagte ich auf dem Weg zur Tür.
    »Okay, Boss«, sagte sie, scheinbar ohne meine neue Garderobe zu bemerken.
    Ich blieb stehen und lächelte sie an.
    Diese Aufmerksamkeit ließ sie strahlen.
     
    »Lawrence Dolan«, stellte ich mich dem Hausmeister von Angelique Lears Apartmentgebäude in der 12 th Street vor, zwei Blocks nördlich vom Tompkins Square Park. Ein ruhiges Viertel, das sich bis zum nordwestlichen Rand von Alphabet City erstreckte. Das schmale, baufällige Haus war sechs Stockwerke hoch mit nur einer Wohnung auf jeder Etage.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Dolan?«
    »Wir haben einen Anruf wegen eines Gaslecks bekommen. Ich bin hier, um die Sache zu überprüfen.«
    »Ich habe keinen Störfall gemeldet«, sagte der gebeugte Weiße in makellosem Englisch.
    »Ich weiß nicht, wer angerufen hat«, sagte ich. »Ich weiß nur, dass ich ein Formular mit dieser Adresse bekommen habe und sie überprüfen soll.«
    »Wo ist Ihr Transporter?«, fragte der Mann. Ohne die gebückte Haltung wäre er groß gewesen. Sein Haar war grau, seine weiße Haut fleckig von jahrelanger Arbeit in Staub und Dreck.
    »Wir müssen jetzt immer zu zweit auf einem Wagen fahren«, sagte ich mit gespielter Empörung. »Wegen der Kostenreduzierung. Merwin ist in einem Haus in der 6 th Street.«
    »Sie müssen das verstehen, Mr. Dolan«, sagte der Mann, der mir seinen Namen nicht genannt hatte. »Ich habe niemanden angerufen, deshalb weiß ich nicht so recht, ob ich Sie hereinlassen soll.«
    »Hey«, erwiderte ich und zuckte nonchalant die Schultern. »Mir ist das egal. Ich dreh Ihnen einfach das Gas und den Strom ab, und Sie können mit meiner Vorgesetzten klären, wann sie sie wieder einschalten will.«
    »Was? Den Strom abdrehen?«
    »Wir haben eine Meldung über ein Gasleck erhalten«, wiederholte ich geduldig. »Wenn ich meinem Boss kein Ja oder Nein melden kann, muss ich Ihnen den Saft abdrehen. Ich meine, wenn es eine Explosion oder einen Brand gibt, könnte es Schadenersatzklagen in Millionenhöhe geben.«
    »Aber warum Gas und Strom?«
    »Wenn die Leute uns nicht reinlassen, knipsen wir sie vom Netz ab. So haben wir einen Grund zurückzukommen … irgendwann.«
    Ich griff in meine Brusttasche und gab ihm eine offiziell aussehende Visitenkarte. Darauf stand in dunkelblauer Schrift mein Alias und mehrere Telefonnummern.
    »Meine Chefin heißt Janey Markus«, sagte ich. »Ihre Durchwahl ist die unterste, aber Sie können Sie auch über die anderen Nummern erreichen. Sie wird Ihnen das Gleiche sagen wie ich.«
    Die Nummern gehörten in Wirklichkeit zu einem Anrufbeantworter, der in Zephyra Ximenez’ Büro stand. Wenn er anrief, würde er ein Dutzend spezieller Ansagen hören, die ihn darüber informierten, dass Miss Markus nicht an ihrem Platz war, jedoch so bald wie möglich zurückrufen würde.
    »Das ist doch Wahnsinn«, sagte der namenlose Hausmeister.
    »Gibt es hier in der Gegend einen guten Inder?«, fragte ich.
    Wut blitzte im Gesicht des Hausmeisters auf.
    »Gehen Sie hoch«, brummte er. »Wenn die Mieter Sie reinlassen, können Sie meinethalben machen, was Sie wollen. Aber ich sag Ihnen gleich, es gibt kein Leck.«
    Ich lächelte.
    Er verzog das Gesicht.
    Ich ging zu der verschlossenen Haustür und drückte wahllos auf eine Klingel.
    »Ja?«, fragte eine zittrige Frauenstimme.
    »Con Ed.«

25
    »Wie ein Uhrwerk«, sagte Isabella Katinski, während ich vorgab, die Rückseite ihres Herdes zu begutachten.
    Nach einer angenehmen Unterhaltung über die Geschichte des Hauses hatte ich sie unter dem Vorwand, die Gasleitung überprüfen zu müssen, nach ihrer abwesenden Nachbarin Miss Lear gefragt.
    Die Zündbrenner des Herdes hatte ich schon gereinigt.
    »… sie verlässt jeden Morgen um zehn nach acht das

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