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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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ich noch einmal meine Dienstwaffe.
    Ein heftiger Wind pfiff um den Kirchturm. Es hörte sich wie ein leises Stöhnen an– richtig gruselig. Ich schlug die Wagentür zu und zog meine Jacke enger um mich, um die Ausbeulung meiner Waffe zu kaschieren. Auf dem Parkplatz standen ein paar Leute herum, allesamt schwarz gekleidet und mehr oder weniger dunkel geschminkt. Einige von ihnen hatten Piercings im Gesicht. Ich trat auf die Kirche zu, ohne sie groß zu beachten. Lichterketten tauchten die Steinstufen in violettes Licht.
    Am unteren Treppenabsatz blieb ich stehen. Drei Türsteher waren vor dem Portal postiert – zwei davon hätten ohne Weiteres auch als Linebacker auf dem Footballfeld stehen könnten; der dritte, ein wenig schmaler gebaut als seine Kollegen, hatte ein Klemmbrett in der Hand. Das Trio überprüfte die Führerscheine und klopfte die Gäste ab, bevor sie hineindurften. Ich zückte meine Dienstmarke und hielt sie hoch. Augenblicklich teilte sich die Menge vor mir. Auf der obersten Stufe blieb ich stehen. Die beiden Kolosse kreuzten die Arme vor der Brust, wahrscheinlich um mich einzuschüchtern, während der Klemmbrett-Mann etwas in sein Funkgerät blaffte. Alle drei starrten mich finster an.
    » Gibt es hier ein Problem, Sir? « , wollte der Dürre schließlich wissen.
    » Nicht, wenn Sie mich durchlassen « , antwortete ich und zückte ein weiteres Mal meine Dienstmarke. » Da drin ist jemand, mit dem ich reden muss. «
    Der Dürre starrte sie nachdenklich an. Dann löste er den Blick von meiner Dienstmarke und sah mir ins Gesicht. » Ist das Ding echt? «
    » Ja. Sie können gern in der Einsatzzentrale des IMPD anrufen und nachfragen, wenn Sie Lust haben. «
    Der Typ hielt einen Moment inne, dann schüttelte er den Kopf. » Nicht nötig « , sagte er. » Gibt es ein Problem, über das wir Bescheid wissen sollten? «
    » Eigentlich nicht. Ich muss nur kurz mit jemandem reden. Bin gleich wieder draußen. Keine Sorge. «
    Der Typ warf seinen Kollegen einen Blick über die Schulter zu und erteilte ihnen offenbar lautlos einen Befehl, denn sie traten beiseite und ließen mich durch.
    » Sollte es ein Problem geben « , sagte er, » will ich Bescheid wissen. «
    Ich befestigte meine Dienstmarke wieder am Gürtel. » Sie werden es als Erster erfahren « , versprach ich und trat an ihm vorbei.
    Die Musik war so laut, dass die Bässe in meinen Eingeweiden vibrierten. Es fühlte sich an wie Bauchgrimmen. Der vordere Raum war in rötlichen Trockeneisnebel getaucht. Sämtliche Tische waren von nahezu ausnahmslos schwarz gekleideten Gästen besetzt. Ich konnte niemanden von Rachels Highschool entdecken. Offenbar waren die Sicherheitsvorkehrungen nach meiner Unterhaltung mit Mick verschärft worden.
    Ich schob mich durch die Menge. Die Musik wurde noch lauter, als ich die schweren Samtvorhänge beiseiteschob, die die Vorhalle vom Altarraum trennten. Das Raumkonzept des einstigen Gotteshauses war hervorragend konzipiert: Tanzwütige Gäste konnten die freie Fläche dessen nutzen, was vom Altarraum noch übrig war, und für diejenigen, die es ruhiger wollten, gab es in der alten Vorhalle Platz zum Entspannen. Im Kirchenschiff roch es nach Bier, Zigaretten und Körperausdünstungen. Ich sah mich um. Pärchen, Dreier- und Vierergrüppchen bewegten sich dicht an dicht auf der Tanzfläche. Es ging gesitteter zu, als ich angenommen hatte. Trotz Micks Andeutungen während meines letzten Besuchs hatte offenbar niemand Sex in einer dunklen Ecke oder frönte sonstigen Entgleisungen. Aber vielleicht war das auch nur ein Freitagabend-Ritual wie in vielen langjährigen Ehen.
    Mick stand hinter der Bar. Ich entdeckte eine Lücke und lehnte mich gegen den Tresen, um ihm eine Weile bei der Arbeit zuzusehen. Er hatte eine Flasche Wodka in jeder Hand und befüllte kleine Plastikbecher auf einem Tablett. Ich hustete, was eine Frau hinter mir als Einladung auffasste, ihre Hüften gegen mich zu pressen. Mick sah herüber und bedeutete ihr zu verschwinden, noch bevor ich sie auffordern konnte, mich in Ruhe zu lassen.
    » Danke « , sagte ich.
    » Keine Ursache « , gab er zurück, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. » Hübsches Jackett. Mussten Sie dafür einen Philosophieprofessor niederschlagen? «
    » So in der Art « , antwortete ich.
    Mick stellte die mittlerweile leeren Flaschen ab und winkte eine üppige Blondine heran, deren T-Shirt so knalleng war, dass man ihre gepiercten Brustwarzen erkennen konnte. Bestimmt platzte ihr

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