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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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» Unser größter Kunde ist das Ministerium für Innere Sicherheit, deshalb darf ich Ihnen nichts Genaueres über unsere Arbeit verraten. «
    Dr. Wexler schwieg. Gerade als ich aufgeben und auflegen wollte, fuhr er fort: » Und Sie können Karen tatsächlich einstellen? «
    Ich horchte auf. » Gibt es einen Grund, der dagegen spricht? «
    » Überhaupt nicht, aber Karens Werdegang ist ein wenig ungewöhnlich. Ich dachte, das könnte möglicherweise ein Hinderungsgrund für die Erfüllung der Sicherheitsanforderungen sein. «
    » Das liegt außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs, deshalb kann ich nichts dazu sagen. Ich habe nur ein paar allgemeine Fragen über sie, bei denen Sie mir vielleicht helfen könnten. Laut meinen Notizen waren Sie ihr Tutor in Stanford. Hatten Sie je Probleme mit ihr? «
    Ich stellte die Frage nicht, weil mich die Antwort sonderlich interessierte, sondern weil ich vermutete, dass ein künftiger Arbeitgeber genau so etwas wissen wollen würde. Dr. Wexler erklärte, Karen sei stets pünktlich, höflich und professionell gewesen, hätte sich mit allen Kollegen und Fakultätsangehörigen gut verstanden, und ihre Vorlesungen seien gut besucht gewesen– nicht nur Graduiertenstudenten kamen, sondern auch Hörer anderer Fakultäten. Allmählich beschlich mich der Verdacht, dass die Beziehung zwischen Karen und Dr. Wexler auch über den Vorlesungssaal hinausgegangen war. In Karen stecke ein überaus kluger Geist und besonders hervorzuheben sei ihr wirklich beeindruckendes analytisches Denkvermögen, betonte er. Obwohl die Versuchung groß war, verkniff ich mir die Frage, ob er auch andere Teile von ihr anziehend gefunden hatte.
    » Sie erwähnten vorhin, Dr. Reas beruflicher Werdegang sei ein wenig ungewöhnlich « , sagte ich schließlich. » Könnten Sie das vielleicht etwas genauer erklären? «
    » Aber natürlich « , sagte er. » Ich rede von ihrer Zeit bei South African Medical Services. Ich hoffe sehr, Sie kreiden Karen nicht deren Forschungsprojekte an. Sie hat die Stelle aus rein wissenschaftlichen Gründen angenommen. Man gab ihr die Gelegenheit, ihre Forschungen zu betreiben, völlig unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Interessen. Für jemanden mit ihrer Neugier und Klugheit war das Angebot zu reizvoll, um es abzulehnen. Ich habe keine Ahnung, ob sie sich jemals selbst verzeihen konnte, was sie getan hat. «
    » Was hat sie denn getan? «
    Wexler hielt inne und räusperte sich. » Bitte entschuldigen Sie. Ich dachte, Sie wüssten davon. Ich möchte die Details lieber nicht mit Ihnen besprechen. «
    » Hat Karen Sie darum gebeten, oder… « Ich ließ meine Stimme im Raum verklingen. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Ich hörte ihn am anderen Ende der Leitung atmen, was mir verriet, dass er noch am Apparat war. Nach einem Moment ertönte das Klicken einer Tastatur.
    » Wo arbeiten Sie noch mal? Ich habe gerade West Labs eingegeben, kann es aber nicht finden. Es ist… «
    Bevor er weitersprechen konnte, legte ich auf, während eine Fülle neuer Fragen auf mich einströmte. Ein Job in Südafrika, der sie in akademischen Misskredit gebracht hatte; Verbindungen zu Drogendealern; ein leeres Haus und, dem Fehlen jeglicher persönlicher Gegenstände nach zu schließen, ein noch viel leereres Leben. Nachdenklich lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. Noch wusste ich nicht, wo Karens Organisation ihre Drogen lagerte, aber allmählich bekam ich ein genaueres Bild von ihr. Und was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich blätterte durch mein Notizbuch, bis ich die Adresse von Sunshine Blood Products gefunden hatte, jenen Ort, an dem alles zusammenlief– Verdächtige, Hinweise, absolut alles. Wenn Karen tatsächlich Drogen gebunkert hatte, dann höchstwahrscheinlich dort. Ich würde Sunshine Blood Products also einen Besuch abstatten müssen. Ich packte Kleidung für ein paar Tage in eine Reisetasche und verließ das Haus.
    Ich sprang in den Wagen, fütterte mein Navigationsgerät mit der Adresse und fuhr los.
    Nach einer knappen Dreiviertelstunde bog ich in den Headley Business Park ab, ein Industriegebiet etwa zehn Meilen außerhalb von Plainfield. Die Lagerhäuser aus grauem Stahl waren verlassen. Wie sie da nebeneinander aufgereiht standen, dicht an dicht und nur durch schmale Streifen vertrockneten Rasens voneinander getrennt, wirkten sie wie Soldaten auf dem Weg in die Schlacht. Ihren wohlklingenden Namen verdiente die Anlage nicht wirklich– das einzige

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