Falsches Spiel mit Hannah
Platz neben Sina.
Verdammt. Nun war Hannah völlig durcheinander. In weniger als zehn Minuten fing der Unterricht an und sie wollte unbedingt vorher mit Myriam reden. Wo blieb sie überhaupt?
Als ihre Freundin endlich den Raum betrat, zwang sich Hannah, ruhig zu atmen. Ein und aus, ein und aus. So wie Uwe es ihr beigebracht hatte.
âIch muss dir was erzählen, Myriamâ, begann sie, sobald Myriam sich auf dem Stuhl neben ihr niedergelassen hatte.
âGuten Morgen!â
Das war ja gar nicht Myriam, die jetzt ihre Englischsachen und ihr Mäppchen aus der Tasche zog und vor sich ausbreitete. Es war Rebecca, die eigentlich vorne in der ersten Reihe saÃ. âWas machst du denn hier?â, fragte Hannah.
âMyriam und ich haben Plätze getauschtâ, sagte Rebecca. âSie wollte gerne nach vorne und mir ist es egal. Für Frau Possin ist es okay.â
âUnd mich fragt keiner?â, fragte Hannah.
âHat Myriam nicht mit dir gesprochen?â, erkundigte sich Rebecca befremdet.
Kein Wort. Sie hatte sich einfach nach vorn gesetzt, ohne einen Satz der Erklärung, ohne den Versuch einer Entschuldigung.
Die Nervosität, die Hannah gerade noch gespürt hatte, ballte sich in ihr zusammen wie eine Faust.
Na warte, dachte sie finster. Ich kann auch anders. Wenn du es so willst.
âKingsize Westernranchâ verkündete das riesige Holzschild vorne an der StraÃe. Keiner, der vorüberfuhr, konnte es übersehen.
âSo ein Schild bräuchten wir auchâ, meinte Sina, als die Reitermädchen daran vorbeiradelten. âZur Sunshine Ranch müssen sich die Leute immer erst mühsam durchfragen.â
âWenn Sue Robert nicht zum Teufel geschickt hätte, könnte er ihr eines gestaltenâ, sagte Ayla bedauernd.
âWenn er ihr mal eines gestaltet hätte, hätte sie ihn vielleicht auch nicht zum Teufel geschicktâ, merkte Tori an. âAber er war ja die ganze Zeit damit beschäftigt, ihr Eifersuchtsszenen zu machen. Da blieb keine Zeit für Schilder.â
âIn puncto Werbung könnte Sue einiges von Kingsize lernenâ, stellte Juliana fest, während sie einen Infoprospekt von einem Tisch nahm, der am Eingang der Ranch aufgebaut war. âDie sind hier echt professionell.â
âGib mir auch einen!â, sagte Tori. âIst schlieÃlich umsonst.â
âIch bin gespannt, ob sie uns auch gleich wieder wegschicken, so wie damals Sueâ, überlegte Sina. âWahrscheinlich macht Myriam den Superaufstand, wenn sie uns hier sieht.â
âLassen wir uns überraschenâ, sagte Tori.
Mit klopfendem Herzen suchte Hannah den Hof der Kingsize Ranch nach Myriam ab, aber sie konnte sie nirgends entdecken. Dafür wimmelte das Gelände von Besuchern. Mütter mit ihren Töchtern, Mädchen mit ihren Freundinnen, GroÃmütter mit ihren Enkelinnen. Hier und dort waren auch ein paar vereinzelte Jungen zu sehen.
âIch glaub, sie ist gar nicht daâ, stellte Tori fest. âEigentlich schade. Ich hätte gerne ihr Gesicht gesehen, wenn sie uns entdeckt.â
âVielleicht kommt sie ja nochâ, warf Juliana ein.
Ayla blickte sich anerkennend um. âHier siehtâs gar nicht mal so übel aus.â
Hannah schluckte. Gar nicht mal so übel war ja wohl die totale Untertreibung. Die Kingsize Ranch war ein Traum.
Vor ihnen lag ein riesiger, lichtdurchfluteter Pferdestall. An jede einzelne Box schloss sich ein groÃzügiger Paddock an, dahinter konnte man einen weiten Putz- und Sattelplatz erkennen. Neben dem Stall stand eine moderne Reithalle aus hellem Holz, mit einem halbrunden Glasdach.
âDie Kingsize Ranch verfügt über vier Roundpens, drei Pferdekoppeln und ein idyllisches AuÃengelände für Ausritteâ, las Sina aus der Werbebroschüre vor.
âUnd ein modernes Coachingzentrumâ, ergänzte Juliana. âWas immer das heiÃen mag.â
âAlles kingsize ebenâ, sagte Ayla.
âWo ist der Haken?â, fragte Tori.
âVielleicht gibt es keinenâ, meinte Hannah. Bis jetzt übertraf alles ihre Erwartungen.
âEs gibt immer einen Hakenâ, beharrte Tori.
âHi!â Eine hübsche junge Frau in Jeans und Westernstiefeln kam direkt auf sie zu. âIhr seid zum ersten Mal hier, oder?â, fragte sie.
âWie kommen Sie darauf?â, fragte Tori zurück.
âIhr wirkt ein bisschen
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