Falsches Spiel mit Hannah
Hannes, als sie ihre Pferde an dem Fernsehwagen vorbeiführten.
âVielleicht haben sie die Radieschen der Fischers mit Ufos verwechseltâ, mutmaÃte Hannah. âOder Washington hat einen Schönheitswettbewerb für Schafe gewonnen.â
âDa seid ihr ja endlichâ, rief Juliana und rannte über den Hof auf sie zu. âWir haben schon versucht, euch anzurufen, aber ihr geht ja nicht ans Handy.â
âWas gibtâs denn so Dringendes?â, fragte Hannah.
âDie sind wegen dir hierâ, flüsterte Juliana mit einem aufgeregten Blick auf die beiden Männer, die gerade von den Fischers belagert wurden.
âUnsere Radieschen sind Privatsacheâ, verkündete Frau Fischer soeben mit schriller Stimme.
âDie Radieschen lassen wir wegâ, versuchte einer der Reporter sie zu beschwichtigen. âGenau wie Ihr Haus. Machen Sie sich keine Sorgen. Das sind Nebensachen, die brauchen wir gar nicht.â
âNa, hören Sie mal â¦â Es gefiel den Fischers auch wieder nicht, dass man ihr Haus als Nebensache bezeichnete. Und dass sie nun gar nicht ins Fernsehen kommen sollten. Aber inzwischen hatten die Kameraleute Hannah entdeckt und lieÃen das Rentnerpaar einfach stehen.
âCenter TV â, rief ein Reporter, wobei er über Washington stolperte, der wieder einmal wie aus dem Nichts aufgetaucht war. âBist du bereit für ein kurzes Gespräch?â, keuchte der Mann, nachdem er sich aufgerappelt hatte. âWir bräuchten ein paar O-Töne für unsere News vom Sport.â
Hannah blickte Hannes an. Er sah genauso ratlos aus, wie sie sich fühlte.
âEs hat sich ziemlich schnell rumgesprochen, wie gut du gestern geritten bistâ, bemerkte Sue, die inzwischen ebenfalls dazugekommen war. âDu giltst offenbar als der Newcomer des Jahres.â
âWas? Aber ich bin doch noch kein einziges Turnier geritten.â
âDie Juroren geben nach der Qualifikation immer eine Empfehlungsliste abâ, erklärte Sue. âDie Top Five der Vorausscheidung, sozusagen. Und in den letzten Jahren waren die Teilnehmer, die es auf diese Liste geschafft hatten, eben meistens auch die Gewinner des Turniers.â
âUnd ⦠ich bin auf dieser Liste?â, fragte Hannah.
Sue nickte strahlend. âDu bist nicht nur auf der Liste. Sondern auch noch auf Platz 1.â
Das Interview wurde fürchterlich. Hannah stammelte und stotterte und verhaspelte sich in einer Tour.
âDas macht überhaupt nichtsâ, sagte der Reporter, nachdem er seine Kamera wieder ausgeschaltet hatte. âDas schneiden wir zusammen, dann klingt es perfekt. Wir brauchen nur drei Minuten. Und nun noch ein paar Bilder von dir auf dem Pferd, wennâs geht.â
Hannah führte Acapulco zum Reitplatz, wo sie den beiden Journalisten einen Slalom um vier Hütchen vorführte. Erst vorwärts, dann rückwärts.
âUnd jetzt noch einen Sprung über ein Hindernis?â, schlug der Mann mit der Kamera vor.
âWir machen hier Westernreiten, da wird nicht gesprungenâ, protestierte Sue empört.
âNein?â Die beiden Männer wechselten einen enttäuschten Blick. âNa, dann vielleicht ⦠ein kleiner Galopp? Oder macht man das beim Westernreiten auch nicht?â
Also galoppierte Hannah um den Roundpen, bis der Kameramann die Hand hob. âSuper, danke!â, rief er. âIch denke, wir haben alles im Kasten.â
âHast du die angerufen?â, fragte Hannah Sue, als die Reporter wieder abgefahren waren.
âQuatsch. Du weiÃt doch, dass ich es nicht so mit der Presse habe.â Seit sie ihre Karriere als Filmschauspielerin aufgegeben hatte, mied Sue die Ãffentlichkeit, so gut es ging. âAber in diesem Fall bin ich natürlich sehr glücklich über die kostenlose Werbung. Ich hab nämlich schon zu viele Reiter an diese bescheuerte Kingsize Ranch verloren.â
âHallo, neuer Star der Westernszene!â, rief Tori, die gerade Arm in Arm mit Jonas auf den Hof kam. âHast du die Reporter gefragt, wann der Beitrag gesendet wird?â
âIch glaube, heute Abend schonâ, sagte Hannah. Du liebe Zeit, was würden ihre Eltern dazu sagen, wenn sie erfuhren, dass sie im Fernsehen war? âIch geh besser mal nach Hauseâ, erklärte sie. âIch hab noch keine Hausaufgaben gemacht. Und wenn meine Schulnoten schlechter werden, ist es aus und
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