Familie Zombie
es waren nur flüchtige Blicke, die ihnen die wenigen Zeugen zuwarfen. Zudem sorgte der Enkel dafür, dass sie sich immer im Schatten hielten und den Schein der Laternen mieden.
»Gleich links, gleich links!«, keifte der Alte, als sie die Einmündung der Gasse erreichten.
»Ich weiß Bescheid.«
»Umso besser.«
Abraham Kosta war nervös geworden. Noch nervöser. Er hüpfte in seinem Rollstuhl auf und nieder und schlug dabei immer wieder mit seinen alten knochigen Klauen auf die Sessellehnen. In ihm tobte eine wilde Vorfreude, die er auch nach außen hin zeigte.
Es war kälter geworden. Der Wind hatte zugenommen. Wenn ein Mensch ihm sein Gesicht entgegenhielt, dann würde er den Wind wie ein scharfes Messer auf seiner Haut spüren. Die Zombies allerdings spürten davon nichts. Bei ihnen war es egal, ob die Kälte zubiss oder die Sonne wie ein Grillofen am Himmel glühte.
Auf dem Gehsteig schob Eric den Wagen weiter. Die Häuser standen hier nicht mehr dicht beisammen wie im Zentrum. Zwischen ihnen gab es genügend Lücken. Ausgefüllt waren die Grundstücke mit Bäumen oder Büschen, über die manchmal das Licht einer Lampe strich und dem Zuschauer zeigte, wie kahl der Winter sie gefressen hatte.
Als Eric eine Stimme hörte, blieb er stehen.
»He, was ist denn, Junge?«
»Da kommt einer.«
»Und?«
»Ich will ihn vorbeilassen.«
»Gut.« Wieder kicherte der Greis. »Oder gib ihn mir, damit ich ihm den Hals umdrehe.«
»Später, Großvater.«
Eric sprach jetzt kein Wort mehr. Er konzentrierte sich darauf, was vor ihm passierte. Die Stimme war nicht verstummt. Der Mann, der ihnen entgegenkam, sprach mit sich selbst, obwohl er andere ausschimpfte, die sich nicht in seiner Nähe befanden.
Er bewegte sich auf dem Gehsteig weiter. Es war kein normales Laufen. Er schwankte und taumelte manchmal. Bestimmt hatte er zu tief ins Glas geschaut und machte seinem Frust Luft.
Ob er den Rollstuhl sah, war nicht mehr festzustellen. Jedenfalls stolperte er vor und prallte plötzlich dagegen.
Abraham fluchte. Der Mann fiel über ihn. Dann griff der Alte zu und wuchtete den Betrunkenen von sich weg. Er hatte viel Kraft in diese Aktion gelegt, was für ihn kein Problem war. Der Betrunkene sah aus, als würde es ihn aus den Schuhen heben, als er sich durch den Schwung aufrichtete.
Er stolperte allerdings zurück und trat auf die Kante des Gehsteigs, was sein Verderben war. Er konnte sich nicht mehr fangen, bekam das Übergewicht und fiel rücklings auf die Straße.
Das Geräusch, das entstand, als er mit dem Hinterkopf aufschlug, hörte sich schlimm an. Wie das Klatschen einer Hand auf die Wasseroberfläche. Nur dass es bei ihm der Kopf gewesen war.
Der Alte rieb seine Hände. »So geht man mit Idioten um.«
Eric sagte nichts. Er schaute auf die Straße und stellte fest, dass der Mann kein Lebenszeichen von sich gab. Er konnte tot oder bewusstlos sein, aber das interessierte ihn nicht.
»Fahr endlich weiter!«
»Ja, Großvater.«
Der Greis rieb wieder seine Hände. Seine Laune hatte sich noch mehr verbessert. »Alles prima. Alles läuft glatt. Was habe ich mich auf diese Nacht gefreut.«
»Und Sinclair?«
»Dem reiße ich die Gedärme aus dem Leib!«
»Dann will ich aber dabei sein.«
»Kannst du, junge, kannst du. Schließlich musst du ja noch lernen, mein Freund.«
Die ›toten‹ Augen des Jungen begannen zu strahlen. Und der schmale Mund wurde unter dem Lächeln breit wie ein Halbmond. Sie hatten es bis zu ihrem Ziel nicht mehr weit, denn die Straße hier war nicht sehr lang. Sie endete dort, wo das letzte Haus stand. Danach breitete sich ein flaches Feld aus, aber auch einige Gärten, die den Anwohnern gehörten.
»Licht!«, flüsterte der Alte und geriet wieder in Euphorie. »Da brennt Licht. Er ist zu Hause.«
»Das hatte ich dir doch gesagt.«
»Ja, ja, schon gut...« Abraham kicherte wieder vor sich hin. Er wippte und fühlte sie so gut. Auch die Kugeln hatten ihm und den Mitgliedern seiner Familie nichts ausgemacht. Sie waren zwar getroffen worden, und die Bleigeschosse steckten auch in ihren Körpern, aber man hatte sie nicht ernstlich verletzen können. Ihre Schädel waren nicht zerstört worden, denn die Köpfe waren bei ihnen eine Schwachstelle.
Die letzten Yards. Das Haus, dass sie soeben passiert hatten, schien unbewohnt zu sein. Jedenfalls brannte dort kein Licht, aber wenig später sahen sie den Schein über der Tür.
Das war es doch. Jetzt brauchten sie nur den Vorgarten zu
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