Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
befanden.
» Liegt ein Zauber auf deiner Hütte?«, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. » Löse ihn, damit ich hineinkann.«
» Jeder ist hier willkommen«, meinte Jella freundlich. Nokoma schien zufrieden. Er nickte bedächtig, stieß jedoch seinen Stab erst über die Türschwelle, so, als wolle er sich vergewissern, dass nichts Böses dahinter lauerte, bevor er eintrat. Saburi strahlte, als sie den alten Mann sah, und begrüßte ihn auf Ovambo. Sie hatte sich beharrlich geweigert, den Verband abnehmen zu lassen, obwohl Jella mehrmals versucht hatte, sie zu überreden. Nokoma murmelte ein paar beschwörende Worte, bevor er Saburis Arm berührte. Er wirkte zufrieden und machte sich daran, den Blätterverband zu lösen. Erstaunt betrachtete sie die Wunde. Der Wundbrand war nicht nur zum Stillstand gekommen, sondern die Verletzung begann sich tatsächlich zu schließen. Nur noch in der Mitte befand sich ein kleiner Eiterherd, der aber mit ein bisschen Glück auch bald austrocknen würde. Nokoma griff in seinen Umhang und zog daraus einen kleinen Schildkrötenpanzer, der mit einem Fellstück verstopft war. Er löste den Pfropfen und ließ eine braune klebrige Substanz aus dem Inneren des Panzers auf Saburis Wunde tröpfeln. Dabei achtete er darauf, die Wunde nicht zu berühren. Aus einer anderen seiner zahlreichen Innentaschen holte er schließlich frische Blätter und Hanf und verband die Verletzung erneut.
» Lass uns jetzt allein«, meinte er schließlich zu Jella. Es waren die ersten Worte, die er seit seiner Ankunft sprach. Sie zog sich mit einigem Bedauern zurück. Zu gerne hätte sie gewusst, was die beiden noch zu besprechen hatten. Wenigstens zweifelte sie nicht länger daran, dass der Alte tatsächlich ein Medizinmann war. Zur Untätigkeit verdammt setzte sie sich auf die Bank, auf der die Patienten normalerweise Platz nahmen.
Eine Staubwolke näherte sich Owitambe, und kurz darauf brauste ein schwarz lackierter Ford T auf den Hof und hielt in der Mitte an. Ein junger Mann stieg aus dem Wagen und befreite sich mit einem Lachen auf dem Gesicht von Lederkappe und Staubbrille. Es war Raffael.
» Ist bei dir der Wohlstand ausgebrochen?«, fragte Jella, kaum dass er sie begrüßt hatte.
» Nein, aber ich habe endlich eine Arbeit«, strahlte er und nahm sie herzlich in den Arm. Jella deutete stirnrunzelnd auf sein Bein. Ihr war nicht entgangen, dass sein Humpeln mal wieder stärker geworden war. » Mir scheint, du hast wieder Schmerzen! Du hättest dich in London doch operieren lassen sollen.«
» Ach, mach dir doch darüber keine Sorgen«, tat Raffael ihre Bedenken leichtfertig ab. » Mein Bein ist schon in Ordnung. Ich habe mich etwas überanstrengt. Das ist alles. Heute müssen wir feiern! Wo ist Sonja? Ich habe ein Haus für uns gefunden, mitten in Windhuk. Dort ist genügend Platz für uns alle. Ich werde als Anwalt in einer der größten Kanzleien der Stadt arbeiten. Sie zahlen mir ein großzügiges Gehalt. Ist das nicht großartig?«
Jella freute sich auch. » Aber natürlich. Das müssen wir sofort den anderen erzählen. Geh doch schon mal voraus. Ich komme gleich nach.«
Raffael ließ sich das nicht zweimal sagen und eilte zu dem Haus, das er mit Sonja bewohnte. Jella fragte sich, wie seine Frau die Nachricht wohl aufnehmen würde. Sie hatte sich auf Owitambe so wunderbar eingelebt. Vor allem ihre Arbeit als Krankenschwester machte ihr viel Freude. Was würde sie sagen, wenn sie ihre gewohnte Umgebung verlassen und wieder nach Windhuk zurückgehen musste, wo sie so eine schlimme Zeit in ihrem Leben verbracht hatte? Auch Benjamin würde es nicht leichtfallen, von hier wegzugehen. Sie seufzte. Alles begann sich zu ändern. Bis zu Rickys Abreise nach Deutschland würden nur noch zwei Monate vergehen. Fritz hatte endlich zugestimmt. Selbstverständlich freute sie sich für ihre Tochter, auf der anderen Seite zerriss es ihr fast das Herz, wenn sie daran dachte, dass sie sich womöglich jahrelang nicht mehr sehen würden. Es würde einsam werden auf Owitambe. Ihr Vater mischte sich nur noch selten in das Leben auf der Farm ein. Er war ein alter Kauz geworden, der es selbst der geduldigen Sarah nicht leichtmachte, immer Verständnis für ihn aufzubringen. Nur wenn er mit Ricky, Benjamin oder den Pflegetieren umging, taute er auf und verlor etwas von seinem Missmut. Jacko, der junge Pavian, kam auf sie zugaloppiert. Er setzte sich vor Jella hin und nahm ihre Hand. Er schien zu spüren, dass sie etwas
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