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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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dann kam er sich dumm vor. » Ich werde nach Epongo gehen«, teilte er ihr stattdessen mit. » Wartet nicht auf mich mit dem Mittagessen.«
    » Pass auf dich auf!«, meinte Sarah nachdenklich. Dann lächelte sie ihn an. Sie verstand auch so, was er ihr hatte sagen wollen. Johannes zog seine Hand aus ihrer und schlurfte zur Tür. Dort drehte er sich nochmals nach ihr um. Es fiel ihm immer noch schwer, die richtigen Worte zu finden. Also sagte er nur: » Danke!«
    *
    Ungefähr zur gleichen Zeit, als ihr Vater die Farm in Richtung Epongo verließ, machte sich Jella erneut auf den Weg zum Lazarett. Sie war spät dran, denn sie hatte seit Langem mal wieder in Ruhe mit Fritz gefrühstückt. Gemeinsam mit ihrem Vorarbeiter Matteus wollte Fritz an diesem Tag die Schaf- und Kuhweiden abfahren und nachsehen, ob die Windräder für die Wasserpumpen noch in Ordnung waren. Die Männer beabsichtigten erst am nächsten Tag zum Sonnenuntergang wieder zu Hause zu sein. Und am Tag darauf musste Fritz schon wieder zu einer Viehversteigerung nach Outjo fahren . Wir sehen uns viel zu selten, und wenn, dann ist es, als hinge eine dunkle schwarze Wolke über uns, dachte Jella schwermütig. Benjamins Verschwinden hatte bei ihnen allen Spuren hinterlassen. Unbeschwerte Momente gab es seither so gut wie überhaupt nicht mehr. Und dennoch musste das Leben weitergehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und wäre fast an dem an einen Verandapfosten genagelten Kadaver vorübergegangen. Sie stutzte nur, weil ihr plötzlich ein intensiver Blutgeruch in die Nase stieg. Etwa in Augenhöhe, direkt neben ihr, hing kopfüber ein frisch geschlachtetes Huhn. Es war mit einem langen Holzdorn an dem Pfosten befestigt. Seine Eingeweide hingen in einem Knäuel aus seinem aufgeschlitzten Bauch. Der Anblick war an sich schon ekelhaft, aber Jella grauste es noch mehr, als sie bemerkte, dass dem Tier der Kopf fehlte. Stattdessen steckte in dem Stumpf ein Fremdkörper. Als sie ihn näher betrachtete, stieß sie unwillkürlich einen leisen Schrei aus. Es handelte sich eindeutig um einen frisch abgetrennten menschlichen Finger! Entsetzt wich sie zurück und sah sich panisch um. Allem Anschein nach war das Totem erst vor kurzer Zeit an den Pfosten genagelt worden. Aus seinem Körper tropfte immer noch Blut. Sie konnte allerdings niemanden entdecken. Nur mit Mühe gelang es ihr, ihren schneller werdenden Herzschlag zu beruhigen. Das war eindeutig der Zauber eines Medizinmanns. Nokoma hatte sie lange genug in der Herstellung und dem Gebrauch von Talismanen und Amuletten unterwiesen; sie erkannte daher gleich, wie böse der Zauber war. Er versprach Zerstörung und Tod. Sie musste das Totem so schnell wie möglich vernichten, bevor es einer der Einheimischen erblickte. Nicht auszudenken, was das für eine Aufregung brächte! Sie hatten weiß Gott genügend andere Probleme auf Owitambe. Eilig holte sie aus dem Lazarett Gummihandschuhe und einen alten Leinensack, in den sie gewöhnlich gebrauchtes Verbandsmaterial steckten. Angewidert zog sie den Dorn aus dem toten Tierkörper, sodass das massakrierte Huhn zu Boden fiel. Dabei löste sich der Finger aus dem Schlund des Tieres. Er glitt zu Boden und rutschte direkt vor ihre Füße. Jella kämpfte mit einem Würgereiz, als sie nach dem Huhn griff und es im Sack verstaute. Der Finger dagegen machte ihr Angst. Wie eine Schuldzuweisung zeigte er direkt auf sie. Er war dunkelhäutig und stammte wahrscheinlich von einer Frau. Jella mochte sich gar nicht fragen, von wem er stammte. Tatsächlich spürte sie plötzlich einen Druck auf ihrer Brust, der ihr das Atmen erschwerte. Etwas zwang sie, auf den Finger zu starren, anstatt ihn rasch zu beseitigen. Erst als sie Schritte hinter dem Lazarett auf sich zugehen hörte, löste sich die Starre. Mit spitzen Fingern packte sie den Finger und warf ihn zu dem Huhn in den Sack. Danach atmete sie tief durch und überlegte, was sie damit tun sollte. Die Schritte entfernten sich zum Glück wieder, doch Jella saß der Schock immer noch fest im Nacken. Ihr brach der Schweiß aus, und sie hatte das Gefühl, als wanke der Boden unter ihren Füßen. Mit zitternden Knien setzte sie sich auf die Verandatreppe. Dort blieb sie sitzen, bis sich ihr Puls beruhigt hatte und sie wieder fähig war, klar zu denken.
    Nokoma!, – dachte sie wehmütig. Der alte Medizinmann fehlte ihr so sehr. Er würde jetzt wissen, was sie zu tun hatte.
    Das Huhn mit dem grausigen Finger, gestern der angriffslustige Affe, die

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