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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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loszuwerden. Aber warum? Laney konnte sich nicht vorstellen, dass das nur mit ihrer Stellung als zukünftige Vertreterin Marlenes zusammenhängen sollte.
    Sie wehrte sich verbissen. Sie zog Liliana an den Haaren, strampelte mit den Beinen und biss ihr in die Schulter. Doch Liliana regte sich kaum. Es war, als würde sie vollkommen in ihrer Umklammerung aufgehen. Das, was sie sonst als Gabe verwendete, schien zu einem Teil ihres Körpers geworden zu sein.
    Doch noch bevor Laney die Gelegenheit bekam wieder Angst zu empfinden, wurden sie beide hoch gerissen und befanden sich im nächsten Moment zurück an der Oberfläche. Prustend und hustend schnappte Laney nach Luft, konnte aber nicht frei atmen, weil Liliana immer noch an ihr hing wie eine Klette. Jetzt, wo sie wieder Luft bekam, ging Liliana sogar zum offenen Angriff über und biss Laney in den Hals.
    Laney schrie. Noch niemals zuvor war sie von jemandem gebissen worden. Und Liliana biss nicht nur, um sie zu verletzten, sondern sie begann augenblicklich Laney das Blut auszusaugen.
    „So tut doch etwas“, schrie Laney die anderen an und versuchte verzweifelt sich von ihrer Angreiferin zu befreien.
    „Lasst sie los, Lady Liliana“, verlangte William, während er an Liliana zerrte und riss. „Ihr bringt Euch noch beide um.“
    Annick und Alain hatten jeweils eines von Lilianas Beinen ergriffen und stemmten sich mit aller Kraft gegen Laneys Körper, um Liliana von ihr fortzureißen. Darrek hielt währenddessen Laneys Kopf über Wasser, um sie am Ertrinken zu hindern. Doch alle Versuche blieben ohne Erfolg. Liliana schien wie festgeschweißt.
    „Lil!“, brüllte Darrek seine Großnichte an. „Hör sofort auf mit dieser Scheiße.“
    Doch Liliana reagierte gar nicht. Sie war wie weggetreten und drückte Laney immer weiter die Luft ab.
    „Warum kriegen wir sie nicht los?“, fragte William hektisch. „Darrek. Was ist hier los?“
    „Das Miststück benutzt ihre Gabe“, schimpfte Darrek. „Aber auf eine Weise, die ich noch nicht kenne. Würde sie die Gabe so bei mir anwenden, hätte ich sie schon längst bezwungen. So aber brauche ich zu lange. Sie wird Samantha zerquetschen.“
    „Das werden wir ja noch sehen“, deklarierte William. „Annick, Alain. Hebt Lilianas Oberkörper über Wasser. Darrek, du musst Samantha stützen.“
    Annick und Alain sahen einander kurz an, tauchten dann unter Wasser und hoben Laney und Liliana an.
    William holte aus und ließ seine Handkante mit voller Wucht gegen Lilianas Hals knallen. Dank jahrelangem Training erwischte er sofort den richtigen Punkt und Lilianas Körper ergab sich seinen Reflexen. Die Sauerstoffzufuhr zu ihrem Gehirn wurde unterbrochen und sie verlor das Bewusstsein. Der Handkantenschlag erforderte viel Erfahrung und war nicht ungefährlich. Ein Mensch oder ein Warmblüter konnte dadurch problemlos getötet werden. Liliana hingegen war nur ohnmächtig geworden. William hielt sie fest, damit sie nicht unterging, und schwamm sofort ein paar Meter von Darrek und Laney weg.
    „Verdammt“, schimpfte Darrek. „Was zum Teufel war das denn?“
    „Wir hatten doch über stille Befehle geredet“, erinnerte William ihn. „Ich vermute, Liliana hat gerade versucht, so einen auszuführen.“

Kapitel 27
    Verantwortung
    Den Rest der Strecke konnte Laney trotz aller Vorsätze nicht alleine zurücklegen. Obwohl es ihren Stolz verletzte, durchs Wasser gezogen zu werden, fühlte sie sich einfach zu schwach. Sie hatte viel Blut verloren und ihre Lungen protestierten noch immer wegen des langen Sauerstoffmangels. Was Laney jedoch wunderte, war, dass Darrek es war, der sie an Land brachte.
    William musste sich um Liliana kümmern und es war offensichtlich, dass Darrek Annick und Alain nicht traute. Er schwamm rückwärts und hatte einen seiner starken Arme um ihren Oberkörper gelegt. Während er sie zog, hielt er ihren Kopf mit bemerkenswerter Vorsicht über Wasser und schien stark darauf bedacht zu sein, ihr nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
    Als Darrek wieder Boden unter den Füßen spürte, zog er Laney weiter durchs Wasser, bis er genügend Stand hatte, um sie auf den Arm zu nehmen.
    Ohne sich wehren zu können, musste Laney zulassen, dass Darrek sie an seine breite Brust drückte und an Land trug. Sie hörte laut und deutlich das Klopfen seines Herzens unter dem nassen T-Shirt und wunderte sich, warum es so schnell schlug. Was nur war los mit Darrek? Hatte er sich etwa um sie gesorgt? Das sah ihm gar nicht ähnlich.

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