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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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also hinauszögerte, desto schwieriger würde es werden ihre Angst zu überwinden. Bevor sie sich gar nicht mehr bewegen konnte, drehte sie sich daher um und schwamm los.
    Sie zwang sich dazu, nicht darüber nachzudenken, wie weit das andere Ufer noch entfernt war oder wie tief das Wasser unter ihr hinab reichte. Stattdessen schwamm sie in gemäßigtem Tempo, ohne sich darum zu scheren, dass die anderen am liebsten viel schneller vorangekommen wären. Sie wusste, dass sie auf einer kurzen Strecke theoretisch dazu imstande gewesen wäre, alle anderen abzuhängen. Über mehrere Kilometer benötigte man jedoch keine Schnelligkeit sondern Ausdauer. Und davon hatte sie im Vergleich zu den anderen nicht besonders viel.
    Es schien ewig zu dauern, bis sie die Hälfte der Strecke erreicht hatte. Was vom Ufer aus wie ein Katzensprung gewirkt hatte, war in Wirklichkeit eine Strecke, die schwimmend kein Mensch hätte überwinden können. Da Laney jedoch kein Mensch war, verbot sie sich über solcherlei Dinge nachzudenken. Menschen hatten immerhin auch keine Reißzähne und tranken kein Blut. Menschen waren schwach und schutzbedürftig. Sie hingegen wollte nichts von alledem sein. Statt bei der Hälfte der Strecke langsamer zu werden, zog sie das Tempo weiter an und gab Gas. Ihre Muskeln schmerzten und ihre Lungen protestierten gegen die Anstrengung, aber Laney sah keine Möglichkeit, eine Pause einzulegen. Die einzige Chance war die Flucht nach vorne.
    „Übertreib es nicht, Samantha“, riet William, der neben sie geschwommen war. „Dein Tempo war bisher gut. Wenn du dich überanstrengst, werde ich dir nachher doch noch helfen müssen.“
    Laney achtete nicht auf ihn. Es mochte sein, dass er recht hatte. Doch wenn sie jetzt wieder langsamer wurde, konnte sie genauso gut aufgeben. Daher behielt sie ihr neues Tempo bei und richtete ihren Blick auf das Ziel. Sie musste nur diese verdammte Insel erreichen. Sobald sie angekommen war, könnte sie sich bestimmt ausruhen. Sie dachte nicht mehr an die bevorstehende Jagd oder den Kampf mit einem Wilden. Stattdessen konzentrierte sie sich voll und ganz auf ihre Aufgabe, das andere Ufer zu erreichen.
    „Dein Verhalten zeugt von großem Dünkel“, bemerkte William. „Du wirst noch bereuen, nicht auf mich gehört zu haben.“
    Obwohl Laney sich nicht sicher war, was er meinte, schwamm sie unbeirrt weiter. Einen Zug nach dem anderen, bis sie plötzlich etwas an ihrem Fuß spürte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und sie verlangsamte sofort das Tempo. Das andere Ufer war nicht mehr weit entfernt, aber Laney konnte noch lange keinen Boden unter den Füßen spüren.
    „Was war das?“, fragte sie in Williams Richtung und sah ängstlich nach unten. Etwas hatte ihren Knöchel berührt. Gab es hier Haie?
    „Was war was?“, fragte dieser zurück und sah sie skeptisch an, als würde er an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln.
    „Da war ein …“, begann Laney und verschluckte ihre Worte, weil sie plötzlich von einem Gewicht unter Wasser gezogen wurde.
    Das kalte Nass brach über ihr zusammen und Panik überkam sie. Sie konnte spüren, wie eine Gestalt ihren Körper umklammerte und sie daran hinderte, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Laney wollte schreien, musste aber verhindern, dass ihre Lungen sich mit Wasser füllten. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage kämpfe sie unter Wasser mit dem Tod. Doch dieses Mal hatte sie wenigstens einen Gegner.
    Laney versuchte sich darauf zu konzentrieren. Was immer das Wesen war, das sie umklammert hielt, es bestand definitiv aus Fleisch und Blut. Laney konnte zwar unter Wasser nichts sehen, aber sie konnte es fühlen. Es war warm und hatte menschenähnliche Gliedmaßen. Keine Flügel und keine rot glühenden Augen. Die hätte sie auch unter Wasser erkennen können. Es war also kein Kaltblüter. Es wäre Laney zwar auch neu gewesen, dass die Wilden ihre Opfer unter Wasser zogen, aber es gab nichts, was sie diesen Kreaturen nicht zugetraut hätte. Die Person, die sie unter Wasser gezogen hatte, war klein und hatte kurzes Haar. Liliana.
    Sobald Laney ihren Gegner identifiziert hatte, legte sich ihre Panik ein wenig. Liliana war genauso wenig dazu imstande, unter Wasser zu atmen, wie sie selber. Das bedeutete, dass sie nicht ewig unter der Oberfläche bleiben konnte. Wut überkam Laney und sie begann sofort gegen die Warmblüterin zu kämpfen. Was hatte Liliana nur für ein Problem? Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit versuchte sie, Laney

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