Familienbande
aber durch die Verbindung war sie langsamer geworden und musste einsehen, dass Coal mehr Kondition hatte als sie.
„Finde CeeCee“, rief Cynthia ihm hinterher, als er langsam aus ihrem Gesichtsfeld verschwand. „Sie wollte irgendwo in dieser Ecke der Insel spielen gehen. Oh bitte. Bitte lass es nicht schon wieder passiert sein.“
Dann wurde Cynthia langsamer und fand ihren eigenen Trab. Sie wusste, dass Coal Celia genauso sehr liebte wie sie es tat. Das Mädchen war für ihn die einzige Tochter, die er je haben würde, und er würde alles tun, um sie vor Schaden zu bewahren. Doch was, wenn die Schreie gar nicht bedeuteten, dass Celia einen Menschen angegriffen hatte?
Was, wenn es eine Falle war und Coal es war, der Hilfe brauchen würde? Was, wenn die Force ihn nach all diesen Jahren gefunden hatte? Cynthia wurde wieder schneller.
Liliana schrie. Sie hockte auf dem Boden und wurde von ihrer eigenen Gabe zugeschnürt, bis der Schmerz sie zum Kreischen brachte. Die Pein stand ihr in den Augen, aber sie hatte offensichtlich keine Kontrolle über ihren Körper. Der stumme Befehl hatte sie immer noch im Griff und es war abzusehen, dass sie ohne die unsichtbaren Seile sofort wieder versucht hätte, Laney an die Gurgel zu springen.
Dennoch brachte Laney es nicht übers Herz, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich quälte. Stur wandte sie den Blick ab und sah stattdessen zu William.
„Wie kann er ihr das nur antun?“, fragte sie ungläubig. „Das ist doch Quälerei. Verdammt. Ich wünschte, ich hätte ihn nicht auf diese Idee gebracht.“
„Es ist nicht deine Schuld, Sammy“, sagte William. „Er wäre wahrscheinlich auch von alleine auf den Gedanken gekommen.“
Er stand mit Laney zusammen an der einen Seite der Lichtung, hinter einigen Pflanzen versteckt. Annick und Alain hatten eine andere Stelle gewählt und Darrek hielt alleine die Stellung. Er war Liliana am nächsten, da er sonst Probleme gehabt hätte, ihre Gabe zu manipulieren. Sie war bereits wach gewesen, als Darrek und Laney zu den anderen gestoßen waren, sodass er direkt dazu gezwungen gewesen war, sie zu fixieren. Die Notwendigkeit, sie zu fesseln, hatte Laney ja noch verstanden. Aber sie mit ihrer eigenen Gabe zu attackieren, erschien ihr unrecht und falsch. Traurig schüttelte sie den Kopf.
„Darrek ist wirklich grausam“, stellte sie fest.
„Du klingst enttäuscht“, sagte William überrascht. „Hattest du etwas anderes von ihm erwartet?“
„Ja … Ich meine, nein … Ich meine … Ich weiß nicht, was ich von ihm erwartet habe. Ich werde aus ihm einfach nicht schlau.“
William nickte.
„Ich denke, das geht den meisten Leuten so.“
Liliana schrie wieder auf und Laney zuckte zusammen.
„Wie lange will er das noch so machen? Bis sie tot zusammenbricht?“
„Ich denke eher, bis der Wilde sich blicken lässt. Oder bis Lady Liliana wieder sie selbst ist. Solange sie noch vorhat dich zu attackieren, wird Darrek sie nicht aus seiner Umklammerung lassen. Eigentlich ist Liliana ja sogar selber schuld. Würde sie ihre Gabe nicht anwenden, dann wäre es Darrek auch nicht möglich sie zu manipulieren. Die meisten Leute wissen das nicht, aber Darrek kann nur dann auf ihre Gaben zurückgreifen, wenn sie sozusagen in Betrieb sind.“
Verwundert sah Laney William an.
„Aber … Darrek hat schon mehrfach durch meine Gabe mit mir gesprochen, ohne dass ich zuerst mit ihm geredet hätte.“
„Diese Art der Telepathie ist ja auch vergleichsweise simpel. Es ist die leichteste Form deiner Gabe und wird von dir immer benutzt. Ich glaube gar nicht, dass du das abschalten kannst. Daher wendet Darrek sie auch problemlos bei dir an. Dein Schrei hingegen … den könnte Darrek sicherlich nicht einfach so einsetzen. Das geht nur, während du es selber tust. So wie in der Situation, als du die alte Frau und das Kind schützen wolltest.“
Laney nickte und sah dann wieder zu Liliana.
„Könnte man Liliana nicht auch mithilfe von Annicks Gabe daran hindern mich anzugreifen? Gegen die kann Liliana doch nichts tun.“
„Das ist korrekt. Aber diese Methode taugt nicht, um den Wilden anzulocken.“
Als Liliana wieder verstummte, war plötzlich etwas zu hören. Bewegung. Jemand rannte. Und zwar genau in die Richtung, aus der Lilianas Schreie ertönten.
„Ich glaube, wir bekommen Besuch“, stellte William fest und zog Laney in die Hocke, um aus dem Blickfeld zu sein.
Aber wenn es ein Wilder ist …, dachte Laney. Warum hört man dann Schritte und
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