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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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keine Flügelschläge?
    Wie eine Feuerwalze preschte Coal durch den Wald. Mit jedem Schritt, den er tat, trieb er das Feuer vor sich her und bahnte sich somit einen kürzeren Weg. Das Gestrüpp verwelkte und die Bäume verkohlten, ohne jedoch vollkommen zu verbrennen. Coals Gabe verhinderte, dass alles unkontrolliert zu brennen begann, und löschte sofort wieder jene Flammen, die eine Gefahr für die Insel dargestellt hätten.
    Wie eine Naturkatastrophe, arbeitete Coal sich immer weiter vorwärts und näherte sich unaufhaltsam den Schreien.
    „ CeeCee! “, rief er. „CeeCee, wo bist du?“
    Als er keine Antwort erhielt, erhöhte sein Herzschlag sich noch weiter. Angst überkam ihn. Angst, eine der beiden einzigen Personen in seinem Leben zu verlieren, die ihm wirklich wichtig waren. Celia war für Coal, wie eine Tochter. Schon vor ihrer Geburt hatte er gewusst, dass es so sein würde. Doch nie hätte er damit gerechnet ein Lebewesen so kompromisslos lieben zu können, wie das Baby, das Cynthia eines nachts zur Welt gebracht hatte. Es war keine schwere Geburt gewesen. Die Wehen hatten nur eine Stunde gedauert, und dann war Celia auf die Welt gerutscht, als hätte sie nur darauf gewartet, das Glück ihrer Eltern perfekt zu machen. Und als Coal das schreiende Bündel mit dem dunklen Flaum auf dem Kopf in den Armen gehalten hatte, waren ihm vor lauter Freude die Tränen gekommen. Sein Baby. Er war tatsächlich Vater geworden.
    Und als Celias Vater war es seine Aufgabe, sie zu schützen. Notfalls auch vor sich selbst.
    Coal konnte hören, dass die Schreie nicht mehr weit entfernt waren.
    „ CeeCee! “, rief er wieder und rannte weiter, bereit seine Tochter von dem Menschen fortzuzerren, den sie angegriffen hatte. Wer immer das auch sein mochte.
    Er preschte auf eine Lichtung und kam abrupt zum Stehen. Er hatte die Quelle der Schreie gefunden. Doch kein Mensch war die Ursache dafür gewesen. Und auch Celia war nirgendwo zu sehen. Stattdessen hockte eine fremde Warmblüterin auf dem Boden, deren Arme eng an ihren Oberkörper gepresst waren. Und sie schrie aus vollem Halse, als würde man ihr höllische Qualen zufügen. Misstrauisch betrachtete Coal die Frau und kam zögerlich näher. Die Flammen hinter ihm erloschen und züngelten nun an dem spärlichen Rasen entlang, immer vor seinen Füßen her.
    „Wer bist du?“, fragte Coal und kniff die Brauen zusammen. „Du siehst aus wie ein Warmblüter, verhältst dich aber wie ein frisch verwandelter Kaltblüter, oder wie ein Wilder.“
    Die Frau verschwendete an ihn keinerlei Aufmerksamkeit, sondern starrte in den Wald hinein, als gäbe es dort etwas, was sie von ganzem Herzen begehrte.
    Irritiert folgte Coal ihrem Blick, konnte jedoch nichts erkennen. Verwundert wandte er sich wieder der Warmblüterin zu.
    „Kannst du nicht sprechen?“, fragte er. „Wo kommst du her? Was tust du hier?“
    Als die Fremde weiterhin keinen Mucks von sich gab und wie gefesselt am Boden hocken blieb, schüttelte er den Kopf.
    „Du kannst mir sicher auch nicht sagen, ob Celia hier vorbei gekommen ist, oder? Als ich die Schreie gehört habe, dachte ich, sie hätte vielleicht einen der Eingeborenen erwischt. Mit fremdem Besuch hatte ich nicht gerechnet.“
    Die Frau blieb stumm und Coal betrachtete sie eingehender. Sie kam ihm vage bekannt vor. Ihre Züge erinnerten an die Ältesten, denen er jahrelang gedient hatte. Er hatte sein Schicksal nie in Frage gestellt, bevor er Cynthia über den Weg gelaufen war. Doch er hatte die Methoden der Ältesten immer verabscheut. Ihre überhebliche Art, mit der sie über das Leben anderer entschieden war ihm zuwider gewesen und ihre Regentschaft war nicht besser, als eine Diktatur. Auf einmal bekam Coal eine Gänsehaut. War das hier eine Nachkommin der Ältesten? Und wenn ja, was tat sie dann hier? War sie alleine? Und falls nicht, wo waren dann ihre Begleiter? Auf einmal hatte Coal das ungute Gefühl, genau in eine Falle getappt zu sein.
    Darrek zögerte. Sein gesamter Plan hatte darauf aufgebaut, dass der Feuerteufel inzwischen ein Wilder war. Die Wilden waren unbeherrscht und gefährlich. Liliana, Annick und Alain hätten es ihm sicherlich abgekauft, wenn er einen Wilden versehentlich getötet hätte, um sich und alle anderen zu schützen. Ein Diener jedoch … Darrek zweifelte nicht daran, dass der Feuerteufel eine mächtige Gabe hatte. Doch sobald Darrek diese unter Kontrolle gebracht hätte, wäre der Mann kein würdiger Gegner mehr. Es war aber

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