Familienbande
unruhig auf und ab lief, als versuchte er, eine Lösung für das Dilemma zu finden.
„Und was tust du hier, bei den Schergen der Ältesten?“, fragte Cynthia verständnislos. „Solltest du dich nicht so weit wie möglich von ihnen fernhalten oder bist du schon mit Marlene verbunden?“
„Marlene schläft noch“, gab Laney zurück. „Und ich bin nicht freiwillig hier. Soviel ist sicher.“
Cynthia nickte wieder und drückte ihre Tochter noch näher an sich. Da endlich wandte Darrek seine Aufmerksamkeit wieder den Frauen zu.
„Nun gut“, verkündete er und ließ die Flammen um den Feuerteufel herum noch niedriger werden. „Ich habe eine Entscheidung getroffen.“
Kapitel 29
Stille Befehle
Darrek wusste, dass das Risiko groß war, aber er musste die Karten auf den Tisch legen. Es bestand die Möglichkeit, dass die Wahrheit einen stummen Befehl bei Annick und Alain auslösen würde. Aber Darrek konnte sich nicht sicher sein, ob oder worauf Akima die beiden konditioniert hatte. Meist war es so, dass die Betroffenen noch nicht einmal wussten, dass Akima ihnen einen Auftrag gegeben hatte, bis sie auf einmal dabei waren ihn auszuführen. Die Frage war nur, was den stillen Befehl freisetzen würde. Bei Liliana war es ein seltenes Wort gewesen. Warum sie sich jedoch auf Laney fixiert hatte, war Darrek nach wie vor schleierhaft. Akima hatte schließlich unmöglich wissen können, dass sie Laney in Barcelona finden würden.
Bei den Zwillingen war es naheliegend, dass es kein Wort, sondern eher eine Handlung seinerseits sein würde, die die beiden dazu bringen würde, kopflos nach Akimas Wünschen zu handeln. Falls Annick und Alain aber doch auf einen Begriff geprägt sein sollten, der mit Flucht oder Verrat zu tun hatte, dann musste Darrek dringend auf seine Wortwahl achten. Er durfte keine seltenen Worte verwenden und auf keinen Fall zu konkret werden.
„Annick. Alain“, wandte er sich an die beiden. „Ich möchte, dass ihr jetzt geht.“
Irritiert sahen die Zwillinge ihn an.
„Gehen, Herr?“, hakte Annick nach. „Wohin?“
„Das ist mir egal. Nur geht.“
„Das können wir nicht, Herr. Nicht ohne den Feuerteufel. Wir haben den Auftrag, ihn zu den Ältesten zu bringen. Wenn wir ohne ihn zurückkommen, wird man uns töten.“
„Und wenn ihr das nicht tut?“
Irritiert sah Annick ihn weiter an.
„Was nicht tun?“
„Zurückkommen.“
Annicks Augen weiteten sich als sie verstand, worauf Darrek hinauswollte. Doch bevor sie antworten konnte, stieß Celia plötzlich ein Quietschen aus. Cynthia war völlig geräuschlos zusammengebrochen und hatte das Mädchen unter sich begraben. Laney handelte sofort. Sie zog das Kind unter seiner Mutter hervor und drehte Cynthia herum. Sie war ohne ersichtlichen Grund ohnmächtig geworden.
„Cynthia“, rief Laney besorgt. „Was ist mit dir?“
„ Mami? “, kreischte Celia panisch und drehte sich herum. „ Papi? “
Laney sah sich nach dem Feuerteufel um und verstand sofort, was geschehen war. Liliana stand über dem Kaltblüter und hielt einen dicken Ast in der Hand, den sie Coal offensichtlich über den Kopf gezogen hatte. Wäre er nicht mit Cynthia verbunden gewesen, dann hätte er einen solchen Schlag vermutlich problemlos verkraftet. So jedoch war einiges von ihrer körperlichen Schwäche auf ihn übergegangen und er war ohnmächtig geworden, was wiederum dazu geführt hatte, dass auch Cynthia das Bewusstsein verlor.
„Liliana?“, fragte Darrek ungläubig. „Wie hast du dich befreit?“
Liliana lächelte. Der hypnoseähnliche Zustand war verschwunden und sie verwendete offensichtlich nicht mehr ihre Gabe.
„Oh, dachtest du etwa, ich wüsste nicht, dass du meine Gabe nur verwenden kannst, solange ich sie benutze?“, fragte Liliana spöttisch. „Das weiß ich durchaus. Und Akima weiß es auch. Mein stummer Befehl war leider sehr unpräzise. Er lautete schlicht und einfach, dass ich meine Gabe in dieser stärkeren Form für alles anwenden sollte, was Akimas Plänen im Wege stand. Und das war in diesem Falle Laney. Da der Befehl von Akima kam, konntest du ihn auch nicht manipulieren, Darrek. Zumindest nicht ohne Weiteres. Ich hatte natürlich nicht vorgehabt, diesen stummen Befehl einfach so ins Wasser zu werfen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Doch ganz offensichtlich war der Begriff, den wir uns ausgesucht hatten, nicht selten genug. Zumindest nicht für einen so alten Diener wie William.“
William schnaubte.
„Gebildet und kultiviert“,
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