Familienbande
Laney.
„Tut … tut mir leid, Kath“, stammelte er. „Das wollte ich nicht.“
Jason sah seinen Cousin böse an und nahm dann die Decke wieder weg, um Kathleen zu begutachten. Ihre Haut war leicht gerötet, aber nicht verbrannt. Glücklicherweise hatte sie die Sonnenstrahlen nur ganz kurz zu spüren bekommen.
Nur direkte UV-Einstrahlung war gefährlich. Im Schatten konnte sie sich problemlos aufhalten und an regnerischen Tagen sogar manchmal draußen herumlaufen.
Nachdem Jason sich versichert hatte, dass seine Frau keinen dauerhaften Schaden genommen hatte, wandte er sich wieder Greg zu.
„Was fällt dir ein, am helllichten Tag einfach so hier hereinzuplatzen?“, fragte er wütend. „Du weißt doch genau, dass das gefährlich ist. Du hättest wenigstens klopfen können.“
„Tut mir leid“, wiederholte Greg. „Ich war einfach nur so durcheinander.“
Kathleen betrachtete den jungen Mann mitleidig und legte Jason dann eine Hand auf die Schulter.
„Ist schon gut, Jason“, sagte sie beschwichtigend und wandte sich dann seinem Cousin zu. „Was ist denn passiert, Greg?“
Greg zögerte einen Augenblick und reichte Kathleen dann den zerknitterten Brief in seiner Hand. Kathleen runzelte misstrauisch die Stirn und bedeutete Jason, den Brief mit ihr zusammen zu lesen.
Liebster Greg,
es tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht bleiben. Du bedeutest mir unendlich viel und es liegt nicht an dir. Du hast nichts Falsches gesagt oder getan. Ich kann nur einfach nicht zulassen, dass die Wahl meines Partners durch meine Großmutter beeinflusst wird. Ich will mir Zeit lassen können, aber wenn ich zu Hause bleibe, dann kann ich das nicht.
Ich kann mich nicht verabschieden, weil ich weiß, dass du und meine Eltern versuchen würdet mich umzustimmen. Außerdem ist es besser, wenn ihr nicht wisst, wo ich hingehe. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ich gefunden werde.
Mach dir bitte keine Sorgen um mich und sag meinen Eltern, dass sie das auch nicht tun sollen. Meine Gabe wird mir helfen mich zu verteidigen, falls das notwendig sein sollte.
Ich werde mich bald wieder bei euch melden, aber versucht bitte nicht mich zu finden. Das hier ist mein Leben und ich will selbst entscheiden, was ich damit tue.
Bitte versucht das zu verstehen. In Liebe,
Laney
„Was hat das zu bedeuten, Greg?“, fragte Jason aufgebracht und sah seinen Cousin an, als wäre das Ganze einzig und allein seine Schuld.
„Laney ist fort“, sagte Greg und sprach damit das Offensichtliche aus. „Sie hat nicht in ihrem Bett geschlafen und ist sicherlich schon seit Stunden weg.“
Ohne zu zögern sprang Jason auf und begann sich anzuziehen.
„Wo willst du hin?“, fragte Kathleen bestürzt. „Du willst ihr doch wohl nicht folgen, oder?“
„Natürlich will ich das“, gab Jason zurück. „Sie ist meine Tochter, verdammt nochmal. Ich werde nicht zulassen, dass sie da draußen allein herumläuft.“
„Aber die Menschen sind doch keine Gefahr für sie“, gab Kathleen zu bedenken. „Und sie wird sich bestimmt nicht unter Vampiren aufhalten.“
„Nein“, stimmte Jason zu, während er sich ein T-Shirt über den Kopf zog. „Aber was ist mit den Wilden? Wenn sie denen über den Weg läuft, wird mit ihr dasselbe passieren, wie mit ihrer Mutter. Ich habe nicht vor, dieses Risiko einzugehen.“
Ohne weitere Diskussionen zuzulassen, rannte Jason zur Tür, wartete, bis Kathleen sich mit der Decke abgeschirmt hatte, und stürmte dann hinaus.
„Tja“, sagte Kathleen, nachdem er fort war, und starrte die Tür an. „Ich denke, es wäre wohl das Beste, wenn du ihm folgst, Greg. Wer weiß, was er sonst noch so alles anstellt in seiner Wut.“
Jason und Greg suchten gemeinsam mit Viktor und Doreen drei Tage lang nach Laney. Bei Nacht beteiligten sich auch Kathleen und die verbliebenen Kaltblüter an der Suche, aber sie konnten sie nicht finden. Laney hatte darauf geachtet keine Spuren zu hinterlassen und der Geruch war bei Nacht auch für die Kaltblüter mit ihren empfindlicheren Sinnesorganen verblasst. Die einzigen Kreaturen, die jetzt noch dazu imstande wären Laneys Spur aufzunehmen, waren die Wilden. Doch Jason hoffte, dass diese Wesen sich seiner Tochter möglichst nicht nähern würden.
„Sie ist einfach zu schnell“, sagte Jason, als er am dritten Tag wieder nach Hause kam und sich neben Kathleen aufs Bett setzte.
„Das ist nicht das Problem“, erwiderte Kathleen. „Das Problem ist, dass sie nicht gefunden
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