Familienbande
Liebhaber abgesehen hatte. Viola Karovski war eine schwarze Witwe. Eine Hochstaplerin und Mörderin. Seit fast zwanzig Jahren schon verdiente sie ihr Geld damit, reiche Männer dazu zu bringen, sie zu heiraten. Eigentlich soweit nichts Ungewöhnliches, nur dass die Männer kurz nach der Hochzeit auf skurrile Weise verstarben. Ihr erster Mann hatte sie misshandelt und mehrfach ins Krankenhaus befördert. Er war nicht reich gewesen, aber er hatte immerhin eine Lebensversicherung gehabt. Nach zwei Jahren Ehe war er bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die Bremsen hatten versagt. Er war aus der Kurve geflogen und sofort gestorben. Traurig, aber nicht zu ändern. Natürlich wurde Viola verdächtigt, aber da man es nie geschafft hatte, ihr etwas nachzuweisen, war die Anklage gegen sie wieder fallen gelassen worden. Sicherlich hatte der Mann den Tod verdient gehabt, doch von diesem Moment an war Viola nicht mehr zu bremsen gewesen. Sie hatte eine Grenze überschritten und Gefallen an ihren Intrigen gefunden.
Violas zweiter Mann hatte nach nur einem halben Jahr Ehe Selbstmord begangen. Ob Viola ihn tatsächlich dazu getrieben hatte oder ob das Szenario gestellt war, war schwer zu sagen. Tatsache war nur, dass er an einer Überdosis Schlafmittel starb und die arme Viola mit scheinbar gebrochenem Herzen zurückließ. Das hinderte sie jedoch nicht daran, zwei Jahre später wieder zu heiraten und ihren Mann vierzehn Monate später auf einem Segelturn zu entsorgen. Seine Leiche wurde nie gefunden.
Ehemann Nummer vier schaffte es gar nicht so weit. Er starb nach drei Monaten bei einem Fallschirmsprung, weil der Schirm sich nicht öffnete. Seine arme Frau musste von unten hilflos zusehen, wie er zu Tode stürzte. Und dabei hatte sie ihm vorher extra noch geholfen, den Schirm ordentlich zusammen zu legen. Arme Viola.
Nach Ehemann Nummer vier machte die schwarze Witwe eine längere Pause und bereitete sich intensiver auf ihren nächsten Angriff vor. Denn obwohl ihre vorherigen Männer alle gut betucht gewesen waren, handelte es sich doch um kleine Fische, im Gegensatz zu dem Millionär, den sie nun im Auge hatte. Er war der Gründer einer Online Community und sein geschätztes Vermögen wuchs Tag für Tag. Er war noch sehr jung und deshalb für Viola ein leichtes Opfer. Man sah ihr das Alter keinesfalls an und sie wusste ganz genau, wie man einen Mann dazu brachte, vor ihr in die Knie zu gehen.
Kurz nach der Hochzeit brach das Geschäft des jungen Mannes jedoch in sich zusammen. Facebook eroberte die Welt und ließ alle anderen Online Communitys im Erdboden versinken. Hinzu kam, dass der junge Mann keinerlei Rücklagen besaß, weil er alles wieder in sein Geschäft gesteckt hatte. Ehe Viola sich versah, war ihr frisch gebackener Ehemann pleite und sie saß mit ihm zusammen auf der Straße. Da bei ihm nun nichts mehr zu holen war, ging sie den altmodischen Weg, um ihn loszuwerden. Sie betrog ihn mit einem seiner Freunde und ließ sich dabei in flagranti erwischen. Keine zehn Tage später hatte der Mann die Scheidung eingereicht und dadurch vermutlich sein Leben gerettet.
Viola stand nun jedoch ohne Geld da. Sie führte einen übertriebenen Lebensstil und hatte sich stets von ihren reichen Männern aushalten lassen. Nun jedoch hatte sie alles verloren. Ehemann Nummer sechs musste her. Und zwar so schnell wie möglich.
Darrek betrachtete den älteren Mann an Violas Seite eingehend. Er sah so aus, als würde sich eine Ehe mit ihm durchaus lohnen. Seine Kleidung war gepflegt und teuer. Seine Schuhe glänzten frisch geputzt und er hatte Viola offensichtlich erst vor Kurzem neuen Schmuck geschenkt. An ihrem Dekolletee glänzte und glitzerte es. Sicherlich würde es nicht mehr lange dauern, bis er ihr einen Ring an den Finger steckte, nur um kurz darauf von einem Zug überrollt zu werden.
Doch das würde Darrek zu verhindern wissen. Es war ihm zwar eigentlich gleichgültig, ob der alte Knacker starb, aber die Gelegenheit zu einer offiziell genehmigten Jagd konnte er sich einfach nicht entgehen lassen. Die Polizei war schon vor langer Zeit an Viola verzweifelt. Immer wieder hatte man sie wegen Mordes angeklagt, aber nie nachweisen können, dass sie etwas mit den Unfällen ihrer Männer zu tun hatte. Und da sie nach jedem Mord den Staat wechselte, hatten ihre neuen Ehemänner noch nichts von ihrer Vergangenheit gehört und gaben sich damit zufrieden, eine arme Witwe vor sich zu haben, die ehrlich um ihren verstorbenen Mann
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