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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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trauerte.
    Doch Darrek wusste es besser. Während er das Paar von seinem Versteck auf dem Dach aus beobachtete, fühlte er, wie sein Jagdinstinkt sich regte. Er hatte die Jagd immer schon genossen. Seitdem er sich zurückerinnern konnte, war es ihm schon ein Genuss gewesen, den Menschen aufzulauern, um sie für ihre Vergehen zu bestrafen. Ungeachtet dessen, dass auch er sich im Prinzip eines Verbrechens schuldig machte, indem er sie jagte. Denn Darrek hatte nicht nur Menschen getötet, die auf der Liste standen. Es war zwar schon lange her, aber als junger Vampir waren seine Instinkte immer wieder mit ihm durchgegangen.
    Und auch als erwachsener Vampir hatte er von Zeit zu Zeit das Gefühl, frisches Blut zu brauchen. Wenn sie nicht auf der Liste standen, so ließ er sie für gewöhnlich jedoch am Leben. Er zapfte den jungen Frauen nur ein wenig Blut ab, indem er mit einem Messer ihre Haut aufritzte und davon trank. Ihr Blut zu trinken, war schließlich nicht gefährlich. Er durfte sie nur nicht beißen, um sie nicht zu verwandeln. Denn in den Zähnen war das Gift versteckt. Der Speichel wirkte nur betäubend und euphorisierend auf seine Opfer. Eine Erfahrung, an die die jungen Frauen noch lange voller Erregung zurückdachten, wie Darrek aus sicheren Quellen wusste.
    Während er noch überlegte, wie er am besten vorgehen sollte, spürte er plötzlich einen wohlbekannten Druck auf der Brust. Es war, als würde sich eine Zange um seinen Oberkörper schließen und ihm die Luft abdrücken. Ohne auch nur den Blick von Viola zu heben, reagierte Darrek auf die unsichtbare Attacke. Er suchte geistig nach ihrem Auslöser und hebelte ihn ohne Schwierigkeiten aus. Hinter ihm ertönte ein leises Lachen.
    „Nicht schlecht, Darrek“, ertönte eine glockenhelle Stimme hinter ihm. „Ganz ohne zu gucken.“
    Widerwillig drehte Darrek sich um. Auf dem Dach stand eine zierliche, kleine Frau mit kurzen, schwarzen Haaren und dunklen Augen. Trotz ihrer fehlenden Größe, verrieten ihre makellosen Gesichtszüge eindeutig ihre Abstammung von den Ältesten. Liliana war Tristans Tochter und somit Marlenes Enkelin. Genau wie er gehörte sie zur Familie und hatte ebenfalls von den Ältesten eine Gabe geerbt. Sie war dazu imstande, mit ein wenig Vorbereitungszeit einen Ring um ihren Gegner herum entstehen zu lassen, der ihn nach und nach zerquetschte. Darrek hingegen hatte die Gabe, ihre Fähigkeiten genau wie die der meisten anderen Vampire zu seinen Gunsten zu manipulieren. Wenn er die Gabe noch nicht kannte, kostete ihn das einige Mühe. Doch sobald er es einmal getan hat, war es für ihn kein Problem. Und Lilianas Gabe kannte er ziemlich gut.
    „Was willst du hier, Liliana?“, fragte Darrek missmutig und richtete seinen Blick wieder nach unten, um das Paar nicht aus den Augen zu verlieren.
    „Dasselbe wie du“, flötete sie fröhlich und legte ihm eine Hand auf den Schenkel. „Jagen.“
    „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mit dir teile, oder?“, zischte Darrek und stieß ihre Hand weg.
    Ein Opfer zu teilen war machbar, beinhaltete jedoch einige Schwierigkeiten. Wenn ein Vampir einmal angefangen hatte, frisches Blut zu trinken, so fiel es ihm unheimlich schwer wieder davon abzulassen. Es war zwar durchaus möglich, er selbst hatte es ja schon oft genug getan, aber wenn ein anderer Vampir in der Nähe war, meldete sich nicht nur der Jagdinstinkt, sondern auch das Bedürfnis seine Beute zu verteidigen. Es hatte schon häufig schwere Kämpfe gegeben, weil ein Vampir dem anderen seine Beute streitig machen wollte.
    „Unsinn“, gab Liliana zurück. „Wie ich dich kenne, hast du ihr alles Blut ausgesaugt, bevor ich überhaupt in ihre Nähe komme. Nein, nein. Ich nehme den Mann.“
    „Den Mann?“, fragte Darrek ungläubig und betrachtete den älteren Herrn aufmerksam. „Steht er etwa auch auf der Liste?“
    „Nein, aber ich dachte, das macht keinen Unterschied. Wenn du Viola nicht beseitigen würdest, hätte sie ihn sowieso getötet. Sein Ende stand also ohnehin kurz bevor. Warum soll ich dann nicht auch noch etwas davon haben?“
    Darrek zog missbilligend die Augenbrauen zusammen. Nicht, dass ihm die Menschen irgendetwas bedeuten würden. Für ihn waren sie nicht mehr als intelligentes Vieh. Es war auch nicht so, dass er es nicht verstehen konnte, dass Liliana jemanden töten wollte, der nicht auf der Liste stand. Es störte ihn nur, dass er von Liliana mit hineingezogen wurde.
    Darrek hatte bei der Force angekündigt, dass

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