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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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stilmäßig dem Rest des Geländes anzupassen, aber die Architekten hatten nicht verhindern können, dass der Altersunterschied auffiel. Das Haupthaus war bereits mehrere hundert Jahre alt. Der Westflügel hingegen war erst vor zwei Jahren fertiggestellt worden. Die eigentlich interessanten Räume befanden sich jedoch ohnehin unter der Erde.
    „Hallo Darrek“, flötete Liliana und lächelte ihn lasziv an. „Na, hast du dein Betthäschen allein lassen müssen?“
    Liliana hatte am Vortag missmutig beobachtet, wie Darrek mit der fremden Frau verschwunden war. Doch da sie wusste, dass Frauen für ihn ohnehin nur Mittel zum Zweck waren, gab es keinen Grund für sie eifersüchtig zu werden. Die einzige Frau, für die Darrek sich je wirklich interessiert hatte, war Kara gewesen. Und die war seit über fünfzehn Jahren tot.
    „Hallo Mutter“, sagte Darrek höflich, ohne auf Lilianas Provokation einzugehen und nickte ihr dann kurz zu. „Lil.“
    „Hallo Darius“, gab Akima hoch erhobenen Hauptes zurück. „Du hast uns warten lassen.“
    Akima war die einzige Person, die Darrek bei seinem richtigen Namen nannte. Da seine Schwester Larissa ihn bis zur Pubertät groß gezogen hatte und sie Darius als absolut unpassend für einen kleinen Jungen befand, hatten sich alle angewöhnt ihn Darrek zu nennen. Nur Akima war bei seinem ursprünglichen Namen geblieben.
    „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, entschuldigte Darrek sich. „Ich hatte noch kurz etwas zu erledigen.“
    Akima sah ihren Sohn abschätzend an. Obwohl sie mindestens einen Kopf kleiner war als er, schien sie ihn von oben herab zu betrachten. Genau wie ihre Schwestern sah sie aus, als wäre sie Mitte dreißig, womit sie äußerlich älter wirkte als die meisten Vampire in ihrem Gefolge. Das führte jedoch nur dazu, dass sie noch sehr viel hoheitsvoller, reifer und weiser wirkte. Die Ältesten galten als die schönsten Frauen des gesamten Volkes und vererbten diese Schönheit auch an die meisten ihrer Kinder.
    „Während wir hier draußen reden, können die Wilden unten im Keller schon sonst was anstellen“, mischte Liliana sich ein. „Vielleicht sollten wir lieber erst mal dieses Problem aus der Welt schaffen.“
    „Liliana hat recht“, pflichtete Akima ihr bei und machte dabei ein Gesicht, das dem ihrer Großnichte zum Verwechseln ähnlich war. „Wir sollten reingehen.“
    Darrek nickte und folgte den beiden Frauen in das Gebäude.
    „Was genau ist denn überhaupt das Problem?“, fragte er während sie die Treppen zum Keller hinabstiegen.
    „Oh, hast du das noch nicht mitbekommen?“, fragte Liliana überrascht. „Du musst ja schlafen, wie ein Stein. Goliath ist aus seinem Käfig entwischt und verwüstet das Kellergeschoss. Und da der Kleine sich ja von niemandem anfassen lässt, dachten wir, es wäre wohl besser dich zu verständigen.“
    Darrek verdrehte die Augen. Goliath war einer der neuen Kaltblüter und alles andere als klein. Er maß über zwei Meter und war stärker bemuskelt als ein Bodybuilder. Wäre er ein Mensch oder ein Diener, hätte allein das ihn schon zu einer beeindruckenden Gestalt gemacht. Doch Goliath war ein Wilder. Und noch dazu ein Wilder mit einer besonderen Gabe, wodurch er zu einem besonders gefährlichen Gegner wurde.
    „Und wegen so etwas holt ihr mich aus dem Bett?“, fragte Darrek trotzdem. „Hätten die Wachen das nicht erledigen können? Ich bin nicht im Dienst.“
    „Das ist mir durchaus bewusst, Darius“, erwiderte Akima. „Wenn es ein anderer Kaltblüter gewesen wäre, dann hätte ich dich auch nicht rufen lassen. Ich dachte, Liliana könnte ihn vielleicht mit ihrer Gabe bändigen, aber Goliaths Gabe braucht im Gegensatz zu ihrer keine Vorbereitungszeit. Und die gesamte Force will ich auch nicht auf ihn hetzen. Goliath ist so empfindsam. Ich will ihn nicht verschrecken.“
    „Und dann rufst du mich?“
    Darrek stieß ein freudloses Lachen aus.
    „Du glaubst wirklich, dass ich ihn nicht verschrecken werde?“
    Akima warf Darrek einen missbilligenden Blick zu.
    „Zumindest hoffe ich das. Du musst ihn eigentlich nur lange genug hinhalten, bis Liliana sich gesammelt hat. Dann kann sie ihn festsetzen und ich kann ihn berühren.“
    Darrek schnaubte und ließ bewusst seine Handknochen knacken.
    „Na dann. Letʼs get ready to rumble.“

Kapitel 11
    Goliath
    Der Kellerraum war vollkommen dunkel. Offenbar hatte Goliath alle Lampen zerstört, um sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Für einen

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