Familienbande
zu zerquetschen, fing Lilianas Gabe an zu wirken. Goliaths Arme sanken wie von selbst an seinen Oberkörper und er brach über Darrek zusammen, wie ein nasser Sack. Seine Brust wurde von Lilianas Gabe zusammengedrückt wie eine Milchtüte und er stieß einen qualvollen Schrei aus. Liliana lächelte zufrieden.
„Das reicht“, befahl Akima. „Du bringst ihn noch um und wir brauchen ihn lebend.“
Liliana blies sich genervt die kurzen Haare aus dem Gesicht und verzog dann schmollend den Mund.
„Kann ich ihn nicht noch ein bisschen mehr drücken?“, bettelte sie. „Er hält doch sicher viel aus. Ich bekomme sonst so selten die Gelegenheit, meine Gabe zu nutzen.“
„Ich sagte, es reicht“, herrschte Akima sie an und Liliana lockerte das Band ein wenig. „Ich werde ihn jetzt berühren und danach lässt du ihn los. Verstanden?“
Liliana nickte unzufrieden, widersprach jedoch nicht. Schweigend sah sie zu, wie Akima eine Hand nach Goliath ausstreckte, der wie wild um sich zu beißen versuchte. Doch bevor er sie erwischen konnte, drückte Akima ihre Hand mitten auf sein Gesicht. Sofort erschlaffte er unter ihrer Berührung.
„Du wirst dich beherrschen“, befahl Akima ihm. „Du wirst wieder in deinen Käfig gehen und nicht mehr versuchen auszubrechen. Hast du mich verstanden?“
Goliath sah zu ihr auf, als wollte er antworten. Doch aus seiner Kehle kam nur ein Krächzen.
„Gut. Dann steh jetzt auf und geh. Liliana. Dein Einsatz.“
Missmutig ließ Liliana ihr Band verschwinden und sah zu, wie Goliath aufstand. Alle Wut und aller Wahnsinn waren verschwunden. Er schien wie in Trance zu sein. Seine Bewegungen waren abgehackt, wie die eines Roboters, und er gehorchte offensichtlich ohne nachzudenken. Nur in seinen Augen waren noch der Wahnsinn und die Wut seines wilden Wesens zu erkennen. Als wäre er in seinem eigenen Körper gefangen.
Als Goliath aufstand, kam unter ihm Darrek zum Vorschein, der dankbar nach Luft schnappte.
„Gott. Wenn ihr noch mehr Zeit mit Gequatsche verschwendet hättet, hätte der Kerl mich sicher platt gelegen. Was wiegt das Ding? Zweihundert Kilo mindestens.“
„Oooh. Hat der arme Darrek sich wehgetan?“, neckte Liliana. „Soll ich dich zum Krankenhaus bringen? Da gibt es viel frisches Blut, das dich sicherlich schnell wieder auf die Beine bringen wird.“
Akima sah Liliana missbilligend an und blickte dann Goliath hinterher, der gehorsam zu seinem Käfig trottete und steif darin stehen blieb, ohne die Tür zu schließen.
„Was willst du jetzt mit ihm machen?“, fragte Darrek interessiert. „In ein paar Stunden geht die ganze Geschichte doch wieder von vorne los.“
„Nicht, wenn ich ihn vorher wieder berühre“, erwiderte Akima. „Eine andere Lösung sehe ich im Moment nicht. Ich muss ihm regelmäßig befehlen sich ruhig zu verhalten. Andernfalls wird er noch die gesamte Anlage in Schutt und Asche legen. Und dafür habe ich heute wirklich keine Zeit.“
„Heute? Warum? Was ist heute?“
„Hat der Ältestensohn mal wieder etwas nicht mitgekriegt?“, feixte Liliana. „In ein paar Stunden findet eine Versammlung statt.“
„Eine Versammlung? Warum?“
„In Afrika ist ein begabter Kaltblüter gesichtet worden“, erklärte Akima. „Wir müssen entscheiden, wer dem nachgeht.“
„Ist es jemand, nach dem wir schon länger suchen?“
„Könnte sein. Aber diese Informationen wird Tristan später dem ganzen Rat mitteilen. Solange kannst du dich nochmal ausruhen. Es wäre nämlich gut möglich, dass du die Spedition begleiten musst.“
Darrek seufzte. So etwas in der Art hatte er schon befürchtet. Urlaub in Barcelona konnte er demnach wohl vergessen.
„Na gut. Aber schlafen kann ich ohnehin nicht mehr. Ich gehe zu Will. Vielleicht hat er ja Lust mir noch ein paar Tricks zu zeigen, bevor wir los müssen.“
„Es gefällt mir nicht, dass du dich mit einem Diener angefreundet hast“, stellte Akima fest. „Es ist unnatürlich und falsch.“
„Will ist doch kein Diener“, entgegnete Darrek. „Er ist Trainer der Force. Und wir sind nicht befreundet. Ich halte ihn nur für einen würdigen Gegner. Das ist alles.“
„William und würdig?“, spottete Liliana. „Ohne seine Gabe wäre er doch nichts. Das Einzige, was dann noch bliebe, wäre sein ach so schönes Gesicht.“
„Ist da etwa jemand neidisch? Ohne deine Gabe hättest du schließlich gar nichts zu bieten.“
Liliana zuckte zusammen und sah Darrek verletzt an.
„Das war unnötig, Darius“,
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