Familienbande
stellte Akima fest. „Liliana ist eine wunderschöne junge Frau. Und das weißt du auch.“
„Ja. Ich weiß es. Und das Schlimme ist: Sie weiß es auch. Das macht sie dann gleich wieder viel weniger schön.“
„Ach, Darrek. Du hast ja keine Ahnung, was für andere Vorzüge ich noch habe.“
„Das stimmt. Und ich hoffe, dass ich das auch nie erfahren werde.“
Wütend stemmte Liliana ihre Arme in die Hüften und stapfte davon. Hätte sie nicht genau gewusst, dass Darrek dazu imstande war ihre Gabe zu manipulieren, dann hätte sie ihren Ring ohne zu zögern bei ihm angewandt.
„Das war unnötig“, wiederholte Akima, als Liliana fort war. „Was hast du überhaupt gegen sie. Ihr beide würdet doch wunderbar zueinander passen.“
„Liliana? Eher würde ich mich mit einer Wilden verbinden. Die wäre wahrscheinlich noch umgänglicher.“
Akima schwieg einen Moment und sah ihren Sohn dann fragend an.
„Ist es immer noch wegen Kara? Wann wirst du endlich über diese Sache hinwegkommen, mein Sohn?“
Darrek drehte sich weg. Er wollte jetzt nicht über die Vergangenheit reden. Akima wusste, dass Darrek ihr gegenüber nie sonderlich liebevolle Gefühle gehegt hatte, doch seit der Geschichte mit Kara hatte er sie ganz offen seinen Hass spüren lassen.
„Es war das Beste so“, bekräftigte Akima.
„Ja. Das Beste für dich.“
„Das ist nicht wahr. Es war das Beste für uns alle. Und irgendwann wirst du das auch verstehen.“
Darrek schüttelte den Kopf und trat in die Schleuse. Doch bevor er nach oben ging, drehte er sich noch einmal um.
„Nichts für ungut, Älteste. Aber es gibt Dinge, die will ich gar nicht verstehen. Wir sehen uns später bei der Versammlung.“
Er öffnete die zweite Tür, aus der auch Liliana vor eine paar Minuten getreten war, und eilte davon, ohne Akima den Vortritt zu gewähren, wie es sich gehört hätte.
Kapitel 12
Die Versammlung
Darrek trat das Training mit William immer mit gemischten Gefühlen an. Er wusste, dass er einer der stärksten Mitglieder der Force war und sein Handwerk gut beherrschte. Doch das Einzeltraining mit William empfand er meist als frustrierend.
Mit aller Kraft versuchte Darrek sich zu konzentrieren. Obwohl er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, atmete er einmal tief durch und tastete mit den Sinnen seine Umgebung ab. Doch bevor er alles um sich herum erfassen konnte, traf ihn ein Tritt in die Seite. Er schmerzte nicht besonders stark, vor allem wenn man ihn mit Goliaths Angriff verglich. Aber Darrek stieß trotzdem ein wütendes Knurren aus. Niemand wagte es ihn ungestraft zu verletzen. Doch bevor er reagieren konnte, riss ihm etwas die Füße weg und er schlug hart auf dem Boden auf.
„Wenn Ihr weiter nur so herumsteht, sind wir ja vor morgen noch nicht mit dem Training fertig“, ertönte Williams gut gelaunte Stimme und machte Darrek noch wütender.
William war der einzige Kaltblüter, der ein angesehenes Mitglied der Force war. Er hatte die Aufgabe, die Soldaten in der Kampfkunst auszubilden. Seine Qualifikationen dazu kamen nicht nur daher, dass er bereits als Mensch Soldat gewesen war, sondern lagen vor allem in seiner Gabe. Er konnte sich vor den Augen aller unsichtbar machen, was es für Neulinge besonders schwierig machte gegen ihn zu kämpfen.
Darrek hingegen war kein Neuling. Er war nur erschöpft von seinem Kampf gegen Goliath und abgelenkt durch das Gespräch mit Akima und Liliana. Doch das würde ihn nicht den Sieg über William kosten. Wütend sprang er auf und schlug an die Stelle, wo er die Stimme vermutete. Doch seine Faust fuhr ins Leere.
„So wird das nichts“, belehrte William ihn mit seiner körperlosen Präsenz. „Nie in Wut angreifen. Das habe ich Euch schon mal erklärt, Herr.“
„Wie soll ich dich ohne Wut angreifen, wenn du mir keine Gelegenheit gibst mich zu beruhigen?“
„Das ist Eure größte Schwäche, Darrek“, erklärte William weiter und gab seinem Herrn einen Stoß. „Ihr lasst Euch zu sehr durch Eure Wut kontrollieren. Dieses Gefühl schränkt Euch in Euren Fähigkeiten ein. Ihr seid ein guter Kämpfer. Normalerweise würdet Ihr Eure Augen gar nicht benötigen, um mich zu besiegen. Aber die Wut schränkt Euch ein.“
Darrek lächelte grimmig. Ohne Anstrengung lenkte er seine Konzentration auf Williams Gabe und setzte sie außer Kraft. Zum Vorschein kam ein hoch gewachsener Mann, äußerlich um die dreißig, mit einem schönen schmalen Gesicht und langen blonden Haaren. Während William
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