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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Aber ihr Stolz drängte sie dazu sich zusammenzureißen. Je mehr Schwäche sie zeigte, desto mehr konnten diese Fremden sie verletzen. Das durfte sie nicht zulassen.
    „Ja“, antwortete Laney daher. „Ja, ich kann laufen. Du kannst mich runterlassen. Es wird schon gehen.“
    William blieb stehen, um Laney auf den Boden zu setzen. Die anderen liefen einfach weiter. Sie gingen offensichtlich davon aus, dass Laney ihre Lektion gelernt hatte und nicht noch einmal denselben Fehler machen würde. Vielleicht vermuteten sie aber auch, dass sie überhaupt noch nicht fit genug war, um es wieder zu versuchen.
    Als Laney wieder auf ihren eigenen Beinen stand, befürchtete sie wirklich einen Augenblick lang, sie würde wieder umfallen, aber William hielt sie am Handgelenk fest und war ihr damit sowohl Handschelle, als auch Stütze. Laney sah ihn dankbar an.
    „Bist du sicher, dass es geht?“, fragte William unsicher und sah den anderen nach. „Ich kann dich gerne noch eine Weile tragen.“
    „Nein“, sagte Laney und schüttelte den Kopf. „Es geht schon. Auf geht’s.“
    Sie liefen los und hatten die anderen bald wieder eingeholt. Laney war erleichtert, als sie sah, dass es wirklich ging. Das Laufen tat sogar gut. Sie hatte es ja immer schon geliebt zu rennen und jetzt half die Bewegung ihr, ihre Gedanken zu sortieren.
    Es versuchte niemand mit ihr zu reden. Sie war vollkommen für sich allein. Die Truppe schien einer ganz bestimmten Route zu folgen, obwohl Laney keine Ahnung hatte, wo es hingehen sollte. Sie hatten einen Hafen erwähnt. Doch die spanische Küste war voller Häfen und Laney hatte keiner Ahnung, welchen davon sie meinten.
    Ihre Familie würde sicherlich bald anfangen nach ihr zu suchen, da war sie sich ganz sicher. Wenn sie am übernächsten Montag nicht anrief, dann würde Kathleen anfangen sich Sorgen zu machen und spätestens zwei Tage später wären sie längst in Spanien. Das Problem war nur, dass die Spur bis dahin sicherlich verschwunden sein würde. So lange hielt sich kein Geruch. Und wenn sie erst einmal auf einem Schiff waren, dann war ohnehin alles zu spät.
    Sie liefen schnell, ohne ihr Tempo auch nur ein einziges Mal zu verlangsamen. Laney hatte immer gedacht, dass sie viel Ausdauer besäße, aber sie musste sich eingestehen, dass sie im Vergleich zu diesen Fremden sehr viel schwächer war, als sie vermutet hatte. Nach ein paar Stunden schon fing sie an nach Luft zu schnappen, während alle anderen keinerlei Probleme zu haben schienen das Tempo zu halten. Es ärgerte sie, dass ihr Körper sie dermaßen im Stich ließ.
    Außerdem störte es sie, dass ihre Sinne denen der Fremden unterlegen zu sein schienen. Vor allem die Kaltblüter konnten besser riechen, sehen, hören und schmecken als sie. Sie waren körperlich stärker, schmerzunempfindlicher und robuster. Sie brauchten keinen Schlaf und hatten eine scheinbar unendliche Ausdauer.
    Das Einzige, was Laney ihnen voraus hatte, war, dass ihr das Sonnenlicht nichts ausmachte und dass sie schneller war. Doch in Bezug auf das Tageslicht standen Darrek und Liliana ihr in nichts nach. Die beiden waren genauso Warmblüter wie sie. Und sie waren besser trainiert, hatten mehr Ausdauer und mehr Erfahrung. Laney hatte also keine realistische Chance ihnen zu entkommen.
    „Wir sind fast da“, verkündete Annick plötzlich aus dem Nichts heraus und Laney sah sie verblüfft an. In den letzten Stunden hatte niemand auch nur ein einziges Wort gesagt und daher schienen diese Worte auf unangenehme Weise die Stille zu stören.
    Annicks Aussage schien bei den anderen jedoch große Erleichterung auszulösen. Offenbar gab es irgendeinen Zeitplan, an den sie sich zu halten hatten. William drückte Laneys Arm, um sie dazu zu bringen schneller zu laufen. Es war immer noch dunkel und sie befanden sich in menschenleerem Gebiet. Daher konnten sie es sich leisten schnell zu laufen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    Der Wind frischte auf und die Luft schmeckte nach Salz. Der Weg führte sie über mehrere Kuppen und schließlich hatten sie freien Blick auf das Meer. Sie liefen an einem langen steinigen Strand entlang und Laney konnte sehen, wie das Wasser leicht gegen die Felsen klatschte. Die See war sehr ruhig und lag friedlich im Mondlicht. Es würde noch einige Zeit dauern, bis die Sonne aufging, aber die Fremden schienen es trotzdem eilig zu haben.
    „Wir müssen uns beeilen“, sagte William und sie erhöhten ihr Tempo noch weiter.
    Es gab noch einiges zu tun,

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