Familienbande
gehörte den Ältesten. Sie benutzten es jedoch sehr selten, weil es nur eines von vielen verschiedenen Transportmitteln war, die ihnen überall auf der Welt zur Verfügung standen. Doch dieses Schiff war für das Vorhaben besonders geeignet, da es sehr unauffällig war. Da es ein Segelschiff war, benötigte es bei geeignetem Wetter keinen Sprit und auch keine Landeerlaubnis. Man konnte es einfach besteigen und damit fahren, wohin immer man wollte. Diese Punkte waren wichtig, um so schnell und so unauffällig wie möglich an die Insel des Feuerteufels heranzukommen. Es handelte sich um ein Naturschutzgebiet, in dem eigentlich nur Vögel lebten. Da sich die Insel jedoch in direkter Nähe zu den kanarischen Inseln befand, sollte es für einen Wilden kein Problem darstellen, bei Vollmond hin und her zu fliegen. Es wäre vermutlich schneller gewesen, per Flugzeug eine der bewohnten Inseln anzusteuern und von dort aus ein Schiff zu mieten. Doch der Zugang zu den Vogelinseln war strengstens untersagt und die Küstenwache verwehrte allen Touristen den Zugang zu diesen Gewässern. Von der Seite des offenen Meeres hingegen wurde kaum kontrolliert.
„Schönes Wetter heute, findest du nicht auch?“, hörte Darrek Laneys melodische Stimme unter sich an Deck.
Sie stand neben Liliana in der Sonne und schien es zu genießen, die Wärme auf ihrer Haut zu spüren. Liliana interessierte sich offenbar gar nicht für das Wetter und hatte vor allem keinerlei Lust dazu, sich mit der Geisel zu unterhalten. Überheblich rümpfte sie die Nase und ließ Laney stehen, ohne sie einer Antwort zu würdigen. Laney sah ihr irritiert hinterher und zuckte dann hilflos mit den Schultern. Ganz offensichtlich hatte sie keine Ahnung, was Liliana so gegen sie aufbrachte. Sie ließ sich von ihr jedoch nicht lange die Laune verderben, sondern drehte sich wieder um und sah auf die Wellen hinaus.
Nachdenklich betrachtete Darrek ihr Profil. Er hatte sofort gewusst, dass sie es war, aber erst durch ihre Gabe waren auch seine letzten Zweifel aus dem Weg geräumt worden. Sie war die Tochter von Kara. Das Mädchen, nach dem die halbe Force auf der Suche war. Es war pures Glück, dass Annick und Alain nicht zur Force gehörten und Liliana sich für nichts außer sich selbst interessierte. Ansonsten hätte sie ihn bestimmt längst zur Rede gestellt.
Das letzte Mal hatte er Laney an dem Tag gesehen, als Kara starb. Der Gedanke daran, was er dabei für eine Rolle gespielt hatte, erfüllte ihn wie immer mit Wut und Trauer. Nichts von all dem hätte passieren müssen. Wäre Kara nicht mit Jason davongelaufen, dann wäre sie jetzt noch am Leben. Am besten wäre es gewesen, wenn die beiden sich gar nicht erst kennen gelernt hätten.
Jason hatte Kara natürlich schon als Jüngling vom Sehen gekannt. Jeder Warmblüter hatte sie gekannt. Doch im Gegensatz zu Darrek hatte Kara nicht einmal seinen Namen gewusst. Darrek war mit Jason zusammen in der Grundausbildung gewesen und die beiden Männer hatten sich trotz ihres ungleichen Wesens gut verstanden. Das hatte sich jedoch in dem Moment geändert, als Jason viele Jahre später Kara entführt hatte.
Darrek hatte vor Wut gekocht, als er davon erfahren hatte. Denn auch wenn Kara sich dagegen entschieden hatte, für ihn ihre Pflichten zu vernachlässigen, so hatte er sie doch immer als sein Eigentum betrachtet. Je schöner sie wurde, desto besitzergreifender hatte er sich anderen Männern gegenüber verhalten. Und als Kara fort war, hatte er Jason Rache geschworen. Dass Kara ihr Leben verlor, war jedoch nie Teil des Plans gewesen.
Darrek konzentrierte sich wieder auf Laney. Obwohl er die Umstände von ihrer Zeugung missbilligte, musste er zugeben, dass das Mädchen der Schönheit ihrer Mutter in nichts nachstand. Sie war hochgewachsen und schlank, mit einer schmalen Taille und schönen Kurven. Ihr Gesicht war etwas breiter als das der Ältesten, was ihr jedoch sehr gut stand. Sie wirkte dadurch weicher und unschuldiger. Ansonsten hatte sie das gleiche lange Haar wie ihre Mutter und auch deren hohe Wangenknochen. Laney war jedoch sehr viel temperamentvoller und lebenslustiger als Kara es gewesen war. Ihr fehlte die stille Würde und Eleganz, die ihre Mutter mit jeder Geste und jedem Wort ausgestrahlt hatte. Laneys liebenswürdige Art, mit der sie William schon längst um den Finger gewickelt hatte, erinnerte eher an Jason. Darrek verabscheute diesen Charakterzug.
Obwohl er zugeben musste, dass er William mochte und
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