Familienbande
dieser als sein Eigentum eingestuft hatte. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, war Darrek darüber nicht sonderlich begeistert.“
Verwirrt runzelte Laney die Stirn. Es ging um eine Sache? Eigentlich sah es ihrem Vater gar nicht ähnlich, wegen materiellen Dingen eine Freundschaft aufs Spiel zu setzen, doch William sah leider nicht so aus, als hätte er vor näher auf das Thema einzugehen.
Was sie nun auch viel mehr beschäftigte, war die Frage, was William mit seinen Erkenntnissen anfangen wollte. Wusste er, dass Marlene alles tun würde, um sie in die Finger zu bekommen? Würde er sie verraten?
„Wir werden den anderen vorerst nichts sagen“, sagte William, als hätte er die unausgesprochene Frage gehört. „Sollen sie es doch selbst herausfinden, wenn sie können. Bisher haben sie schließlich kaum Interesse an dir gezeigt. Und wer weiß … in den nächsten Wochen kann viel passieren. Vielleicht bekommst du ja doch noch eine Gelegenheit, die Rückkehr zu den Ältesten zu vermeiden.“
Laney sah ihn misstrauisch an.
„Warum schützt du mich?“
William senkte die Stimme.
„Es gibt Dinge, die ich dir noch nicht sagen kann, kleine Samantha. Aber du musst mir vertrauen. Sagen wir es mal so … Es werden sicherlich nicht alle Mitglieder dieser Gruppe nach der Jagd wieder zu den Ältesten zurückkehren.“
Sein Blick wirkte geheimnisvoll und Laney sah ihn verständnislos an. Nicht alle würden zu den Ältesten zurückkehren? Was meinte er damit? Hatte er vor, sich abzusetzen und würde sie mitnehmen? Das wäre zwar eine wunderbare Nachricht, aber Laney weigerte sich, sich falsche Hoffnungen zu machen. Was, wenn William versuchte ihr eine Falle zu stellen? Er wirkte zwar sehr vertrauenserweckend, aber das konnte auch täuschen.
„Warum bist du den Ältesten überhaupt noch treu, William?“, fragte sie irritiert. „Man hat doch alle Diener freigesprochen. Warum hast du die Chance nicht genutzt, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen?“
„Oh ja. Offiziell sind die Kaltblüter jetzt frei und nur noch die Wilden dürfen gejagt werden.“
Laney hob die Augenbrauen und verzog dann den Mund. Williams Tonfall gefiel ihr nicht.
„Meinst du …“, begann sie.
„Die ehemaligen Diener werden immer noch gejagt“, bestätigte William ihre Befürchtung. „Gnadenloser als je zuvor und vor allem diejenigen, die eine Gabe haben, sollten es nicht wagen sich gegen ihre Herren zu stellen. Jeder, der untreu wird, den erwartet der Tod. Wer es bis zu den großen Flüchtlingslagern schafft, der ist vorerst in Sicherheit, aber das gelingt den Wenigsten. Die meisten versuchen es gar nicht erst.“
„Aber warum nicht?“
„Aus Angst. Dachtest du etwa, Kaltblüter hätten keine Existenzängste? Nur weil unsere Herzen nicht schlagen, heißt das noch lange nicht, dass wir nichts fühlen.“
„Das weiß ich. Meine Stiefmutter gehört zu den Kaltblütern. Glaub mir, ich kenne mich da ganz gut aus“, konterte Laney und sah William missmutig an.
Dieser schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln.
„Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen. Der liebe Jason hat es ja gewagt, die Ältesten noch weiter zu verärgern, indem er nicht nur eine ihrer Vertreterinnen entführt hat. Nein, er hat sich auch noch mit einer Dienerin verbunden. Ich hätte nie erwartet, dass das geht.“
Laney zuckte mit den Schultern.
„Thabea behauptet, sie könnte alles verbinden, was atmet.“
„Thabea?“
„Eine Verbinderin aus dem Lager der freien Kaltblüter. Wobei, nach dem, was du sagst, sind sie wohl immer noch Flüchtlinge.“
„Ja, das stimmt. Die Ältesten hängen an ihrer Macht und wollen sie unbedingt verteidigen. Doch nur Akima geht mit einer Brutalität vor, die sogar ihre eigene Familie umfasst.“
„Wie meinst du das?“
„Glaubst du etwa, Darrek wäre freiwillig hier, um einem Wilden hinterher zu jagen? Die Wilden sind ihm völlig egal. Auch wir Kaltblüter sind ihm eigentlich gleichgültig. Er wäre wahrscheinlich zufrieden, wenn man ihn einfach nur in Ruhe ließe.“
„Das verstehe ich nicht. Ich dachte immer, dass die Familie der Ältesten so gut zusammenhalten würde.“
„Alles Fassade. Darrek kann seine Mutter nicht einmal leiden. Du musst wissen, dass Akima sehr bald nach seiner Geburt ihre Schlafphase angetreten hat und ihren Sohn in den folgenden Jahren Larissa überlassen hat. Das ist Darreks Schwester.“
Laney nickte. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass Larissa in der Zeit ihrer
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