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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Meter Entfernung Schafe umlegen? Ist das nicht ziemlich schwierig?«
»Nun ja, man muß ein bißchen versetzt zielen, aber auf diese Distanz haben sie eine Chance zu entkommen.«
»Das kann ich mir denken«, sagte der Doktor, der wünschte, er könnte dasselbe von sich behaupten. »Und nachdem Sie sie umgelegt hatten, bekamen Sie nächtliche Samenergüsse wegen der Tiere?«
Lockhart musterte ihn mittlerweile nicht nur besorgt, sondern auch angeekelt. »Ich weiß verdammt nochmal wirklich nicht, wovon Sie reden«, sagte er. »Erst fummeln Sie an meiner Frau rum, und dann bestellen Sie mich her und fragen mich nach irgendwelchen verfickten Schafen aus ...«
Dr. Mannet klammerte sich an diesem Ausdruck fest. »Aha«, sagte er, auf Sodomie zusteuernd, »zuerst haben Sie also die Schafe geschossen, dann gefickt?«
»Hab‘ ich das?« fragte Lockhart, der das Schimpfwort von Mr. Treyer aufgeschnappt hatte, der es häufig benutzte, wenn er zu oder über Lockhart redete, normalerweise gefolgt von dem Begriff Trottel.
»Na, das müssen Sie doch wissen«, sagte Dr. Mannet.
»Vielleicht hab‘ ich es getan«, sagte Lockhart, der es nicht getan hatte. »Jedenfalls gab es sie hinterher zum Abendessen.«
Dr. Mannet schüttelte sich. Noch ein paar solche ekelhaften Enthüllungen, und er selbst würde reif für eine Therapie sein.
»Mr. Flawse«, setzte er mit der festen Absicht an, das Thema zu wechseln, »was Sie mit den Schafen taten oder nicht, braucht uns nicht zu interessieren. Ihre Frau suchte mich auf, weil Sie, wie sie sagte, sich wegen ihres Menstruationsflusses Sorgen machten ...«
»Ich machte mir wegen ihrer Blutungen Sorgen«, korrigierte Lockhart.
»Ganz recht, wegen ihrer monatlichen Periode. Wir nennen das Menstruation.«
»Ich nenne es verflucht scheußlich«, sagte Lockhart. »Und besorgniserregend.«
Das fand Dr. Mannet auch, bemühte sich aber, es nicht zu
sagen. »Die Fakten sehen einfach so aus: Jede Frau ...«
»Dame«, meinte Lockhart gereizt.
»Welche Dame?«
»Nennen Sie meine Gattin nicht ‹Frau¤. Sie ist eine Dame,
eine strahlende, wunderschöne, engelsgleiche ...«
Dr. Mannet vergaß sich. Genauer gesagt, er vergaß Lockharts Hang zu Gewalttätigkeiten. »Vergessen Sie das alles«, fuhr er ihn an. »Jede Frau, die es schafft, mit einem Mann
zusammenzuleben, der offen bekennt, daß er am liebsten Schafe fickt, muß ein Engel sein, ganz egal, ob sie strahlend oder wunderschön ist ...«
»Mir ist es nicht egal«, sagte Lockhart, womit er den Ausbruch abrupt unterband.
Dr. Mannet fiel es wieder ein. »Na schön, auch wenn man davon ausgeht, daß Mrs. Flawse eine Dame ist, so erzeugt sie dennoch eine Eizelle im Monat, die in ihre Eileiter wandert und, falls sie nicht befruchtet wird, den Körper in Form von ...«
Er brach ab. Lockhart war wieder zum Azteken mutiert.
»Was meinen Sie mit befruchtet?« zischte er.
Dr. Mannet überlegte krampfhaft, wie er den Befruchtungsvorgang erklären sollte, ohne noch mehr Anstoß zu erregen. »Sie machen folgendes«, sagte er unnatürlich ruhig, »Sie stecken Ihren Pen ...du lieber Himmel ... den Pillermann in ihre Vagina und ... Guter Gott.« Er gab verzweifelt auf und erhob sich.
Lockhart stand ebenfalls auf. »Es geht schon wieder los«, rief er. »Zuerst erzählen Sie, meine Gattin solle gedüngt werden, und jetzt fangen Sie an, meinen Pillermann ...«
»Gedüngt?« kreischte der Doktor und zog sich in eine Ecke zurück. »Wer hat irgendwas von Düngen gesagt?«
»Früchte werden gedüngt«, brüllte Lockhart. »Umgraben und düngen, das machen wir in unserem Küchengarten, und wenn Sie denken ...«
Aber Dr. Mannet konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er wollte nur noch seinen Instinkten gehorchen und im Eiltempo das Sprechzimmer verlassen, bevor dieser schafsbesessene Irre wieder Hand an ihn legen konnte. »Schwester, Schwester«, schrie er, als Lockhart sich ihm näherte. »Um Gottes willen ...« Doch Lockharts Wut hatte sich gelegt.
»Sie brauchen einen Arzt«, fuhr er ihn an und verließ die Praxis. Dr. Mannet ließ sich auf seinen Stuhl fallen und seinen Kollegen kommen. Als er sich selbst dreißig Milligramm Valium verschrieben, diese mit Wodka hinuntergespült hatte und seine Worte verständlich formulieren konnte, war er fest entschlossen, Mr. und Mrs. Flawse auf immer und ewig aus seiner Kartei zu streichen.
»Lassen Sie keinen von beiden je wieder mein Wartezimmer betreten«, wies er die Schwester an. »Bei Todesstrafe.«
»Aber können wir

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